Lost Dreams – Blinded By Rage
Lost Dreams kann mittlerweile nichts mehr erschüttern. Im Vorfeld der Aufnahmen ihres letzten Albums „Wage Of Disgrace“ mussten sie ihren Bassisten und ihren Sänger ersetzen, was den Tiroler Melodic Death Metal-Veteranen jedoch hervorragend gelungen ist. Gerade einmal 23 Monate nach Release wirkt das Line-Up stabil und eingespielt, was man auf „Blinded By Rage“ entsprechend nachhören kann. Dem Namen ihres vierten Longplayers entsprechend, geben Lost Dreams Gas, zeigen sich noch eine Spur aggressiver und eingängiger.
Mit gewohnter Brachialgewalt und Raffinesse sägt sich das Quintett durch elf neue Songs. Stefan Traunig hat sich mittlerweile endgültig eingelebt und scheint für seine Vocals noch mehr Platz bekommen zu haben, wie man bereits im Opener „Hide And Seek“ entsprechend nachhören kann. Von peitschenden Drums vorangetrieben, kratzen und beißen die Tiroler gut vier Minuten lang mit mörderischer Gewalt, auch wenn das Solo vergleichsweise entspannt wirkt. Noch direkter hingegen gibt sich „The Painted Man“ mit dicker Groove-Hose, einem Hauch von Thrash und klaren Vocals im Refrain. Das Rezept mag altbekannt sein, doch so lange dabei ein Song von diesem Kaliber herauskommt, darf man sich wahrlich nicht beschweren.
Ähnlich souverän geht es weiter: „Demons Call My Name“, zu dem es auch ein Video gibt, setzt zum Schweinsgalopp an, überrascht mit mehrstimmigen Harmonien und einem feinen Instrumentalteil. „Living In The Mass“ lebt vor allem von seinem wuchtigen Breakdown, während „Darkness Fall“ die anstrengenden Synthis – die Achillesferse der Tiroler – zu Beginn erfolgreich überwindet und in ungewohnt düsterem Outfit überzeugt. In einem ähnlichen Sektor bewegt sich auch „Black Sheep“, das seine eigene Schwärze jedoch mit einem wahrlich erhabenen Soli und finsteren Growl-Passagen – hieran dürften sogar Todesstahl-Puristen Gefallen finden – zerfetzt. So charmant kann Selbstzerfleischung sein.
Wirklich anstrengend wird es nur dann, wenn Lost Dreams Synthis und Samples einsetzen, womit sie die Songs ein wenig verwässern – zu grell leuchten die Neonfarben der Elektronik, zu gekünstelt wirken diese Einschübe. Glücklicherweise gibt es derer aber relativ wenig. Die elf regulären Songs auf „Blinded By Rage“ machen dennoch Laune, wurden fett produziert und bewegen sich auf dem Niveau des Vorgängers „Wage Of Disgrace“. Ohne Frage zählen die Tiroler mittlerweile zu den absoluten Genre-Institutionen Österreichs. Einzig die ans Ende gepappte Coverversion des Soilwork-Klassikers „Nerve“ hätte man sich sparen können – das war dann doch eine Nummer zu groß und passt nicht so recht zum sonstigen Duktus.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 04.11.2011
Erhätlich über: Twilight Zone Records (Nonstop Music Distribution)
Website: www.lost-dreams.com
Facebook: www.facebook.com/lost-dreams-official
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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