A Liquid Landscape – Nightingale Express
Es ist immer wieder erfrischend, wenn es neue, junge Bands gibt, die nicht mit aller Kraft versuchen, den neuesten Trends hinterherzurennen. In dieser schnelllebigen Zeit gehört das Aufspringen auf den fahrenden Zug ja mittlerweile zur Tagesordnung. Hin und wieder tauchen aber mutige Formationen auf, welche sich einen Dreck um derzeitige Hypes scheren. A Liquid Landscape sind so eine Band und überzeugen auf ihrem Debütwerk „Nightingale Express“ mit unter die Haut gehendem Art Rock.
Schon bei dem vorab veröffentlichten Kurzfilm von Regisseur Lex Vesseur kann man sich darauf einstellen, dass es sich beim Erstling der vier Holländer sicherlich um keinen Schnellschuss handelt. Der Film wurde zusammen mit dem Album als Gemeinschaftsprojekt kreiert und dient als visuelle Interpretation des Albumkonzepts. Begleitet werden die beindruckenden Bilder klarerweise mit stimmigen Song-Clips des Debüts. In den insgesamt elf Songs (inkl. drei Interludes) geht es um die beschwerliche Suche eines Mannes nach einem Zuhause und das Bedürfnis dazuzugehören. Die Hochs und Tiefs der Reise werden gekonnt in Szene gesetzt, so dass man kaum glaubt, dass hier Newcomer am Werk sind.
Der Sound des Quartetts ist irgendwo zwischen der Melancholie von Anathema, der Zerbrechlichkeit von Immanu El, der Experimentierfreudigkeit von Dredg und der Intensität von Karnivool angesiedelt. Besonders die Nähe zu australischen Genre-Kollegen verwundert kaum. So wurde das Album von keinem Geringeren als Forrester Savell (Karnivool, Dead Letter Circus, The Butterfly Effect) gemixt. Lässt man sich erst mal in das Soundgewand des zwölfminütigen (!) Openers und Titeltracks einhüllen, gibt es kein Entrinnen mehr. Die erste Hälfte begeistert mit postrockigen Songstrukturen, während sich die zweite Hälfte in progressive Gefilde der Marke Porcupine Tree begibt. Auch wenn der Song aus Großteils ruhigen Passagen besteht, kommt es immer wieder zu musikalischen und gesanglichen Gefühlsausbrüchen.
Im folgenden „June Fifth“ zeigen die Jungs ihre Vorliebe für das Wechselspiel zwischen großflächigen Soundteppichen und minimal instrumentierten Passagen. An dieser Formel wird auch in den kommenden Tracks festgehalten und somit das Album als homogene Einheit präsentiert. Spätestens auf „Phases“ sollte sich jeder Freund moderner, progressiver Klänge in den Sound von A Liquid Landscape verliebt haben. Goldkehlchen Fons Herder weist eine starke Ähnlichkeit zu The Butterfly Effect-Frontmann Clint Boge auf und erinnert in kratzigen Höhen stellenweise sogar an Pain Of Salvation-Mastermind Daniel Gildenlöw.
Nach einem kurzen Intermezzo gibt es mit „Thieves Of Time“ ein weiteres Highlight. Beginnt der Song eher unspektakulär, verwandelt sich die Nummer nach herzzerreißendem Gesang und Tool-artigen Basslinien gegen Ende in ein fett-groovendes Prog-Rock-Monster. Anschließend lädt das spacig-coole „Out Of Line“ zum lockeren Kopfnicken ein, bevor es mit der abschließenden Ballade „Secret Isle“ (inklusive weiblicher Gesangsbegleitung) zum gefühlvollen Finale kommt.
Was von A Liquid Landscape auf ihrem Debüt geboten wird, ist einfach der Hammer. Damit sich die Magie von „Nightingale Express“ jedoch voll und ganz entfalten kann, empfiehlt es sich dem Album ein paar Spins mehr zu geben und sich den anfangs erwähnten Kurzfilm zu Gemüte zu führen. Dann sollte der Liebschaft nichts mehr im Wege stehen. Ein Muss für alle Anhänger anspruchsvoller Rock-Kunst.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 02.03.2012
Erhältlich über: Glassville Records (AL!VE)
Website: www.aliquidlandscape.nl
Facebook: www.facebook.com/aliquidlandscape
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