Interview mit Henrik Danhage von Death Destruction
Kaum ist das Debütalbum der schwedischen Allstar-Band Death Destruction auf dem Markt, machen sich die Groove-Metaller bereits ans Werk Europas Bühnen zu erobern. Hammerfall nahmen die Jungs als Opener ihrer Infected-Tour mit, was den Vierer auch nach Österreich führte. Vor ihrem Auftritt im Grazer Orpheum erzählte uns Henrik Danhage, Gitarrist, Gründer und ehemaliger Axtmann bei Evergrey, was für die vier Kumpels „keeping it real“ bedeutet.
Kannst du die Band bitte kurz vorstellen?
Klar. Die ganze Idee hinter der Band war, dass vier Freunde eine gute Zeit miteinander haben, indem sie zusammen Musik machen. Wir wollen einfach so viel Spaß wie möglich haben ohne uns dabei mit Rockstar-Drama und Lead Singer-Allüren abgeben zu müssen. Wir wollen uns schlicht und einfach auf die Musik konzentrieren und unser Material so groovig wie möglich gestalten. Als Jonas (Ekdahl, ex-Evergrey) und ich angefangen haben uns über die Band zu unterhalten, war unser Ziel ein musikalisches Power-Trio mit einem starken Frontmann zu haben. Wir machten uns Gedanken darüber, wer die übrigen Positionen übernehmen könnte und haben uns dann für zwei gute, alte Freunde entschieden. Ich kenne Fredrik (Larrson, Hammerfalll / ex-Evergrey) bereits seit ungefähr 16 Jahren und habe mit ihm schon in einigen Bands gespielt. Jimmie (Strimmell, Dead By April) hängt bereits seit seinem vierzehnten Lebensjahr mit Fredrik und mir ab. Als ich Jonas kennenlernte, war der gerade siebzehn. Wie du siehst, können wir alle auf eine recht lange gemeinsame Vergangenheit zurückblicken.
Warum habt ihr euch für den Namen Death Destruction entschieden?
Anfangs fanden wir den Namen einfach nur total witzig. Jonas und ich arbeiteten gerade an unserem ersten Demo-Song, der wirklich cool und abgefahren klang. Dafür brauchten wir einen echt brutalen Namen. Plötzlich fiel mir Death Destruction ein. Auf der einen Seite sind Death und Destruction zwei verdammt geile Bands und der Name hörte sich auch gut an. Nach einem Jahr wurden natürlich immer mehr Leute mit dem Namen vertraut. Als wir kurz davor waren einen Plattenvertrag zu unterzeichnen, legte man uns nahe den Namen zu ändern. Aber wenn wir das getan hätten, hätte man uns sofort als Sell-outs bezeichnet. Ich dachte mir: „Es ist doch nur ein verdammter Name. Na und?“ Ich finde es immer noch verblüffend, wie viele Leute die Zeit aufbringen sich hinzusetzen und zehn Zeilen darüber zu schreiben wie sehr sie doch den Namen hassen. Ich denke mir dann immer: „Wow, danke, dass du deine Zeit in Death Destruction investierst und unseren Namen weiter verbreitest.“ Es ist nur ein Bandname, den man nicht allzu ernst nehmen sollte. Ich sage auch immer, dass wir keine Death Metal-Band sind. Wir sind eher eine gute Hard Rock-Band mit einem wirklich guten Growler (grinst).
War euch von Anfang an klar in welche musikalische Richtung ihr gehen wolltet?
Als wir uns zusammengesetzt haben, war uns allen klar wie viel Potential in jedem einzelnen von uns steckte. Wir spielten einfach drauf los, wobei jeder seinen Beitrag dazu beisteuerte. Ich weiß, dass mir die drei immer den Rücken stärken. Wenn ich ein Solo spiele, dann sind Jonas, Fredrik und Jimmie meine größten Fans und das gibt mir einen enormen Energieschub. Zu Beginn hatten wir nur ein paar Regeln bzw. Richtlinien an die wir uns halten wollten. Es sollte eingängig sein. Die Songs sollten nich länger als zwei Minuten sein und auch keine Gitarrensolos enthalten. Des Weiteren wollten wir uns auch vom Göteborg-Metal entfernen und mehr in die Richtung Old-School-Deah Metal aus Florida gehen. Bei uns wird nichts nachbearbeitet. Wenn uns zum Beispiel ein Riff nicht gelingt, dann spielen wir es auch nicht. Ich hasse es wenn Bands auf dem Album einen extrem tighten und mächtigen Sound haben, aber live überhaupt nichts auf die Reihe bekommen oder die Hälfte der Songs aus Samples besteht. Kein Wunder, dass diese Bands so gut klingen. Sie betrügen.
