Arctic Plateau – The Enemy Inside

| 26. Februar 2012 | 0 Comments

Arctic Plateau

Die Arktis droht zu schmelzen. Gianluca Divirgilio blickt vom Norden der Welt herab. Damit ist nicht seine italienische Heimat gemeint, sondern sein Projekt Arctic Plateau, das zwischen Post Rock, Shoegaze, Indie und Singer/Songwriter bedrückende wie hoffnungsvolle Klanggebilde formt. Als Nachfolger seines interessanten, insgesamt aber eher durchwachsenen Debütalbums „On A Sad Sunny Day“ steht nun „The Enemy Inside“ in den Läden, das die Post Rock-Elemente noch weiter vertieft und sogar mit der einen oder anderen Überraschung aufwarten kann.

„Music’s like a memory that never dies“ heißt es im Opener „Music Is…“, der den Grundtenor dieser Platte auf knapp sechs ergreifenden Minuten festhält. Divirgilios Gesang ist nach wie vor eine Spur zu kernig, gerade durch dieses leichte Fremdeln inmitten sphärischer, nachdenklicher Gitarrenklänge aber um so spannender. Die für das Genre typischen Ausbrüche in punkto Lautstärke und Intensität halten sich in Grenzen, werden durch minimal stärker verzerrte Gitarren und vereinzelte Fills ersetzt. Stattdessen arbeitet der Italiener auf einen versöhnlichen, alles umarmenden Refrain zu, der erklärt, wie wichtig Musik in Momenten der Finsternis und der Verzweiflung sein kann.

Im Mittelteil des Albums gibt es sogar kleinere Experimente zu verzeichnen. Fällt der gesteigerte Härtegrad von „Cartarctic Cartoons“ nur bedingt auf – metallisierte Mogwai-Anleihen sind relativ neu im Klangbild von Arctic Plateau, passen aber gut zum Rest der Platte – stechen die Screetches und Squeals im Titeltrack „The Enemy Inside“ heraus. Es ist eine kurze Passage, in der Black Metal-Gekeife auf relativ harmonische Post Rock-Klänge trifft und wie ein Fremdkörper wirkt. Das beinahe euphorische, lebhafte „Big Fake Brother“ mit seinem mehrstimmigen Gesang wetzt diese Scharte jedoch problemlos aus.

Auch wenn der Post Rock-Anteil ein wenig erhöht und der Sound über weite Strecken deutlich kompakter, in sich stimmiger wirkt, wiederholt sich die Geschichte von „On A Sad Sunny Day“. Erneut sind es kleinere Belanglosigkeiten und Durchhänger, die den Gesamteindruck von „The Enemy Inside“ trüben. Songs wie „Idiot Adult“ und „Loss And Love“ erscheinen plan- und ziellos, haben Füllmaterial-Charakter, langweilen geradezu. Schade eigentlich, denn gerade Tracks wie der instrumentale Rausschmeißer „Trentasette“ mit seinen verzerrten Gitarren zeigt, wie der Spagat zwischen weichen Harmonien und schroffen Einschüben funktionieren könnte. Erneut bringt Gianluca Divirgilio willkommene Farbtupfer in den Post Rock-Mikrokosmos ein und erneut fehlt die nötige Konsequenz für ein absolutes Topalbum, das er stellenweise andeutet.

Wertung: 7/10

Erhältlich ab: 24.02.2012
Erhätlich über: Prophecy Productions (Soulfood Music)

Website: www.arcticplateau.com
Facebook: www.facebook.com/arcticplateau

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Category: Magazin, Reviews

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