The Man-Eating Tree – Harvest
Als The Man-Eating Tree vergangenes Jahr mit „Vine“ debütieren, waren sie vor allem die neue Band von Ex-Sentenced-Drummer Vesa Ranta, Ex-Poisonblack-Gitarrist Janne Markus und Fall Of The Leafe-Sänger Tuomas Tuominen. Zehn hervorragende Songs und eine packende Tour später sind die Düster-Finnen zu einem Sextett gewachsen: Antti Karhu übernimmt die zweite Gitarre und sorgt für mehr Druck, den Produzent Hiili Hiilesmaa (HIM, Sentenced, Moonspell) entsprechend auf Platte gebannt hat. Besagter neuer Rundling hört auf den Namen „Harvest“ und dreht sich thematisch um den finnischen Herbst, für Vesa Ranta eine besonders kreative Zeit, in der man ‚das Leben ernten‘ kann.
Eingerahmt von den instrumentalen, bittersüßen Intros und Outros „Harvest Bell“ und „Karsikko“, servieren die Finnen acht neue, episch angehauchte Songs mit schwerem Gothic-Einschlag und klassischer Düsternis, die ein wenig in Richtung Katatonia schielt. „At The Green Country Chapel“ eröffnet mit einem schweren, dennoch verspielten Riff, getragen von mächtigen Drums. Das Tempo fällt schleppend, beinahe doomig aus und lässt Tuomas Tuominen ausreichend Platz, als eine Art Zeremonienmeister durch sechs spektakuläre, trotz ihrer Langsamkeit atemlose Minuten zu führen. Neben dem hymnischen Refrain überrascht vor allem die harte Middle-8 und die verwaiste Gitarre kurz vor dem großen Finale.
In Form der etwas flotteren Video-Auskopplung „Armed“ haben The Man-Eating Tree sogar einen echten Hit mit an Bord, der mit zum Besten gehört, was man in diesem Jahr im düsteren Metal-Bereich gehört hat. Der Refrain brennt sich bereits nach dem ersten Durchlauf ein, das folkig angehauchte Break macht Laune. „Exhaled“ stammt aus der Feder von Neuzugang Antti Karhu, fällt mit acht Minuten Spielzeit monströs aus und überrascht mit gesteigertem Härtegrad. Mit einem Mal scheinen sich die Finnen in Candlemass’scher Nachbarschaft zu platzieren. Erst kurz vor Schluss deutet „All You Kept Free“ Befreiung an, Erlösung, einen bestimmten Schritt raus aus der scheinbar ewig währenden Finsternis hin zum Licht, bevor das bereits erwähnte Outro für melancholisches Erwachen sorgt.
Nach einem grundsoliden Debütalbum wagen The Man-Eating Tree nun also den Sprung in die Champions League der Düstermetaller. Auf „Harvest“ stimmt so ziemlich alles: Eine druckvolle, souverän agierende Rhythmusabteilung trifft auf sägende, tot traurige Gitarren und anmutige Keyboards, während Tuomas Tuominen aus seinen Stimmbändern alles rausholt – kein Wunder, darf man den Finnen mittlerweile zu den Besten seiner Zunft zählen. Ob diese Platte noch Gothic Metal ist, oder bereits tief ins Dark- und Doom-Universam eingetaucht ist – eine müßige Diskussion. De facto kann die Konkurrenz aktuell kaum mit The Man-Eating Tree mithalten. Klingt beinahe so, als würde jemand am Thron von Katatonia sägen.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 25.11.2011
Erhätlich über: Century Media (EMI Music)
Website: www.themaneatingtree.com
Facebook: www.facebook.com/themaneatingtree
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