The Intersphere – Hold On, Liberty!
Mannheim steht längst nicht nur für soulige Klänge und schmalzige Chartstürmer. Zwar sind The Intersphere ebenso Söhne dieser Stadt, ihre musikalischen Vorbilder scheinen jedoch eher proggige Alternative Rock-Größen wie Muse, Dredg und Incubus zu sein. Ihr zweites Album „Interspheres >< Atmospheres“ sorgte im Februar 2010 zu Recht für ein Rauschen im Blätterwald, Auftritte am Rock am Ring-Festival, als Support von Karnivool und als Headliner der „Complexity Is Dead!“-Tour folgten. Auf „Hold On, Liberty!“ nähert sich das Quartett der Perfektion und bietet elf Energiegeladene Songs für frustrierte Fans der drei eingangs erwähnten Bands.
Eröffnet wird das dritte The Intersphere-Album von gleich drei bereits bekannten Songs. „We Are“ erschien eine Woche vor Weihnachten als Download-Single und peitscht von der ersten Sekunde ordentlich nach vorne. Relativ kompromisslos rocken die Mannheimer hier, getragen von dicken Gitarren und einem energischen Refrain – klingt nach einem potentiellen Live-Hit, der gerade in seinen kurzen Momenten des Innehaltens ein wenig an Blackmail erinnert. Tatsächlicher Opener ist jedoch die verspielte B-Seite „Masquerade“, die stärker auf Feingefühl und ein wenig Süßlichkeit setzt – eingängiger geht es kaum, den Song bekommt man so schnell nicht mehr aus dem Ohr.
Auch „Sleeping God“ kennt man dank dazugehörigem Video bereits bestens. Muse-Fans zwischen „Origin Of Symmetry“ und „Absolution“ dürften sich in Windeseile in den Gitarrensound verlieben, ebenso in den überaus intelligent arrangierten Chorus mit seinen multiplen Explosionen. Für Abwechslung ist auf Albumlänge gesorgt, gerade wenn „Capitall“ mit vertrackter Rhythmik experimentiert und ein wenig Math Rock-Flair verbreitet, nur um im nächsten Moment von „Open End“, einer Art Power-Ballade, erstickt zu werden. Der Rausschmeißer „Destination“ wagt sich sogar an Post Rock- und Ambient-Klänge, regt beinahe zum Träumen an und bietet eine Oase der Ruhe inmitten von Grandeur und musikalischer Hektik.
Nicht nur wegen seiner opulenten Länge von beinahe acht Minuten ist „Parallel Lines“ das Herzstück des The Intersphere-Drittlings. Incubus-Harmonien treffen auf frühe Dredg-Gitarren, episch gespannte Melodie-Bögen und – gerade im der noisigen zweiten Häfte – Cave In zu „Seafrost“-Zeiten. „Hold On, Liberty!“ ist eine explosive Platte, gleichermaßen in ihren ruhigen und druckvollen Momenten. The Intersphere verstehen es wie keine zweite Band auf dem europäischen Festland energischen, progressiv angehauchten Rock mit großen Melodien, einem Hauch Mathematik und maximaler Eingängigkeit zu verbinden. Die vier Mannheimer legen ihre bislang beste Platte und damit auch einen der ersten essentiellen Leckerbissen des Jahres vor.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 20.01.2012
Erhätlich über: Long Branch Records (SPV)
Website: theintersphere.com
Facebook: www.facebook.com/theintersphere
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