Nihiling – Egophagus
Mit einem progressiven Nackenschlag tauchten Nihiling 2009 auf der deutschen Post-Rock-Whatever-Bühne auf und haben sich seither vor allem durch Tour-Aktivitäten – zuletzt mit Long Distance Calling auch hierzulande unterwegs – ausgezeichnet. „M(e)iosis“ ruht mittlerweile in den Archiven, ein Nachfolger für das spannende Debütalbum wurde endlich gefunden. Dabei ist „Egophagus“ so viel mehr als nur ‚das schwere zweite Album‘: ein faszinierendes Konzeptalbum von Lovecraft’schen Dimensionen.
„Egophagus“ handelt von den drei Charakteren ‚The Unnamed‘, ‚The Impuls‘ und ‚Ichfresser‘, die mit einem auf der Band-Homepage aufgetauchten Briefes eines gewissen Otto Lanz an einen ebenfalls nicht näher benannten Señor Iraola zusammenhängen dürften. Ähnlich mystisch und geheimnisvoll fällt auch die musikalische Umsetzung dieser Geschichte aus, getragen von den faszinierenden Stimmen Gorka Lautaro Morales‘ und Alexandra Steinmetzers und warmen Gitarrenwänden, die längst die Grenze zu klassischen Post Rock-Klängen überschritten haben. So finden sich bereits im Opener „The Antagonist“ entsprechende, metallisch angehauchte Klangwände, die von „Pa:(r)tik(e)l“ entsprechend aufgenommen worden. Erinnert anfangs an Tool, entwickelt sich zu einem Prog-Rocker, nur um mit vereinzelten Screams und Doublebass-Attacken in Richtung Hands zu schielen.
Von einigen Interludes zusammengehalten, entwickelt sich das Album mehr und mehr zu einem proggigen Rock-Monster par excellance. In „Demise“ üben sich Nihiling an zeitlupenartigem Songaufbau, in „Once In Every 12 Million Years“ gibt es zwingende Riffs und Elektronik Marke Collapse Under The Empire – wohlgemerkt ohne vom eigenen Sound abzuweichen oder diesen gar in Frage zu stellen. Dennoch finden sich an zahlreichen Stellen Passagen, die angenehm vertraut wirken und doch gänzlich neu zusammengebaut wurden. Die ersten Piano-Töne in „3dogs“ beispielsweise scheinen ident mit jenen aus „Untitled #1 (Vaka)“ von Sigur Rós zu sein, nur um von sich immer stärker behauptenden Gitarren und ätherischen, kathartischen Tönen abgelöst zu werden.
Im Großen und Ganzen wirken Nihiling auf ihrem zweiten Album größer, reifer, druckvoller und verspielter. Auch wenn besagte Interludes trotz Brückenfunktion gelegentlich die Dynamik leicht unterbrechen, ist „Egophagus“ eine fantastische Post Rock-Platte, die längst aus den gängigen Genre-Standards ausgebrochen ist und mit Prog-Elementen ebenso spielt, wie mit Elektronik, Metal-Einflüssen und einem Hauch von Ihsahn’scher Klangmagie. Vor allem das Konzept dahinter hat es verdient, näher analysiert und zerlegt zu werden. Nihiling haben erneut ein echtes Kopfhöreralbum am Start und operieren dabei mit feinster Klinge.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 07.10.2011
Erhätlich über: Abandon Records (New Music Distribution)
Website: www.nihiling.de
Facebook: www.facebook.com/nihiling
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