Tides From Nebula – Earthshine
Kann man auch etwas zu sagen haben, ohne seine Stimme zu erheben? Im Fall von Tides From Nebula ist das definitiv so. Die vier Polen debütieren vor zwei Jahren erfolgreich mit “Aura” und verbreiten seither ihren instrumentalen Post Rock auf internationalen Bühnen mit prominenten Kollegen wie This Will Destroy You, God Is An Astronaut oder den mittlerweile leider aufgelösten Oceansize. Für den Nachfolger “Earthshine” haben die Herren beim polnischen Top-Metallabel Mystic Production unterschrieben und sorgen ganz ohne Gesang für zahlreiche magische Momente.
Acht Songs zwischen Mogwai und The End Of The Ocean faszinieren, vor allem dank ausgeklügelter Laut-Leise-Dynamik. “These Days, Glory Days” erinnert an einen Sonnenuntergang am Gipfelkreuz, geprägt von überwältigender Schönheit und einem Schuss Melancholie, mit der man dem sich dem Ende neigenden Tag hinterher sieht. “The Fall Of Leviathan” hat nichts mit Mastodon zu tun, sondern vertont die mächtigen Schritte eines Überwesens, bevor es sich in Asche verwandelt. Unbedingt hervorzuheben sind auch “Caravans” und “Siberia”, mit jeweils zehn Minuten Spielzeit die Monster dieses Zweitlings und in punkto Dynamik kaum zu toppen. Long Distance Calling lassen grüßen, wenn epische Klangbögen über karge Landschaften gespannt werden.
Was Tides From Nebula aber vor allem von anderen Post- und Instrumental-Rock-Kollegen hervorhebt, sind die krautigen Details mit einem Hauch von Jazz, die vor allem in den Interludes und Übergängen hervortreten. Mit einem Hauch von Elektronik und angedeuteten Schleifenbewegungen wagen die Polen eine Zeitreise, die “Earthshine” veredelt. Nicht nur, dass Tides From Nebula locker mit den erwähnten Genrekollegen in punkto Songwriting, Spannungsaufbau und Spieltechnik mithalten können, sie wagen es in einem Freigeist-Klangmeer noch weiter zu experimentieren und jegliche irgendwo übrig gebliebenen Grenzen zu pulverisieren. Dafür gebührt ihnen höchste Anerkennung – ein großartiges zweites Album, ein erzählerischer Leckerbissen.
VÖ: 27.05.2011
Mystic Production (Soulfood Music)
In Zusammenarbeit mit Beatblogger.de
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