Nightrage – Insidious
Trotz der Tatsache, dass Nightrage bis jetzt immer konstant hochwertiges Material abgeliefert haben, konnte die multinationale Melodic Death-Maschinerie noch nicht so recht ins verdiente Spotlight vorrücken. Bereits das letzte Album „Wearing A Martyr’s Crown“ konnte damals schon eine hohe Note einfahren. Mit der gleichen Besetzung wie auf dem Vorgänger, inklusive Unterstützung einiger hochkarätiger Gastmusiker, stehen die Zeichen auf „Insidious“ wieder auf Angriff.
Nach einem kurzen Intro geht es mit „Delirium Of The Fallen“ in bester Göteborg-Manier los. Mastermind Marios Iliopoulos schüttelt sich ein stimmiges Gitarren-Lead der Marke Michael Amott (Arch Enemy) nach dem anderen aus dem Ärmel, und Sänger Antony Hämäläinen keift und schreit was das Zeug hält. Auch beim Gesang kommt einem hin und wieder der Name Arch Enemy in den Sinn. Jedoch fühlt man sich nicht an die Growls von Angela Gossow erinnert, sondern eher an das derbe Gebrüll von Ex-Frontmann Johan Liiva. Das kann man schon mal als Pluspunkt werten. Kurz gibt es eine Gesangsdarbietung von Firewind-Goldkehlchen Apollo Papathanasio zu hören, wirkt aber keineswegs fehl am Platz. Nicht anders ist es bei Tom S. Englunds (Evergrey) Gesangsbeiträgen.
Die derben Schreiorgien von Hämäläinen oder auch von Tomas Lindberg (Ex-Nightrage, Lock Up, At The Gates) werden von den cleanen Gesangspassagen der beiden nicht einfach zusammenhangslos unterbrochen. Songs wie das göttliche „Wrapped In Deceitful Dreams“, die Midtempo-Nummer „This World Is Coming To An End“ oder das unter die Haut gehende „Solar Corona“ bekommen dadurch noch mehr Tiefgang verliehen. Das Geheimnis besteht darin, die Gastauftritte der Sänger als auch der Gitarristen Gus G. (Firewind, ex-Nightrage) und John K (Biomenchanical) nicht überzustrapazieren, sondern die jeweiligen, meist recht kurzen Darbietungen gezielt zu platzieren.
Nightrage machen aber auch ohne Fremdeinwirkung eine verdammt anständige Figur, wie Perlen wie das melodische „Hate Turns Black“ und das brettharte „Cloaked In Wolf Skin“ beweisen. Hier stimmt einfach alles. Heulende Gitarrenmelodien, treibendes Drumming und eine ordentliche Portion Thrash-Gebolze. Auch progressivere Spielereien kommen nicht zu kurz („Hush Of Night“), arten aber glücklicherweise nie in technische „Schau, wie ich spielen kann“-Orgien aus, obwohl Herr Iliopoulos jeden Grund dazu hätte.
Nightrage demonstrieren auf „Insidious“, dass man guten, alten Melodic Death Metal in ein zeitgemäßes Soundgewand verpacken kann ohne auf unzählige Effekte und Samples zurückgreifen zu müssen. Die Herren ziehen mit Herzblut ihr Ding durch und das spürt man in jeder Note. Sollen In Flames und Co. machen, was sie wollen. Solange es Bands wie Nightrage, Cipher System und Degradead gibt, ist die Welt des Göteborg-Metal in guten Händen.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 23.09.2011
Erhältlich über: Lifeforce Records (Soulfood Music)
Website: www.nightrage.com
Facebook. www.facebook.com/nightrage
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