Sprechen wir bei Death Destruction von einem Projekt oder von einer Vollzeitbeschäftigung?
Für mich ist es definitiv eine Vollzeit-Band. Irgendwann werden wohl alle vier diese Band als permanente Band ansehen. Zu diesem Zeitpunkt sind Fredrik und Jimmie in Bands, die bereits sehr erfolgreich sind. Deshalb ist es hin und wieder schwierig, dass alle Zeit haben. Wir haben uns aber darauf geeinigt, dass wir manchmal auf einen Ersatzbassisten zurückgreifen können. Dadurch können wir trotzdem Shows spielen, welche die Band weiterbringen können, auch wenn es Kacke ist, dass Fredrik nicht dabei ist. Alle vier von uns wissen, was wir am Ende machen wollen und wo wir unser Herzblut reinstecken wollen. Es wird aber noch etwas Zeit brauchen. Ich kann sie ja nicht zwingen bei ihren Bands auszusteigen, weil das nicht im Sinne von Death Destruction ist. Im Moment machen wir uns darüber aber nicht allzu viele Gedanken, weil das der Chemie wohl nicht so gut tun würde. Es wird schon klappen.
Habt ihr in irgendeiner Weise Druck verspürt, als ihr das Debütalbum aufgenommen habt oder hat sich wirklich alles nur darum gedreht eine gute Zeit zu haben?
Es machte auf alle Fälle Spaß, aber das Wichtigste dabei war, dass wir unsere eigenen Erwartungen an uns selbst auch sehr hoch angesetzt hatten. Wir haben uns immer versichert, dass eine Nummer mit geringer Lautstärke genau so intensiv und kraftvoll klingt, wie mit voller Lautstärke. Das setzte voraus, dass wir uns näher damit beschäftigten was der andere spielte. Das hat schon seine Zeit gebraucht. Zur gleichen Zeit haben wir auch gespürt, wie die Band als Einheit Gestalt annimmt. Wenn es heavy ist, dann ist es verdammt heavy. Wenn es groovt, dann groovt es gewaltig. Der einzige Druck war, dass unser Produzent Roberto Laghi (In Flames, LOK, Hardcore Superstar) unseren Sound so aufs Band bekommt, wie wir es uns vorstellten. Wir wussten, dass wir auf diesem Album keine halben Sachen abliefern konnten, besonders als neue Band. Die Leute würden unseren Bandnamen kritisieren, würden sich darüber wundern, dass wir als erste Single eine Nummer mit dem Titel „Fuck Yeah“ veröffentlichen oder würden die Tatsache nicht verstehen, dass zwei Typen von Evergrey, einer von Hammerfall und einer von Dead By April gemeinsame Sache machen. Wir wussten, dass diese ganze Scheiße auf uns zukommen würde. Wir mussten einfach nur lernen damit umzugehen und uns nicht allzu sehr darum zu kümmern. Irgendwann fingen die Kritiker an zu schreiben: „Ich hasse diesen Namen, aber die Mucke ist wirklich ganz gut“. Endlich haben sie es kapiert. Benutzt eure verdammten Ohren (lacht). Es ist doch nur Musik und die soll einfach nur unterhalten. Wenn man Musik macht oder hört, sollte man sich gut dabei fühlen. Wenn es dir schwer fällt einen Song zu schreiben oder auf Tour zu sein, dann mach doch was anderes. Es ist der großartigste Job auf der Welt. Wie kann man dabei keinen Spaß haben?
