Soulfly – Enslaved
Max Cavalera ist ein Metal-Workaholic. Seitdem er gemeinsam mit seinem Bruder Iggor die Cavalera Conspiracy gründete, erscheint neue Musik beinahe im Jahresrhythmus. Nach der Conspiracy im vergangenen Jahr sind nun wieder Soulfly an der Reihe, die einen Nachfolger zu „Omen“ am Start haben. Im Vorfeld der Aufnahmen musste die komplette Rhythmusabteilung ausgetauscht werden – neu an Bord sind Bassist Tony Campos (Static-X) und Drummer David Kinkade (Borknagar, Arsis, Malevolent Creation). Gemeinsam wurde mit „Enslaved“, dem mittlerweile achten Studioalbum, die wohl härteste Soulfly-Platte aller Zeiten geschrieben.
„Enslaved“ dreht sich um das Thema der Sklaverei und verschiedene damit assoziierte Faktoren – ein Konzept, das Max Cavalera bereits nach der Veröffentlichung von „Roots“ entwickelte und eigentlich für ein Sepultura-Album vorgesehen hatte, wozu es jedoch nicht kam. Der Leadtrack „World Scum“ blickt jedoch ein wenig über den inhaltlichen Tellerrand und befasst sich mit Gräueltaten und Tragödien des vergangenen Jahrhunderts. Gemeinsam mit Travis Ryan von Cattle Decapitation, der den ursprünglich für diesen Part vorgesehene Adam Warren von Oceano ersetzt, keift Cavalera über NS-Deutschland, die Ermordung John F. Kennedys und den Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki. Ryans Growls passen perfekt zur Highspeed-Death-Thrash-Abrissbirne, die dank geschickt eingestreuter Groove-Parts an martialischer Dynamik gewinnt.
Über weite Strecken befasst sich der gebürtige Brasilianer jedoch wesentlich deutlicher mit dem Thema seines achten Soulfly-Albums. „Gladiator“ behandelt die Sklaventhematik im römischen Reich und den gleichnamigen, „Legions“ und „Chains“ sind in diesem Zusammenhang wohl selbsterklärend. Musikalisch setzt sich die auf „Conquer“ und „Omen“ angedeutete Entwicklung fort: mehr Druck, mehr Thrash, mehr Todesstahl, mehr Speed. Soulfly zerhacken ihre Songs in atemberaubendem Tempo, wobei sich Neuzugang David Kinkade als echter Gewinn für den Sound der Veteranen erweist. Die so typischen Interludes und World Music-Parts hingegen wurden deutlich zurückgeschraubt, sorgen aber beispielsweise in „American Steel“ oder dem Groove-Bastard „Treachery“ für Auflockerung. Warum es das obligatorische „Soulfly VIII“ jedoch nur zu einem digitalen Bonus-Track geschafft hat, bleibt unverständlich
Eine ganze besondere Rolle nimmt der Rausschmeißer „Revengeance“ ein, in dem sich Max Cavalera mit dem tragischen Tod seines Stiefsohns Dana Wells befasst. Gemeinsam mit seinen Söhnen Zyon (Schlagzeug), Igor (Gitarre und Vocals) und Incites Richie Cavalera (Vocals) entsteht dabei ein schmerzverzerrter Hassbrocken zwischen Sehnsucht und rasender Wut. Es ist der, auch wenn man es nicht unbedingt rauszuhören vermag, sentimentale Höhepunkt einer mächtigen Platte, die das Niveau des Vorgängers problemlos hält und als ein weiteres Monster auf der Habenseite im Soulfly-Katalog eingeht. Wenn Max Cavalera und Konsorten nicht gerade wegnicken (siehe und höre „Redemption Of Man By God“ mit Vocals von Dez Fafara) sind sie unschlagbar. Ohne diese klassischen Dr. Jekyll & Mr. Hyde-Momente wäre „Enslaved“ aber wohl keine Soulfly-Platte, hart aber gewohnt herzlich.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 09.03.2012
Erhätlich über: Roadrunner Records (Warner Music)
Website: www.soulfly.com
Facebook: www.facebook.com/soulfly
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