East Of The Wall – The Apologist
East Of The Wall holen zum nächsten Nackenschlag aus. Das Quintett aus Keyport, New Jersey ist nicht nur mit zahlreichen Nebenprojekten beschäftet, sondern scheint laufend neue Musik zu schreiben, denn immerhin erscheint nach „Farmer’s Almanc“ und „Ressentiment“ nun bereits das dritte Album seit 2008. Aufgenommen in den Translator Audio-Studios unter der Leitung von Brooklyn (Cave In, Pelican, Keelhaul, Unsane, Rosetta), lässt sich auch „The Apologist“ in keine Schublade stecken, sondern wildert zwischen Mathcore, Post Metal, Jazz-Ausflügen und Prog-Irgendwas überall und nirgendwo herum.
Wo man bei dieser 48minütigen Tour de Force beginnen soll? Am besten am Anfang, auch wenn sich der Einstieg alles andere als einfach gestaltet. „Naif“ lässt zunächst einzelne bärbeißige Riffs vorm Stapel, bevor beinahe entspannte, rockige Klänge dominieren. Im Endeffekt dienen diese ersten drei Minuten mehr als eine Art Intro für „Linear Failure“, das mit fiesen Converge-Growls und ein wenig Dillinger Escape Plan-Energie alles dem Erdboden gleichmacht. Gerade auf rhythmischer Ebene lässt sich dieser Bastard kaum ausrechnen, findet aber immer wieder Zeit für melodische Breaks und beinahe episch anmutende Klangteppiche, bevor die US-Amerikaner erneut zerstören, kathartische Momente zum Ende hin inklusive.
Gerade zu Mitte des Albums mit den Monstern „Precious Memories“ und „The Apologist“ arbeiten sich East Of The Wall“ zu einem gewaltigen Höhepunkt hoch, grooven dabei ordentlich und überraschend mit Sludge-Grooves. Hinterher wird eine Serie von kurzen, bissigen, beinahe punkigen Tracks abgefeuert, die mit Schaum vorm Mund durch den Band-Mikrokosmos hetzen und Kopfschmerzen verursachen. Erst mit dem aufbrausend rockenden, an die etwas ruhigeren Zeiten von Cave In erinnernden „Whiskey Sipper“ und dem vertrackten, mit einem mächtigen, beinahe epischen Finale „Underachiever“ hält langsam aber sicher so etwas wie Klarheit Einzug, sorgen mit becircender Brutalität ummantelte Melodien für Gänsehaut und Nackenschmerzen zu gleichen Teilen.
Kaum am Ende angekommen, folgen zwei bis drei schwere Schnaufer und ein erneutes Drücken der Play-Taste. Was ist denn hier passiert? Woher nehmen East Of The Wall diese Energie, diesen Esprit und wie zum Henker funktioniert diese kranke Mischung aus vertrackten, math-ähnlichen Passagen, epischen Klangteppichen und hymnischen Rock-Ausflügen? „The Apologist“ ist verrückt, abgedreht und trotz seiner ausladenden Gestik überaus kompakt arrangiert; ein tollwütiger Hund und ein verspielter Welpe zu gleichen Teilen. Man muss nicht unbedingt begreifen, was hier soeben über einen hereingebrochen ist. Man muss dieses kleine Meisterwerk einfach nur genießen.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 25.10.2011
Erhätlich über: Translation Loss Records (US-Import)
Website: www.eastofthewall.com
Facebook: www.facebook.com/eastofthewall
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