Du hast ja zuvor schon mit Fredrik und Jonas bei Evergrey zusammengearbeitet. Habt ihr bei Death Destruction dieselbe Herangehensweise in Sachen Songwriting oder unterscheidet es sich?
Es unterscheidet sich sehr. Bei Death Destruction gibt es so etwas wie eine Songwriting-Formel nicht. Jeder kann seine eine Idee, sei es ein Riff, eine eingängige Gesangslinie oder einen brutalen Shout, einbringen. Alles was wir machen basiert auf uns vier. Das ist keine One-Man-Show. Wir sprechen uns über alles ab, egal ob es darum geht, welche Prints auf unsere T-Shirts kommen oder welchen Tourbus wir nehmen. Es bekommt auch jeder den gleichen Anteil an Geld. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob Jonas fünf Songs schreibt und ich nur mit einem Riff daher komme. Genau diese Einstellung treibt Death Destruction voran. Wenn du anfängst Songs so zu schreiben, nur um noch mehr Geld zu machen, dann schadet das der Band. Deshalb muss bei uns jeder gleichberechtigt sein. Bei uns gibt es keinen Bandleader. Vielleicht hört sich das nach irgendeinem Hippie-Mist an, aber bei uns funktioniert das bestens.
Ihr habt ein Live-Video zum Song "Fuck Yeah" im Studio gedreht, wozu ihr auch namhafte Mitglieder anderer schwedischer Metal-Bands wie In Flames, Hammerfall, Dark Tranquillity und Hardcore Superstar eingeladen habt. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
Die Plattenfirma wollte, dass wir bevor das Album auf den Markt bringen eine Single veröffentlichen um die Szene auf uns aufmerksam zu machen. Wir wollten von Anfang an ein Live-Video machen, so richtig schön old-school. Das bedeutet so viel wie keine Overdubs, nur eine Gitarre, einen Bass, einen Sänger und das wars. Wir wollten danach nichts mehr nachbearbeiten oder irgendwelche Fehler ausmerzen. „Keeping it real“ sozusagen. Wir hatten etwas Angst, da wir so etwas noch nie gemacht hatten. Viele Metalalben heutzutage klingen so glattpoliert und künstlich, dass einfach keine Seele mehr zu erkennen ist. Genau das wollten wir vermeiden. Ursprünglich war der Song „Crank It Up“ als Video-Single geplant. Das Problem war jedoch, dass die Backing Vocals in diesem Song echt schwer zu singen waren. Gleichzeitig zu spielen und zu singen war für Fredrik und mich fast unmöglich. Also überlegten wir uns etwas. Da wir nicht schummeln wollten, haben wir ein paar von unseren Freunden gebeten die Vocals zu übernehmen. Dann sind wir draufgekommen, dass wir ja auch noch eine Menge Bier im Studio hatten. Wir wussten, sobald die Jungs etwas getankt hatten, würde es ziemlich schwierig für sie werden die Cues zu verstehen wann sie singen sollten. Für ein Live-Video hätte das nicht funktioniert. Die „Fuck Yeah“-Chöre sind hingegen sehr einfach, also haben wir uns für diesen Song entschieden. Das Video ist komplett live und wir benötigten dafür sechs Takes. Wir, die Band, wollten nur die ersten drei verwenden, aber unser Regisseur (Patric Ullaeus) brauchte noch mehr Filmmaterial. Die Szenen, die wir haben wollten, wurden später an diesem Abend aufgenommen, wo alle schon etwas angeheitert waren. Wir haben an diesem Video so gut wie nicht herumgebastelt. Jimmie war einmal mit einem seiner Screams nicht zufrieden, also haben wir diesen im Nachhinein entfernt. Das war aber das einzige was wir auf musikalischer Ebene verändert haben. Nachdem wir uns also für den passenden Take entschieden hatten, trank natürlich jeder weiter. Was wir letztendlich noch brauchten waren die Chöre. Dafür haben wir noch drei, vier Mikrofone im Raum aufgestellt und unserer Freunde herum versammelt. Der Take ertönte dann über die Studioboxen und jeder schrie lautstark „Fuck yeah!“. Danach haben wir noch ordentlich Party gemacht. Was ich so cool an diesem Video finde ist, dass man sehen kann, dass wir alle Kumpels sind. Etwas später wurde mir auch noch klar, dass wir so gut wie alle Vertreter aus der Göteborg-Szene im Video hatten. Ich denke die einzigen, die gefehlt haben waren The Haunted, weil die Burschen gerade auf Tour waren. Der Grund warum wir alle die Jungs eingeladen haben war, weil ich Freunde wie Peter (Ivers) und Björn (Gelotte) von In Flames zeigen wollte, dass wir das wirklich live gemacht haben. Wir wollten allen etwas beweisen, weil es gleichzeitig unser allererster Live-Auftritt war.
