The Unguided – Hell Frost
Ein gutes Jahr ist es her, als Richard Sjunnesson seinen Posten als Shouter bei der schwedischen Modern-Metal-Formation Sonic Syndicate aufgegeben hat. Zu sehr und zu oft haben sich seine ehemaligen Kollegen von einer Stiländerung zur anderen bewegt, um sich dem Mainstream anzupassen. Als neue Spielwiese für harte Musik hat der Schwede deshalb zusammen mit Sänger Roland Johansson (ebenfalls ex-Sonic Syndicate) The Unguided ins Leben gerufen. Auch Sjunnessons Bruderherz Roger (immer noch bei Sonic Syndicate tätig) wurde mit an Bord geholt. Das Debütalbum „Hell Frost“ ist nach einiger Verspätung endlich auf dem Markt und sollte besonders old-school Sonic Syndicate-Fans aufhorchen lassen.
Stakkato-Riffs mit den dazugehörigen galoppierenden Double-Kick-Attacken („Betrayer Of The Code“), Sjunnessons derbe Shouts im Wechselspiel mit Johanssons cleanen Vocals und die ab und an etwas aufdringliche Keyboard-Untermalung haben tatsächlich viel mit der Formel, wie man sie schon von Sonic Syndicate kennt, gemeinsam. Auch als Produzent wurde kein Geringerer als Jonas Kjellegren (Scar Symmetry, Sonic Syndicate, Zonaria) herangezogen, womit auch der Sound zusätzliche Vertrautheit aufkeimen lässt. Wie man also sieht, gibt es genug Parallelen zur alten Stammband. Die Betonung liegt jedoch auf „alt“, denn mit der neuen Ausrichtung der Landsmänner (und -frau) haben die Jungs um The Unguided nur wenig am Hut.
Im Großen und Ganzen wirkt „Hell Frost“ wie das Bindeglied zwischen „Eden Fire“ und „Only Human“ von Sonic Syndicate. Der Opener und zugleich erste Single „Inherit The Earth“ geht mit treibenden Drums gleich ordentlich in die Vollen, lebt von der Laut-Leise-Dynamik und dem altbewährten Wechselgesang von Johansson und Sjunnesson. Die beiden sind ein absolut eingespieltes Team und haben ein feines Näschen für melodische, hook-lastige Songs, ohne auf den nötigen Punch zu vergessen. Das wird in jedem der insgesamt zehn Tracks (inkl. Bonus Track) deutlich. „Phoenix Down“, ein echtes Highlight der Platte, lebt von seiner mitreißenden Dynamik und erinnert stark an die Dänen von Mercenary. Das ist vor allem auf die markanten Keyboard-Salven und Johannssons pathosbeladende Gesangsdarbietung zurückzuführen.
Das überraschend tanzbar beginnende „My Own Death“ lässt mehr Spielraum für Sjunnessons Shouts, während Johansson eher hintergründig – abgesehen vom Refrain – in Erscheinung tritt. Ähnliches gilt für den Nackenbrecher „Green Eyed Demon“, welcher einmal mehr vom treibenden Drumming von John Bengtsson regiert wird. Die in der Tat frostige Midtempo-Nummer „Iceheart Fragment“ ertönt mit einer Melancholie aus den Boxen, wie man sie eher von finnischen Formationen gewohnt ist. Johansson klingt im Refrain ansatzweise sogar wie Jape Perätalo von der Gothic Metal Band To/Die/For. In „Pathfinder“ geht es in den Strophen wieder schön zur Sache, während im Refrain die Ohren wieder mit ordentlich Pathos bedient werden. Der Rausschmeißer „Where The Frost Rose Withers“ schlägt schließlich in eine ähnliche Kerbe wie „Iceheart Fragment“ zuvor und punktet in Sachen eiskalter Atmosphäre.
Sofern man poppigen und Keyboard-lastigen Metal-Hymnen im Stile von alten Sonic Syndicate, Dead By April und Raunchy etwas abgewinnen kann, bieten The Unguided mit „Hell Frost“ ein Album, welches von Anfang bis Ende Spaß macht. Sjunnesson und Co. haben es geschafft, dem verloren gegangen Sound ihrer alten Hausband die nötigen Eier zu besorgen und dürften somit einiges an Lob und Dank in den enttäuschten Fanlagern einholen. Es würde wohl kaum verwundern, wenn The Unguided innerhalb der nächsten Monate sogar an Sonic Syndicate vorbeiziehen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 02.12.2012
Erhältlich über: Despotz Records (Cargo Records)
Website: http://the-unguided.com
Facebook: www.facebook.com/TheUnguided
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