Madina Lake – World War III

| 5. Oktober 2011 | 0 Comments

Madina Lake

Eigentlich hatten sich Madina Lake auf die Aufnahmen zum Abschluss ihrer Trilogie vorbereitet, den Erfolg ihrer beiden ersten Alben im Rücken. Überschattet wurde all das jedoch durch einen Zwischenfall am 30. Juni 2010. Bassist Matthew Leone versuchte eine Frau vor ihrem prügelnden Mann zu schützen und erlitt dabei einen Schädelbruch, einen gebrochenen Kiefer und eine Gehirnschwellung. Trotz einigen Tagen im Koma und einem langen Krankenhausaufenthalt ist der Zwillingsbruder von Frontmann Nathan Leone wieder fit und back in action. Es dürfte wohl kaum verwundern, dass Madina Lake dies und noch viel mehr auf ihrem neuen Album „World War III“ verarbeitet haben.

Der Albumopener „Howdy Neighbor!“ beispielsweise ist Nathan Leones offener Brief an den Angreifer seines Bruders. Entsprechend forsch und aggressiv rocken Madina Lake hier auch, getrieben von feisten Riffs und bissigen Vocals, die gerade im Refrain ein wenig an Perry Farrell von Jane’s Addiction erinnern. Deutlich persönlicher fällt hingegen das minimalistisch, hymnisch instrumentierte Songfragment „The Great Divide“, in dem der Frontmann die bangen Tage des Komas und der Ungewissheit thematisiert. „They’re Coming For Me“ hingegen könnte aus Matthew Leones Sicht geschrieben sein, der sich nicht von den Engeln in eine andere Welt entführen lassen will, so lange er noch fest auf irdischen Sphären verwurzelt ist.

Vor allem aber beobachten Madina Lake weiterhin die Geschehnisse in ihrem Mikrokosmos. Die erste Single „Hey Superstar“, eine herrlich spitzzüngige Abrechnung mit Web 2.0-Selbstdarstellern, entpuppt sich als knackiger Rocksong, während „Across 5 Oceans“ als Band-typische Hymne durchgeht – peitschende Drums, melodische Strophen, hymnischer Refrain; eine bewährte Formel, die immer wieder funktioniert. „Blood Red Flags“ hingegen bedient die Alternative Rock-Fraktion, „We Got This“ den My Chemical Romance-Nachwuchs. Als besonderer Leckerbissen erweist sich das von Billy Corgan produzierte „Imagineer“, an dessen Riff der Smashing Pumpkins-Frontmann nicht ganz unbeteiligt war. Wenig überraschend entpuppt sich dieser Song als bisher wuchtigster im Madina Lake-Fundus. Ein Hauch von Billy Talent umweht dieses angepunkte Powerhouse.

Anstrengend werden die Herren aus Chicago, Illnois nur dann, wenn sie mit (angekitschter und angesexter) Elektronik zu punkten versuchen. „Fireworks“ hat was von einer überzogenen Timbaland-Produktion, „Take Me Or Leave“ wirkt fahl und nimmt nicht so recht Fahrt auf. Für diese beiden kleineren Ausfälle reicht jedoch die Skip-Taste, zumal gerade letzterer Track kaum ins Gewicht fällt. Davon abgesehen entpuppt sich „World War III“ als echtes Powerhouse, das Madina Lake deutlich reifer und fokussierter zeigt. Mehr Härte, mehr Melodie, eine verstärkte persönliche Note – diese drei Faktoren lassen das dritte Album zum bisher besten des US-Quartetts werden. Willkommen zurück im Leben.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 07.10.2011
Erhätlich über: Long Branch Records (SPV)

Website: www.madinalake.com
Facebook: www.facebook.com/MadinaLake

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Category: Magazin, Reviews

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