Da du gerade davon sprichst etwas zu beweisen. Das Line-Up auf dieser Tour ist relativ gemischt. Wie hat das Publikum bis jetzt auf euch reagiert?
Auf der einen Seite sind wir die Band, die am meisten zu beweisen hat, aber auf der anderen Seite sind wir auch für jeden Fan dankbar, der vor uns steht und uns zusieht. Wir wissen, dass wir jede Nacht auf die Bühne gehen und neue Fans gewinnen müssen. Das ist schon ein großer Druck für uns. Aber jedes Mal wenn wir während dem Intro zusammenstehen, merken wir wie gut sich das anfühlt. Wir sind zwar dankbar auf dieser Tour dabei zu sein, aber trotzdem wollen wir die anderen Bands so richtig fertig machen. Auch wenn wir mit den anderen Bands super auskommen, braucht man eine gewisse Rivalität untereinander. Jeder ist sozusagen in seiner eigenen Gang und ich bin eben in der Death Destruction-Gang. Ich hoffe die anderen Bands sehen das genauso. Die sollen sich in die Hose machen, nachdem wir unser Set gespielt haben. Wir finden das schon gut, dass wir die Underdogs auf dieser Tour sind.
Und wie haben die Fans bis jetzt reagiert?
Im Großen und Ganzen ganz gut. Ich kann es verstehen wenn 80% der ersten Reihe aus Kids mit Hammerfall-T-Shirts besteht. Es mag zwar den Anschein haben, dass unserer Musik vielleicht etwas zu heavy für deren Geschmack ist, aber alle zeigen uns im Anschluss immer ihre Dankbarkeit mit hochgereckten Armen und Applaus. Wir sind dafür sehr dankbar, denn all diese Leute könnten genauso gut draußen an der Bar stehen. Falls wir in zwei Jahren immer noch als Opener auftreten müssen, sehe ich das vielleicht anders. Dann würde ich wohl etwas angepisst sein, nur vor einer Handvoll Metal-Fans spielen zu müssen. Aber wenn wir beim nächsten Mal den gleichen Slot haben wie Vicious Rumours auf dieser Tour, sieht die Sache schon anders aus. Dann ist der Club voll mit Leuten. Uns ist klar, dass wir erst am Beginn unserer Reise stehen und dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben.
Wie sehen denn die Pläne nach dieser Tour aus?
Wir haben zwei wirklich gute Tourneen in Aussicht. Aber da noch nichts bestätigt ist, kann ich nicht viel mehr sagen. Es passiert so oft, dass Bands zu voreilig allerlei Zeug ankündigen, aber am Ende passiert gar nichts und ich stehe dann als Idiot da (lacht). Ich bin mir aber in einer Sache sicher: Ich glaube ganz fest daran, dass 2012 ein echt gutes Jahr für Death Destruction wird. Wir wollen jedoch keine leeren Versprechungen abgeben und deswegen halten wir den Ball eher flach. Die Leute können zwar sagen, dass sie unsere Musik nicht mögen, aber schlecht sind wir bestimmt nicht. Wir sind eine höllisch gute Band und wir wissen was wir tun.
Ich bedanke mich für das Interview und wünsche euch für die weitere Zukunft alles Gute.
Danke, Mann. Wir sehen uns drinnen.
Website: deathdestruction.com
Facebook: www.facebook.com/DeathDestructionOfficial
Category: Interviews, Magazin
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