Silverstein – Short Songs
Vor drei Jahren wurde die Cover-Compilation „Punk Goes Pop 2“ veröffentlicht. Darauf enthalten: Silverstein, die den Schmachtfetzen „Apologize“ von One Republic „punkig“ neu interpretierten. Damals passte das zur Band wie die Faust aufs Auge, denn Silverstein hatten, nett gesagt, schon immer einen gewissen Hang zur emotionalen Seichtheit. Mit den letzten Alben wurde dieses Vorurteil von der Band eher bestätigt als widerlegt. Darum jetzt eine kurze Warnung: Echte Silverstein-Fans könnte „Short Songs“ schockieren.
Die Hälfte (immerhin noch elf Songs) besteht aus neuen Eigenkompositionen, den Rest machen Coverversionen von großen, fast schon übermächtigen Vorbildern aus. Der Albumtitel ist dabei wörtlich zu nehmen, denn keine Nummer geht nach mehr als eineinhalb Minuten ins Ziel. Und was für Nummern das sind! Der Punk scheint bei Silverstein nun tatsächlich ein bisschen Einzug gehalten zu haben. Bis auf eine Powerballade namens „Sleep Around“, die offensichtlich immer dabei sein muss, lassen Silverstein endlich mal so richtig die Sau raus, dass man schreien möchte: „Warum nicht früher so?“. Treibende, verdammt schnelle Schlagzeugpassagen, viel und lautes Geschrei und trotzdem die größte Stärke der Band ausgespielt, nämlich das Gespür für schöne Melodien – feine Sache. Allein beim Opener „Sick As Your Secrets“ dürfte es so manchem Silverstein‑Anhänger gepflegt die Schuhe ausziehen.
Damit kommen wir zur anderen Hälfte, und hier wird es schwieriger. Die Geister werden sich daran scheiden, ob eine Band, die in den letzten Jahren eher durch massive Seitenscheitel als etwa durch Straight-Edge oder politische Kampfmanifeste aufgefallen ist, die Dead Kennedys oder die Gorilla Biscuits covern darf. Bei „Short Songs“ von ersteren wird’s dann auch schnell peinlich. Jello Biafra wäre auf jeden Fall wohl weniger einverstanden damit. Dafür erledigen Silverstein ihre Coveraufgaben bei „It’s My Job To Keep Punk Rock Elite“ von NOFX oder „The Ballad Of Wilhelm Fink“ von Green Day um einiges besser. Und auch „Coffee Mug“ von den Descendants muss eindeutig auf der Habenseite verbucht werden. Insgesamt merkt man, dass Silverstein mit dem nötigen Respekt an ihre großen Vorbilder herangegangen sind, weswegen die zweite Hälfte von „Short Songs“ sicher mehr Klasse aufweist als manch andere Coverversuche von alten Vorzeigepunkern.
Lange Rede, kurzer Sinn: In dieser Richtung kann bitte ruhig noch mehr von Silverstein kommen. Mit emotional getragenen Screamosongs hat sich die Band ja nun schon lange genug etabliert.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 17.02.2012
Erhältlich über: Hopeless Records (Soulfood Music)
Website: www.silversteinmusic.com
Facebook: www.facebook.com/silversteinmusic
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