Emil Bulls – Oceanic
Nach sieben Studioalben (und zwei Livealben) im Laufe ihrer mittlerweile 16 Jahre andauernden Karriere kann man Emil Bulls getrost als etabliert bezeichnen. Die fünf Münchener nähern sich wieder den Chartpositionen ihrer Anfangszeit und müssen längst nicht mehr auf Cover-Versionen zurückgreifen. Im Gegenteil: „Smells Like Rock’n’Roll“, „Leaving You With This“ und „Newborn“ dürfen mit Fug und Recht als Klassiker bezeichnet werden. Einordnen lassen sich die Herren auch auf „Oceanic“, ihrem siebten Streich, noch nicht, haben aber dennoch längst ihren eigenen Sounds zwischen Hits und kleineren Schönheitsfehlern gefunden.
Der Auftakt fällt jedoch spektakulär aus: Nach einem kurzen Intro jagen Emil Bulls drei potentielle Live-Hits durch den Äther, die kaum unterschiedlicher sein könnten. „Epiphany“ startet mit Christoph von Freydorfs fiesen Screams und dissonanten Gitarren – ordentlich Geballer, ein wenig Elektronik und ein fieser Refrain mit Widerhäkchen geben sich die Klinke in die Hand. Das vorab als Gratis-Download veröffentlichte „Between The Devil And The Deep Blue Sea“ startet ähnlich heftig, überrascht aber mit balladeskem Mittelteil und hymnischem Charakter. Irgendwo dazwischen platziert sich die Video-Auskopplung „The Jaws Of Oblivion“. Geballer sucht man hier vergebens, dafür entdecken die Münchener ihre rockige Seite, erinnern zuweilen an Sum 41 und stellen einmal mehr ihr ausgeprägtes Gefühl für Melodien unter Beweis.
Auf ähnlichem Niveau geht es weiter: „I Bow To You“ ist eine klassische Ballade, die zwar verdächtig in Richtung Kitsch schielt, dabei aber auf der sicheren Seite bleibt. „We Don’t Believe In Ifs“ hingegen überrascht mit Carcass-Klängen in den ersten Sekunden und zählt zu den härtesten Album-Tracks. Auch an der Hymne „Not Tonight Josephine“ und dem kernigen „Lessons From Losses“ – billige 80s-Keyboards ausgeklammert – ist kein Vorbeikommen. Leider finden sich gegen Ende einige Gurken, besonders das unangenehm an Hard-Fi erinnernde „The Knight In Shining Armour“ (The Rasmus, anybody?) und die schwerfällige Ballade „Dancing On The Moon“, die auf unangenehme Art und Weise mit OneRepublic-Chören flirtet.
Verhindern diese Schnitzer zum Schluss hinaus ein absolutes Top-Album, so entpuppt sich „Oceanic“ trotz Skip-Tasten-Einsatz zum Finale hin als echte Wundertüte in positiver Hinsicht. Das Geballer stand und steht Emil Bulls sowieso gut, die rockigen Ausflüge machen Laune und selbst die eine oder andere Ballade – sofern nicht mit Kitsch überhäuft – funktioniert. Nimmt man drei bis vier Songs weg, ist „Oceanic“ eine echte Granate. So bleibt ein spannendes, hochwertiges Album mit einem kleinen Schönheitsfehler, das perfekt in die illustre Karriere der Münchener passt: nie perfekt, immer engagiert und für pumpende Action gut.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 30.09.2011
Erhätlich über: Drakkar Records (Sony Music)
Website: www.emilbulls.de
Facebook: www.facebook.com/EmilBullsOfficial
In Zusammenarbeit mit beatblogger.de
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