The Human Abstract – Digital Veil
Eigentlich – so eine alte Redensweise – sollte die Musik im Mittelpunkt stehen, doch bei The Human Abstract haben zuletzt eher Lineup-Wechsel für Aufsehen gesorgt. So hat der auf den beiden ersten Alben “Nocturne” und “Midheaven” zu hörende Frontmann Nathan Ells die Band verlassen – über den Grad der Freiwilligkeit streitet man sich noch – wie auch Gitarrist Andrew Tapley und Keyboarder Sean Leonard. Dafür ist Hauptsongwriter A.J. Minette nach dreijähriger Auszeit wieder mit an Bord, während mit Ex-From First To Last-Gitarrist Travis Richter ein neuer Sänger gefunden wurde. Klingt mindestens genau so komplex wie das neue Studioalbum “Digital Veil”, das mit dreimonatiger Verspätung nun auch hierzulande erhältlich ist.
Es ist ein kurzweiliges Vergnügen von sieben Songs (plus Intro) über knapp 37 Minuten Spielzeit. Mehr braucht es aber auch nicht, denn selbst in dieser Kürze sagen The Human Abstract alles. Travis Richter als neuer Sänger macht sich verdammt gut, liefert fiese Growls ebenso wie angenehmen Klargesang, während Drummer Brett Powell die Band polyrhythmisch voran treibt. Minettes Comeback äußert sich unter anderem in den gelegentlich eingeschobenen klassischen Piano-Passagen (bspw. in “Complex Terms” – nomen est omen), hat er die ‘Bandpause’ doch unter anderem für eine klassische Ausbildung genützt. Nebenbei produziert er auch noch “Digital Veil” – ein echter Tausendsassa.
Wer The Human Abstract nur von der ‘Single’ “Faust” kennt, dürfte ziemlich überrascht, denn das Album ist tatsächlich überall und nirgendwo daheim. “Holographic Sight” beispielsweise lässt über weite Strecken Meshuggah-Riffs mit Deathcore-Intensität kollidieren, während der Titeltrack mit technischen Spielereien jeglicher Art und einem ebenso unorthodoxen Fade-Out operiert. Centerpiece ist jedoch zweifelsohne “Antebellum” – siebeneinhalb Minuten Prog-Wahnsinn, Origin-Zitate und Hackschnitzel-Arbeit, die auch Bands wie Last Chance To Reason und die Tour-Partner Scale The Summit überaus beeindrucken dürfte – sehr mathematisch und doch brachial angelegt.
Im weitesten Sinne sind The Human Abstract die härteren TesseracT. Prog- und Djent-Sounds sind für sie nur Mittel zum Zweck, werden in ein wahnwitziges Metalcore-Outfit – sofern man diesen Begriff überhaupt noch straffrei verwenden darf – gezwängt und versuchen auf Albumlänge daraus auszubrechen. Zahlreiche Windungen und Nackenschläge sind die Folge, geprägt von aggressiven Drums, kranker Griffbretthexerei und ausreichend ruhigen Momenten zum Durchatmen. “Digital Veil” ist krank, von der ersten bis zur letzten Sekunde. So in etwa klingt wohl vertonte Widerborstigkeit.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 17.06.2011
Erhältlich über: Steamhammer (SPV)
Myspace: www.myspace.com/thehumanabstract
In Zusammenarbeit mit beatblogger.de
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