Meshuggah – Koloss

| 25. März 2012 | 0 Comments

Meshuggah

Meshuggah haben immer schon eine Ausnahmestellung in der Metalwelt eingenommen. Der Sound der fünf Schweden hat noch nie in klassische Death-, Thrash- und Prog-Schablonen gepasst, mal eben so im Vorbeigehen aber dem Math-Genre Starthilfe gegeben. Auch eine ganz junge Generation von Musikern hat die Mannen aus Umeå für sich entdeckt und ihnen mit dem Genre Djent ein Denkmal gesetzt – TesseracT, Uneven Structure und Vildhjarta wissen, wovon sie riffen. Meshuggah selbst beobachteten diese Entwicklung mit leicht amüsierter Distanz und stellen nun, vier Jahre nach ihrem letzten Studio-Lebenszeichen „obZen“, ihr neues Meisterwerk „Koloss“ vor, bei dem der Name Programm ist.

Wie sich das bei Meshuggah nun mal gehört, fällt der Einstieg schwer. „I Am Colossus“ deutet ein klassisches Djent-Riff an, driftet aber ebenso plötzlich in zähe, beinahe doomige Gefilde ab. Bereits hier macht sich jene unterkühlte Stimmung breit, die man in dieser Form annähernd von „Nothing“ kennt und die den Sound dieses Albums entscheidend mitbestimmt, geradezu dominiert. So besticht beispielsweise der Brecher „The Demon’s Name Is Surveillance“ mit hohem Tempo, dezent rumpelnden Drums und einer Psychoterror-Melodie, die man aus B-Movies kennt. Auch das reduzierte, ebenso melodische Groove-Monster „Behind The Sun“ prägt sich schnell ein, wohingegen das mit einem erhöhten Thrash-Anteil ausgestattete „The Hurt That Finds You First“ für Meshuggah-Verhältnisse beinahe schon geradlinig wirkt.

„Marrow“ leitet die zweite, etwas stärker an jüngere Großtaten erinnernde Hälfte mit einem Urknall und „obZen“-Riffing ein. Kennt man bestens, wirkt vertraut, der bereits bekannte Psychoterror hält genau zur richtigen Zeit Einzug. Zur Geduldsprobe wird das bereits vorab veröffentlichte „Break Those Bones Whose Sinews Gave It Motion“, bei dem das Tempo stellenweise komplett herausgenommen wird. Mehr Groove, mehr Vehemenz und mehr Roots-Lastigkeit geht kaum. Wer jedoch auf jene Seite der Schweden wartet, die für die Entstehung von Djent entscheidend war, wird „Swarm“ und „Demiurge“ genießen – doppelter Gummitwist mit klassischem Riffing, knüppeldickem Bassgewitter und etatmäßig fiesen Growls.

Das Ambient-Instrumentalstück „The Last Vigil“ schließt diese Tour de Force ab. Meshuggah brechen, wie so oft, mit jeglichen Erwartungen, womit sie auch goldrichtig liegen. Jetzt ein Album zu machen, das einerseits an „obZen“ direkt anknüpft und andererseits noch stärker auf die Djent-Generation zugeht, wäre wohl Ausverkauf gewesen. Stattdessen setzen die Schweden auf Entschlackung in jeder Hinsicht: reduzierter Sound, geordneteres Songwriting, Psychoterror statt Brechstange. Auf klassisches Riffing muss man freilich nicht verzichten und selbst wenn sich die Melodieteppiche stellenweise ein wenig ziehen, ist „Koloss“ dennoch über jeden Zweifel erhaben. Das ganz große Überalbum ist es (noch) nicht, wohl aber gewohnt eindrucksvolles, zermürbendes Material, wie es eben nur von Meshuggah stammen kann.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 23.03.2012
Erhätlich über: Nuclear Blast (Warner Music)

Website: www.meshuggah.net
Facebook: www.facebook.com/meshuggah

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Category: Magazin, Reviews

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