Borknagar – Urd

| 23. März 2012 | 0 Comments

Borknagar

Im Laufe ihrer illustren Karriere haben sich Borknagar von ihren schwarzmetallischen Wurzeln hin zu deutlich progressiveren Klängen entwickelt, überraschten 2006 mit ihrem reinen Akustik-Album „Origin“ und kehrten vor zwei Jahren auf „Universal“ zurück zu mehr Härte in einem nach wie vor proggigen Mikrokosmos. Verstärkt durch Heimkehrer ICS Vortex (Arcturus, ex Dimmu Borgir), der auch schon auf der letzten Platte als Gast zu hören war, und seit kurzem auch durch Neo-Drummer Baard Kolstad (das neue Studioalbum trommelte David Kinkade von Soulfly ein), schraubt „Urd“ den Härtegrad noch eine Spur weiter nach oben, ohne den avantgardistischen Grundgedanken der Mannen um Bandchef Øystein G. Brun außer Augen zu verlieren.

„Urd“ ist laut nordischer Mythologie eine der Nornen, die unter dem Weltenbaum Yggdrasil steht und den Lebensfaden der Menschheit spinnt – eine Art altertümlicher Begriff für das, was man heute unter „DNA“ versteht, wie Brun erklärt. Entsprechend begeben sich Borknagar auf die Suche nach den „Roots“, ohne dabei jedwede Berührungspunkte mit Sepultura zu haben. Semi-akustische Gitarrenparts treffen auf einen nachdenklichen, leicht verschrobenen Refrain. Vintersorg kratzt und singt gewohnt souverän, der finstere Mittelteil mit seinen klassischen 70s-Prog-Motiven sorgt für Gänsehaut. Für das große Finale greift tatsächlich ICS Vortex wieder zum Mikrofon und verleiht dem Song damit einen klassischen Vibe, der an längst vergangene Zeiten erinnert.

ICS Vortex ist immer wieder kurz zu hören, hat mit „Frostrite“ aber auch einen kompletten Song beigesteuert und singt diesen auch. Die Mischung aus Uptempo-Drums und schwermütigen Midtempo-Passagen erinnert dank Keyboard-Befeuerung ein wenig an die „Quintessence“-Ära und steckt das Soloalbum des heimgekehrten Bassisten locker in die Tasche. Mindestens genau so magisch ist der Opener „Epochalypse“, der stellenweise sogar ein wenig an die Anfänge der Band erinnert, bevor ausladende Gesangsharmonien dem Song eine dezent sakrale Note verleihen, während „The Beauty Of Dead Cities“ eine Prise „Heritage“ einbringt in seinem von einer Hammond-Orgel untermalten Mittelteil.

Jegliche verbliebene Zweifel, ob es sich bei „Urd“ tatsächlich um ein Überalbum handelt, schiebt „The Winter Eclipse“ beiseite. Das knapp neun Minuten lange Opus beginnt harsch und rasend, wird durch Klargesang herrlich befeuert und erlebt seinen vorläufigen Höhepunkt nach fünfeinhalb Minuten, wenn Melancholie das Heft in die Hand nimmt und den Abschied von Wolves In The Throne Room eine Spur leichter macht. Mit einer Spur mehr Härte und Düsternis fügen Borknagar auf ihrem mittlerweile neunten Studioalbum ihrem Œuvre ein weiteres beeindruckendes Kapitel hinzu. 53 Minuten lang herrscht knisternde Spannung, getragen von gewohnt epischen, eine Spur härteren Arrangements und der fantastischen Gesangs-Trinität von Vintersorg, Lazare und ICS Vortex. Ob „Urd“ das beste Album der Norweger ist, wird die Zeit zeigen. Es zählt auf jeden Fall zu ihren ambitioniertesten und eindrucksvollsten Werken.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 23.03.2012
Erhätlich über: Century Media (EMI Music)

Website: www.borknagar.com
Facebook: www.facebook.com/borknagarofficial

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Category: Magazin, Reviews

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