Blue October – Any Man In America

| 27. August 2011 | 0 Comments

Blue October

In den letzten beiden Jahren wurde der Weg von Blue October von diversen Stolpersteinen gepflastert. Als die Art Rock-Formation aus Texas 2009 erstmals durch Europa tourten, schien noch alles gut zu laufen. Leider ließen die Schicksalsschläge nicht lange auf sich warten. Vor allem das Privatleben von Sänger Justin Furstenfeld sollte beim Songwriting zum sechsten Studioalbum „Any Man In America“ eine entscheidende Rolle spielen. Hauptangelpunkt der Songs ist die Scheidung mit Furstenfelds Frau und der damit zusammenhängende Sorgerechtsstreit um seine Tochter Blue. Dementsprechend emotional geht es in den jeweiligen Songs zur Sache. Auch die Experimentierfreudigkeit des Quintetts scheint ein neues Level erreicht zu haben.

Die Platte beginnt mit einem kurzen Intro und wird im weiteren Verlauf immer wieder von kurzen Voicemails von Furstenfelds Ex-Frau und seiner Tochter zusammengehalten. Bereits der wehmütige Opener „The Feel Again (Stay)“ macht den bedrückenden Grundtenor deutlich. Furstenfeld schüttet regelrecht sein Herz aus und trifft mit dieser Halbballade direkt ins Herz des Hörers. „The Money Tree“ ähnelt anfangs durch den Sprechgesang dem Song „X Amount Of Words“ von Blue Octobers erfolgreichsten Albums „Foiled“. Ryan Delahoussayes gefühlvolles Violinspiel tritt immer mehr in den Vordergrund. Erinnerungen an die Durchstarter von The Airborne Toxic Event kommen auf. Soweit zeigt sich die Band  noch recht zurückhaltend und poppig.

Mit dem Gitarrenrocker „The Chills“ gibt es endlich ein passendes Ventil für Furstenfeld, seinem Frust Luft zu machen. Endlich wird gerockt. Besonders die Laut-Leise-Dynamik lässt den energiegeladenen Refrain noch packender wirken. Beim folgenden „The Flight (Lincoln To Minneapolis)“ und dem Titeltrack wird der Hörer auf die Probe gestellt. Hier regieren Drum-Loops und Rap-Einlagen (!) inklusive reichhaltiger Fluch-Attacken. Auch nach mehrmaligen Durchläufen will man sich nicht so recht damit anfreunden. Nicht nur auf instrumentaler Ebene, sondern auch gesanglich geht der ehrliche Charme und der ursprüngliche Tiefgang der Songs dadurch etwas verloren. Der Mann ist merklich sauer, also wieso nicht ein weiteres Brett der Marke „The Chills“ raushauen?

Beim Synthi-Rocker „You Waited Too Long“ zeigen die Herren ein feines Näschen dafür, rockige und elektronische Elemente mühelos miteinander zu verbinden. Ein erneuter Drum-Loop bei „The Getting Over It Part“ lässt einen weiteren Hip-Hop-Track vermuten, verwandelt sich aber glücklicherweise in eine beat-lastige, eingängige Pop-Nummer im Stile von One Republic. Ein echtes Sahnestück gibt es einmal mehr zum Schluss. Das folkig-rockige „The Follow Through“ trumpft mit seinem orchestralen Touch und einem unglaublich unter die Haut gehenden Gastauftritt von Patricia Lynn von The Soldier Thread.

Furstenfeld zieht den Hörer von Anfang bis Ende regelrecht in seinen Bann. Der Mann hat einiges mitgemacht und das bekommt man in jeder Songzeile zu spüren. Auch wenn die Instrumentierung großteils überaus stimmig und passend ist, dürfte das Erforschen neuer musikalischer Ufer auch Langzeitfans von Blue October einiges abverlangen. „Any Man In America“ braucht Zeit, die es lohnt sich zu nehmen, denn Langeweile kommt in den gut 60 Minuten keine auf.

Wertung: 7/10

Erhältlich ab: 26.08.11
Erhältlich über: earMUSIC (Edel Music Distribution)

Website: www.blueoctober.com
Facebook: www.facebook.com/blueoctober

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Category: Magazin, Reviews

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