Tenhi – Saivo

| 6. Dezember 2011 | 0 Comments

Tenhi

Tenhi sind Perfektionisten, verdammt langsame Perfektionisten. „Maaäet“, ihr letztes reguläres Lebenszeichen, hat mittlerweile auch schon wieder fünf Jahre auf dem Buckel, derer vier am Nachfolger geschraubt wurden, zahlreiche Verschiebungen und zwischenzeitliche Funkstille inklusive. Natürlich lohnt sich die Wartezeit bei den Finnen, die es mit rein akustischen Mitteln verstehen, eine Vielzahl deutlich metallischerer Kollegen in punkto Intensität, Düsternis und Härtegrad in die Tasche zu stecken. „Saivo“ macht da keine Ausnahme, was natürlich auch am ausgiebigen Reifungsprozess liegt.

In der Kultur der Samen, ein indigenes Volk im Norden Fenno-Skandinaviens, dessen Siedlungsgebiet sich über Norwegen, Schweden, Finnland, Russland und die Ukraine erstreckt, ist „Saivo“ eine der drei Totenwelten, in der die Verstorbenen ihr alltägliches Leben zufrieden und in Gesellschaft ihrer Familien und Vorfahren fortführen. Entsprechend nachdenklich und doch stellenweise beinahe beschwingt fällt das Album aus, wobei die beinahe euphorische Seite Tenhis vor allem im verspielt tänzelnden „Haaksi“ zu finden ist, einer Art Totentanz der gelösten Art. Das klassische, für die Finnen typische Flüstern trifft auf lebhafte Folk-Klänge und eine eigenwillige Dynamik, die man so von den Acoustic-Veteranen nicht kennt.

Natürlich bleibt der Neunminüter die Ausnahme, denn wesentlich typischer sind Tracks wie „Pojan Kiiski“ mit seinen beinahe sakralen Chorälen, die im bewegenden „Sees“ verexpliziert und auf die Spitze getrieben werden. „Surunuotta“ treibt mit seiner einsamen Gitarre die knisternde Spannung auf einen neuen Höhepunkt, nur um im darauf folgenden „Savoie“ von beinahe Dylan’esken Klängen abgelöst zu werden. Mehr Folk, mehr Singer/Songwriter geht schon kaum, wobei vor allem das intensive Finale zu begeistern weiß. ‚Intensiv‘ ist auch das perfekte Stichwort für das große Finale „Siniset Runot“, das mit zwischenzeitlicher Zäsur und bewegenden Violinenklängen mal eben den Labelkollegen Dornenreich vorführt, wie episch und zugleich berührend rein akustische Musik sein kann.

Überraschungen gibt es maximal im Kleinen – „Savoie“ und „Haaksi“ wirken stellenweise ungewohnt offen für eine für Tenhi-Verhältnisse breitere Hörerschaft – davon abgesehen wird die Magie der Finnen noch weiter auf die Spitze getrieben. „Saivo“ wirkt noch eine Spur reduzierter, ursprünglicher und damit auch größer als seine Vorgänger, scheint in jeder Note bedeutungsschwanger zu sein, setzt das Thema der etwas anderen Totenwelt zwischen Trauer, Frohsinn und einem Hauch Melancholie gewohnt sauber in Szene – ein kleines Meisterwerk zum Jahresende, wovon man sich auch vor dem Kauf via Stream überzeugen kann.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 02.12.2011
Erhätlich über: Prophecy Productions (Soulfood Music)

Website: utustudio.com

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Category: Magazin, Reviews

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