Cave In – White Silence
Man muss dankbar sein, dass diese Platte überhaupt erscheint. Nach ihrem Major-Ausflug „Antenna“ machten sich Cave In auf „Perfect Pitch Black“ Luft und kündigten – frustriert und ausgebrannt – eine Pause auf unbestimmte Zeit an, die mit diversen Nebenprojekten (Zozobra, Clouds, The Octave Museum). 2009 war man wieder da mit der EP „Planets Of Old“ und schickt nun „White Silence“ ins Rennen. Keine radiotaugliche Alternative-Rock-Platte, kein Space-Prog-Abenteuer – sperrig, ausladend und doch irgendwie versöhnlich.
Der eröffnende Titeltrack hätte kaum sperriger ausfallen können, ist ein regelrechtes Gewitter aus Trigger-Drums, Multilayer-Growls und dissonanten Riffs. „Serpents“ baut darauf auf und bewegt sich gen besonders räudige Post-Hardcore-Bereiche. Die Freundschaft mit Converge ist greifbar. Hat man nun geglaubt, ungefähr zu wissen, was Cave In auf „White Silence“ vorhaben, holt einen das acht Minuten lange „Sing My Loves“ zurück auf den Boden der Tatsachen. Da isser, der Prog, von fiesen Growls durchzogen, durch viel Atmosphäre und Klargesang aufgelockert, quasi als Antithese zum fragenden „Seafrost“ – ein echtes Meisterstück.
Vorerst bleibt es hart: „Vicious Circles“, das mit Mathcore-Zitaten versetzte „Centered“ (was für ein Wellenbrecher, Converge zu „Jane Doe“-Zeiten lassen grüßen) und das bereits mit Klargesang gesegnete „Summit Fever“ sorgen für Psychoterror und Kopfschmerzen. Im letzten Drittel dann jedoch der Bruch, Cave In klingt wie ausgewechselt. „Heartbreaks, Earthquakes“ schwebt förmlich, getragen von entrückten Drums. Plötzlich glaubt man ein 2011er-Update der psychedelischen Beatles vor sich stehen zu haben, während „Iron Decibles“ den Geist der längst verblichenen Riesentöter EchoBrain beschwört. Es überrascht schon gar nicht mehr, dass „Reanimation“ das Album semi-akustisch beschließt, sich voll und ganz dem Post Rock hingibt.
Ob Cave In wissen, was sie mit ihrem neuen Album ‚angerichtet‘ haben? Kunst bedeutet Freiheit, das Zusammenfinden und Wiedererstarken eine Renaissance des kontrollierten Wahnsinns. Entsprechend lässt sich „White Silence“ nicht festnageln, sitzt zwischen allen Stühlen und ist ein wohlig kratzbürstiger Ausdruck seines musikalischen Selbstverständnisses. Hart und weich, direkt und verspielt, Core und Prog – Extreme treffen aufeinander, fesseln mit Brodskys Stimmakrobatik und Gänsehaut-Riffs. Spätestens bei „Heartbreaks, Earthquakes“ setzt ein fettes Grinsen ein: Cave In sind wieder da. Brace yourselves.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 15.07.2011
Erhätlich über: Hydra Head Industries (Indigo)
Facebook: www.facebook.com/CaveIn.Official
Myspace: www.myspace.com/cavein
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