Steel Panther – Balls Out
Schnauze voll von selbstbemitleidenden und sozialkritischen Künstlern und Bands, die sich und ihre Umwelt nur allzu zu oft viel zu ernst nehmen? Dann kommt man am neuesten Streich der Hollywood-Spandex-Fraktion Steel Panther nicht vorbei. Gute zwei Jahre hat es gedauert, aber der Nachfolger vom besonders in den Staaten erfolgreichen „Feel The Steel“ ist endlich da. Das Quartett vereint auf ihrem Zweitling „Balls Out“ einmal mehr den Spirit von 80er-Metal- und Rock-Outfits wie Judas Priest, Def Leppard und Mötley Crüe mit schlüpfrigen, unzensierten Ergüssen präpubertäre Teenager.
Eines vorweg: Wer mit dem tief unter der Gürtellinie angesiedelten Humor bereits auf dem Debütalbum nichts anfangen konnte, sollte auch vom Zweitling die Finger lassen. Es muss einem jedoch klar sein, dass man sich dadurch eine Handvoll hitverdächtiger Rock-Hymnen entgehen lässt. Die Jungs haben zwar eine Vorliebe für Titten und Ärsche, aber ihr Talent beschränkt sich nicht nur auf eine enorme Auswahl an präpubertären, sexuellen Anspielungen. Auf musikalischer Ebene ist der Vierer mindestens genauso begabt.
Auch wenn beim Opener „Supersonic Sex Machine“ dem Hörer der Judas Priest-Aufkleber mehr oder weniger ins Gesicht geklatscht wird, wird im weiteren Verlauf des Albums deutlich, dass man sich instrumental merklich von nahezu 1:1-Kopien von namhaften 80er-Bands entfernt hat. Auch wenn „Feel The Steel“ unheimlich Spaß machte, waren Ähnlichkeiten zu Kapellen wie Extreme, Mötley Crüe oder Bon Jovi doch sehr offensichtlich. Anno 2011 vertrauen die Jungs mehr auf eigene Ideen, was dem Album hörbar gut tut. Als eigenständige Band gehen Steel Panther zwar immer noch nicht durch, aber mit den Feel-Good-Rockern „Just Like Tiger Woods“, „17 Girls In A Row“ und „If You Really, Really Love Me“ reihen sich gleich drei garantierte Ohrwürmer aneinander, die in Sachen Hooks kaum zu übertreffen sind.
Für die Uptempo-Nummer „It Won’t Suck Itself“ konnte man Chad Kroeger (Nickelback) und Extreme-Axtmeister Nuno Bettencourt als Gastmusiker gewinnen. Kroeger verpasst dem ohnehin schon mitreißenden Track noch mehr Pfeffer. Für Singalong-Enthusiasten wird mit „Tomorrow Night“ und „Gold-Digging Whore“ gesorgt. Die Halbballade „Why Can’t You Trust Me“ kommt ganz im Stile ihrer 2009er-Single „Community Property“ her. Egal welchen der insgesamt 14 Songs man herauspickt, das musikalische Können der Band ist ohne Zweifel erhaben. Satchel schüttelt sich ein süchtig machendes Gitarren-Lick nach dem anderen aus dem Ärmel und Stix Zadinia ist ein echter Powerhorse hinter den Drumkit.
Wie beim Debüt wird es auch beim Zweitwerk einige Kritiker geben, die in Steel Panther nicht mehr sehen als einen Haufen Nachahmer mit dummen Texten. Die Jungs sind eben Entertainer mit einer bestimmten Botschaft und die lautet in bester Andrew W.K.-Manier ‚Party‘. Der Erfolg in den USA, Großbritannien und Japan gibt den Jungs Recht. Steel Panther gehen in die zweite Runde und mit „Balls Out“ sollte es nicht lange dauern, bis auch der Rest Europas vom Spandex-Fieber gepackt wird.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 04.11.2011
Erhältlich über: Republic Records (Universal Music)
Website: www.steelpantherrocks.com
Facebook: www.facebook.com/steelpantherkicksass
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