Hands – Give Me Rest
Erstmals in ihrer Karriere konnten sich Hands ein wenig Zeit lassen. Das (Post-) Hardcore- / Metalcore-Trio aus Fargo, North Dakota trat 2009 gleich mit zwei Alben in Erscheinungen – einmal „The Sounds Of Earth“ via Oort Records und einmal „Creator“ über ihr aktuelles Label Facedown. Die Musik durfte dieses Mal atmen, im Studio wurde über mehrere Monate hinweg mit diversen Gitarren- und Drumsounds experimentiert. Das Ergebnis „Give Me Rest“ wirkt dadurch eine Spur glatter und runder, ohne jedoch auch nur einen Hauch an Intensität eingebüßt zu haben.
Der Opener „I Will“ demonstriert eindrucksvoll, wie sich der Hands’sche anno 2011 gestaltet: Sägende, atmosphärische Gitarre, stoisch nach vorne groovende Rhythmusabteilung und eine Mischung aus fiesen Growls und eingängigem, bewegenden Klargesang drückt die richtigen Knöpfe, kathartische Melodieführung inklusive. Kraft bezieht das Trio aus dem einzigartigen Gitarrensound, der sich wie eine Wand, die stets näher zu kommen scheint, auf den Hörer zu bewegt, ihm die Luft nimmt, nur um im richtigen Moment von Hoffnung und Erlösung geprägte Melodien auszupacken – siehe „Water“, ein echtes Monster kurz vor der Selbstzerstörung.
Wie es sich für eine christliche Band gehört, befassen sich Hands mit Glaubensfragen, jedoch aus einem etwas anderen Blickwinkel – Zweifel und Hoffnungslosigkeit, das Warten auf Erlösung und die Suche nach dem rechten Weg prägen „Give Me Rest“. Bedrohlich wirkende Monolithen wie „The Helix“ oder das mit kleineren Cave In- (zu „Antenna“-Zeiten) und Deftones-Zitaten versehene „Northern Lights“ illustrieren diese melancholisch angehauchte Rastlosigkeit, während sich „2005“ mit Isis-Riffs dem Meer zuwendet. Der abschließende Titeltrack bemüht sich jedoch um Versöhnung – eine siebenminütige, radiotaugliche Hymne mit großen Melodiebögen und schmerzhaft ehrlichem Gesang, ein Coldplay-Moment für Post-Hardcore-Fans.
Ohne übermäßig dreckig verzerrte Gitarren und rohe, ungestüme Energie beschreiten Hands bereits bekannte, auf eine gewisse Art und Weise dennoch neue Pfade. „Give Me Rest“ wirkt nachdenklicher, strukturierter, voluminöser. Mit der richtigen Abstimmung und mehr Luft für die Gitarrenwände kann das Album schneller wachsen, wird auf Umwege zu einem Monster, das mit den beiden Vorgängern vergleichbar, und doch ganz anders ist. Eingängiger, nachdenklicher, größer – zum dritten Mal in Folge liefern Hands ein kleines Meisterwerk ab, ohne sich zu wiederholen und ohne zu stark von den bereits beschritten Pfaden abzudriften.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 05.07.2011
Erhätlich über: Facedown Records (US-Import)
Facebook: www.facebook.com/hands
Myspace: www.myspace.com/wearehands
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