BURY YOUR DEAD live im Viper Room
BURY YOUR DEAD sind wieder da! Nach der Rückkehr des verlorenen Sohnes Mat Bruso und mit neuem Album im Gepäck, präsentiert sich das Quartett aus Boston in alter Form wieder. Davon will man natürlich auch Europas Bühnen überzeugen. Catapult Promotion sei Dank machte die wiedererstarkte Moshcore-Fraktion im Zuge ihrer Sommer Tour am Mittwoch, dem 10.08., auch im Wiener Viper Room Halt. Unterstützt wurden die Herren von den Melodic Hardcore-Durchstartern FOR THE FALLEN DREAMS und ihren Labelkollegen BETRAYAL. Auf geht’s!
Bereits um kurz nach 20:00 Uhr ist schon eine amtliche Anzahl an Hardcore-Kids vor den Pforten des Viper Rooms anzutreffen. Aber auch merklich viele ältere Jahrgänge mit BURY YOUR DEAD-Shirts sind mit von der Partie. Die Amis haben eben doch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. In der Halle werden schon vor der ersten Band die Merchstände belagert. Frisch eingekleidet geht es um kurz vor halb 9 ans Eingemachte. Die Aufgabe des Openers ist für gewöhnlich nicht die einfachste. Aber die lokalen Helden ROOTLESS haben ihre Hausaufgaben gemacht und wissen mit ihrer Mischung aus derbem Hardcore der Marke Hatebreed und bretthartem Metal im Stile von All Shall Perish die Meute anzuheizen. Songs wie „Psychoshit“, „See The Truth“ und „Pussy Whipped“ werden ohne Wenn und Aber ins Publikum geholzt. Sänger Dany entlockt seinem Organ die ganze Bandbreite von nervenzerreißenden Screams, Grunts bis hin zu Pig Squeals. Beim abschließenden „G.F.Y.“ wird dann auch brav die Menge mit einbezogen. Das 30minütige Warm-Up wurde somit erfolgreich absolviert.
Um kurz nach 21 Uhr dürfen BETRAYAL die musikalische US-Invasion einleiten. Der Vierer nimmt sofort die gesamte Bühne ein und zeigt mit „The People’s Fallacy“ wo der Breakdown-Hammer hängt. Auch wenn der Bekanntheitsgrad der Kalifornier hierzulande noch nicht besonders hoch ist, so gibt es bereits eine Handvoll Hardcore-Jünger, die Sänger Brendan Foley tatkräftig zur Seite stehen. Seien es neue Songs wie „The Good Die Young“ und „Without A Doubt“ oder ältere Kaliber wie „Time Is Money“, die Band präsentiert sich in Spiellaune und gibt auf der Bühne alles. Schließlich ist es das erste Mal für die Band in Österreich. Da möchte man doch einen guten Eindruck hinterlassen um wieder mal eingeladen werden. Darüber sollte man sich angesichts der Publikumsreaktionen jedoch keine Sorgen machen müssen. Hut ab.
Melodischer, aber nicht minder energiegeladen geht es um 22:00 Uhr mit FOR THE FALLEN DREAMS aus Detroit in die nächste Runde. Spätestens jetzt haben auch die letzten paar Hardcore-Kids ihre Sporthosen angelegt und ihre Dehnübungen erledigt. Des Weiteren haben sich bereits während des Aufbaus des Bühnen-Set-Ups auffällig viele weibliche Konzertbesucher in den vorderen Reihen eingefunden. Das schneidige Erscheinungsbild der Jungs soll jedoch nicht heißen, dass hier Weichspül-Kost zu erwarten ist. Der Mix aus Metalcore und melodischem Hardcore inklusive cleanen Gesangsparts tanzt zwar verglichen mit dem restlichen Line-Up etwas aus der Reihe, bietet aber nach der Groove- und Breakdown-Attacke der vorangegangen Bands eine willkommene Abwechslung.
Sänger Dylan Richter heizt 30 Minuten wie ein Derwisch über die Bühne. Wenn das mal nicht ausreicht, hangelt er sich eben am Gerüst an der Decke des Viper Rooms entlang. Neben den Turnübungen shoutet sich der Mann die Seele aus dem Leib und liefert sich auch das eine oder andere Gesangsduell mit Gitarrist Kalan Blehm. Weiterhin beeindruckend ist es, mit welcher Leichtigkeit der neue Schlagwerker Arvin Sarathy seine Felle verdrischt, ohne auch nur etwas an Tightness einzubüßen. Der dritte Österreichbesuch der Jungs aus Michigan erweist sich mit der Darbietung einer ausgewogenen Auswahl aus älterem Material („Last Dying Breath“, „Brothers In Arms“) und neuen Songs („The Big Empty“, „Deep Down Inside“) als voller Erfolg.
Kurz vor 23:00 Uhr steht der Viper Room eine knappe Stunde lang im Zeichen von „Mosh ’n‘ Roll“. BURY YOUR DEAD verwandelten die gut gefüllte Halle von Anfang bis Ende in einen moshenden Hexenkessel. Man kann ja von den Alben halten was man will, aber live sind die Herren aus Massachusetts eine wahre Macht. Mat Bruso zeigt sich von seiner besten Seite und ist sichtlich erfreut über den herzlichen Empfang der Wiener Fans. Ein weiterer Blickfang ist Hühne Brendan „Slim“ MacDonald, der einem 80er-Jahre Biker-Roadmovie entsprungen sein könnte. Die komplette Band hat sichtlich Spaß, was sich auch auf das Publikum positiv auswirkt. Wenn mal nicht gemosht wird, dann nur, um ein paar Sekunden Luft zu holen.
Unter den dargebotenen Songs befinden sich vor allem Tracks des starken „Cover Your Tracks“-Albums („Top Gun“, „Vanilla Sky“, „Eyes Wide Shut“, „The Outsiders“). Natürlich werden auch Live-Kostproben vom neuesten Output „Mosh ’n‘ Roll“ serviert. Die erste Single „Slaughterhouse Five“ wird bereits lautstark vom Publikum mitgegröhlt. Auch Tracks wie „Bluebeard“, „Mother Night“ und besonders der abschließende Titeltrack werden wohlwollend aufgenommen. Bei letzterem gibt es dann auch kein Halten mehr und die Bühnenbretter sind hilflos den Massen ausgeliefert. Ein kleiner Wehrmutstropfen bleibt jedoch: Die Setlist wurde deutlich auf Bruso zugeschnitten und somit wurden alle Songs aus der Myke Terry-Era („Bury Your Dead“, „It’s Nothing Personal“) ausnahmslos ignoriert.
Um kurz nach halb 12 ist die amerikanische Invasion zu Ende und die Amis hinterlassen ein vollkommen ausgepowertes, aber zufriedenes Publikum. Alle vier Bands dürfen sich getrost auf die Schulter klopfen, denn in dieser Nacht sollte jeder Hardcore-Enthusiast auf seine Kosten gekommen sein. Enttäuschender Sommer hin oder her, für schweißtreibende Action wurde im Viper Room ausreichend gesorgt.
Category: Live-Reports, Magazin
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