The Manhattan Syndrome – And We Left It Behind
Dem Internet sei Dank, werden Bands ausreichend Möglichkeiten geboten, ihre Musik an den geneigten Hörer zu bringen. Auch die irischen Indie-Rock-Frischlinge The Manhattan Syndrome nutzen die Vorzüge des World Wide Webs und bieten ihre Debüt-EP „And We Left It Behind“ zum kostenlosen Download an. Das Quintett aus Dublin gibt Sigur Rós und Leonard Cohen als Einflüsse an, und trifft damit die Ausrichtung der Band ganz gut.
Die Herren mit Dame verstehen es aus Piano, Gitarre, Synthi-Klängen und allen voran Evan Heneghans facettenreicher Gesang ein wahres Klangerlebnis zu zaubern, welches Indie-Größen wie The National, Arcade Fire oder Fanfarlo in nichts nachsteht. Hört man die ersten Klänge des Openers „Cold Company“, kann glaubt man kaum, dass man es hier nicht mit einem bereits etablierten Act zu tun hat – so souverän gehen die Iren zu Werke. Schwermütige Vocals werden von dezenten Piano-Klängen und simpler Drum-Begleitung getragen. Als schließlich die Synthis einsetzen und der Refrain losgeht, fühlt es sich beinahe so an, als hätte man es mit einem anderen Sänger zu tun, was natürlich nicht der Fall ist. Heneghan macht einfach in tiefen Tonlagen der Marke Matt Berninger (The National) eine genauso gute Figur wie in luftigeren Höhen.
In „Carnival“ wird der Hörer nach dem ersten Refrain mit einer fast schon Sigúr Ros-artigen Zerbrechlichkeit des Songgerüsts überrascht. Dieses wird nur mit Piano und Gesang zusammengehalten, nur um kurz darauf mit Akustikgitarre, Synthis, pochendem Drumming und mehrstimmigen Gesang erneut an Halt zu gewinnen. „The Manhattan Syndrome“ zeugt von einer ähnlichen Verletzlichkeit und Resignation, die sich übrigens durch alle Songs zu ziehen zu scheint. Auch wenn der Song eher unspektakulär wirkt, so spielt sich auf musikalischer Ebene einiges ab. Vor allem die zweite Hälfte punktet mit unter die Haut gehenden Backing Vocals und verspielten Drum-Parts.
Zum Schluss wird mit „Hollowheads“ noch einmal kräftig auf die Tränendrüse gedrückt. Was hier an Emotion abgeht, ist kaum fassbar. Steht in den ersten beiden Minuten noch Heneghans leidender Gesang im Vordergrund, gibt ab dem Anbruch der dritten Minute die Instrumentalfraktion den Ton an. Übrigens, wer in der zweiten Hälfte vermutet eine Dame am Mikro zu hören liegt falsch, denn auch hier stellt Heneghan die Vielschichtigkeit seiner Stimme erneut unter Beweis. Hammer! Das Ende lässt jedes Post-Rock-Herz höher schlagen und rundet das kurze aber intensive Hörerlebnis perfekt ab.
Bei The Manhattan Syndrome handelt es sich um einen Indie-Rohdiamanten, den man unbedingt im Auge behalten sollte. Das Ausmaß an Intensität, welches der Fünfer mit nur vier Songs zu erzeugen vermag, ist beeindruckend. Bleibt nur noch abzuwarten, ob die Iren diese Spannung auch über längere Zeit halten können, wenn schließlich die erste Langrille ansteht. Fans melancholischer Klänge und der oben genannten Bands sollten jedenfalls gar nicht lange überlegen und sich „And We Left It Behind“ schnellstens (kostenlos) besorgen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 12.08.2011
Erhältlich über: Eigenvertrieb (Blue Pie Records)
Website: www.themanhattansyndrome.com
Facebook: www.facebook.com/TheManhattanSyndrome
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