As Hell Retreats – Volition
Dass sich technischer Metal innerhalb der Szene immer größerer Beliebtheit erfreut, ist spätestens nach dem Erfolg von Bands wie August Burns Red, Born Of Osiris oder After The Burial kein Geheimnis mehr. Natürlich hat dieser Trend auch zur Folge, dass immer mehr Newcomer auf diesen Zug aufspringen wollen, ohne aber das notwendige Talent und Feingefühl mitzubringen. Dennoch reicht es bei vielen für einen Plattenvertrag, so dass der Metalmarkt einmal mehr von zahlreichen Copycats überflutet wird. Klar, dass die Amis um As Hell Retreats mit ihrem zweiten Album „Volition“ (dt. „Willenskraft“) nicht nur eine Band unter vielen sein wollen.
Alles in allem ist die Platte im groovenden Midtempo-Bereich angesiedelt. Die relativ junge Formation aus Hendersonville, Tennessee vereint gekonnt die Brutalität von Death Metal mit der technischen Finesse von Progressive Metal und der rohen Power von Hardcore. Auch wenn es sich bei dem Vierer um eine christliche Metal-Band handelt, so wird man auf dem Album definitiv nicht mit stumpfen Lobeshymnen auf Gott und Jesus bombardiert. Ähnlich wie Demon Hunter oder ihren Genre-Kollegen A Plea For Purging setzen sich die Jungs thematisch mit Glaubenskämpfen, Unsicherheit und Hoffnungslosigkeit auseinander. In den insgesamt zwölf Songs begleitet der Hörer einen vom Schicksal gebeutelten Jungen auf der Suche nach dem Sinn des Lebens mit all seinen Höhen und Tiefen.
Der Opener „Young Heretic“ bietet einen guten Eindruck von der Gesamtausrichtung des Albums. Abrissbirnen-artige Riffs gepaart mit Jackson Greene’s rohen, teils fast schon dreckig anmutenden Shouts werden immer wieder von stimmigen Melodien und diversen Rhythmus-Spielereien aufgelockert. Nach dem ersten Interlude trifft man bei „Matriarch“ auch gleich auf den wohl härtesten Track des Albums, ein Midtempo-Stampfer deluxe sozusagen.
„Shun“ zeigt sich dann von der vertrackteren Seite. Abgehackte Riffs, bedrückende Gitarrenleads und ein fetter Blastbeat verlangen dem Hörer einiges ab, gehen aber auch ordentlich unter die Haut. Greene’s Wechsel zwischen Keifgesang und tiefen Death-Growls beweist, dass der Bursche mehr drauf haut als monotones Geshoute. „Misanthropist“ ist ein weiterer Bulldozer und glänzt vor allem mit einer eingängigen, fast schon leidend wirkenden Gitarrenharmonie von Tyler Riley.
Die Herren haben ein Gespür dafür, die musikalische Untermalung den jeweiligen Stimmungen in den Lyrics anzupassen. In hoffnungslosen Momenten geht es merklich düsterer und schwerfälliger zur Sache, als in lebensbejahenden Passagen. Beste Beispiele dafür sind der Zweiteiler „A Beggar“ (der wohl aufälligste und dunkelste Song auf dem Album) und die Uptempo-Nummer „…And His Faith“. Ein echtes Highlight wird zum Schluss mit „Only Hope“ serviert. Hier geben sich satte drei (!) Gastsänger ein Stelldichein. Tom Hirst (The Gun Show) sorgt für den Hardcore/Punk-Touch. Matt Janssen (In The Midst Of Lions) spuckt alles zermalmende Grunts und Aaron Stone (My Epic) sorgt in der zweiten Hälfte mit bittersüßem Klargesang für Gänsehautstimmung.
Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass ein Album sowohl auf musikalischer, als auch auf lyrischer Ebene überzeugt. As Hell Retreats wollen ernst genommen werden und das sollte mit einem Werk wie „Volition“ in der Tasche kein Problem sein. Freunde von August Burns Red, A Plea For Purging und For Today sollten hier unbedingt reinhören. Von den Jungspunden können noch so manch etablierte Acts etwas lernen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 26.07.2011
Erhältlich über: Ain’t No Grave Records / Century Media Records (US-Import)
Facebook: www.facebook.com/ashellretreats
Myspace: www.myspace.com/ashellretreats
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