Calling All Cars – Dancing With A Dead Man
Australien hat schon einige hochkarätige Bands hervorgebracht. In den letzten Jahren konnten neben Bands aus dem Hardcore-Sektor vor allem Alternative Rock-Formationen wie Karnivool, The Butterfly Effect und Dead Letter Circus Übersee überzeugen. Dennoch ist das Land „Down Under“ immer noch voll mit Geheimtipps, von denen außerhalb Australiens kaum jemand gehört hat. Zu diesen verborgenen Schätzen zählen auch die Jungs von Calling All Cars, die mit ihrem zweiten Album „Dancing With A Dead Man“ eigentlich ganz vorne mitmischen sollten.
Das Trio aus Melbourne hat sich dem energiegeladenen Alternative Rock ohne viel Schnickschnack verschrieben. Mal punkig, mal grungig, aber immer eingängig und tight: Die Jungs machen in allen Lagen eine durchgehend gute Figur. Die rohe Produktion verleiht dem Album ein dezentes Live-Feeling, was den Songs noch mehr Charme verleiht. Als Einflüsse dürften Bands wie Foo Fighters, Queens Of The Stone Age, Silverchair oder Biffy Clyro wohl keine unwesentliche Rolle gespielt haben.
Klingt der Opener „Redline“ wie eine Hommage an die kürzlich in Rente gegangenen Silverchair, erinnert die erste Single „Reptile“ durch das galoppierende Drumming von Adam Montgomery und den zwingenden Vocals von Haydn Ing stark an Dave Grohl und Co. Spätestens beim Refrain ist die Ähnlichkeit nicht mehr zu verleugnen. „No Sleep“ ist eine lupenreine Alternative Rock-Nummer, welche auch von den Amis Three Days Grace stammen könnte.
Im Zuge der elf Songs wird man ständig an Genre-Kollegen erinnert. Das soll aber nicht bedeuten, dass hier schamlos kopiert wird. Die Jungs verstehen es einfach ihre Einflüsse gekonnt zu verbraten ohne ihre Glaubwürdigkeit einzubüßen. Die Anzahl der in den Kopf schießenden Bands spricht für die Vielfältigkeit der Melbourner. Der Titeltrack ist zum Beispiel eine tanzbare Halbballade der Marke Biffy Clyro. Der mit simplen, repetitiven Riffs aufwartende Wüstenrocker „Autobiotics“ würde widerum den Queens Of The Stone Age gut zu Gesicht stehen.
Des Öfteren bekommt man den Eindruck als hätte Ing das Mikro an Daniel Johns (Silverchair) weitergereicht. Beispiele sind das relaxte „The Desert Sun“ und der Grunge-Rocker „Fireworks In A Hurricane“. Das richtige Highlight der Platte gibt es aber zum Schluss. „Wait For War“ baut sich langsam aber stetig auf und geht nach der ersten Hälfte in eine Art Outro über. Durch den stimmigen Einsatz von Synthis bekommt die Nummer einen fast schon shoegazigen Touch. Auch wenn die finale Eruption ausbleibt, so sorgt der Track mit Ings hypnotischem Gesang für Gänsehautstimmung pur. Noch Stunden danach ertappt man sich dabei, wie man die Zeile „everybody waits for war“ vor sich hin trällert.
„Dancing With A Dead Man“ ist eine fast makellose Rock-Platte mit allen nötigen Ecken und Kanten. Wem der Abgang von Silverchair zu schaffen gemacht hat, findet in Calling All Cars einen mehr als nur würdigen Nachfolger. Wenn es Gerechtigkeit in der Musikwelt gibt, findet man das Trio nächsten Sommer auf Europas großen Festival-Bühnen wieder.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 05.08.2011
Erhältlich über: Shock Entertainment (AUS-Import)
Website: www.callingallcars.net
Facebook: www.facebook.com/pages/Calling-All-Cars/66159530091
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