Wretched – Son Of Perdition
Gerade mal drei Jahre ist es her, als Wretched aus North Carolina mit „Exodus Of Autonomy“ ihren Einstand im Extrem-Metal-Zirkus feierten. Mit „Son Of Perdition“ steht bereits Album Nummer drei in den Startlöchern. Wer jetzt davon ausgeht, dass es sich bei den Veröffentlichungen um seelenlose Schnellschüsse handelt, liegt falsch. Die Kombination aus schädelspaltendem Thrash, kompromisslosem Death Metal und verschachtelten Prog-Passagen sorgt nämlich für ein paar anständige Arschtritte.
Natürlich ist dieses Stil-Gebräu nichts Neues mehr. Schließlich haben sich auch Kapellen wie The Faceless, The Black Dahlia Murder oder Job For A Cowboy mit einer ähnlchen Brachial-Mixtur einen Namen gemacht. Was den Wiedererkennungswert angeht, kann es also etwas schwer werden. Nichtsdestotrotz stecken hinter dem Charlotte-Fünfer überaus kompetente Burschen, die ihr Handwerk verstehen.
Jamie King (Between The Buried And Me) versteht es, bei all dem Chaos und Technik-Geballer keines der Instrumente untergehen zu lassen. Auch Neuzugang Adam Cody überzeugt mit variablen Vocals und scheint sich als Schreihals sogar noch besser ins Bandgefüge einzufügen als sein Vorgänger. Nach einer kurzen Chor-Einleitung geht es mit „Imminent Growth“ bereits ans Eingemachte. Blastbeats, denen Cody vehement versucht hinterher zu gröhlen, geben die Marschrichtung vor. Scheint so, als wollten die Jungs schon zu Beginn keine Zeit verlieren, alles in Schutt und Asche zu legen.
Wenn schon alles verwüstet ist, kann man mit „At The First Sign Of Rust“ doch ruhig auch die traurigen Reste niederwalzen. Im Mittelteil frohlockt das Tech-Herz, wenn Steven Funderburk und John Vail ein wahres Riff-Gewitter zum Besten geben. Bei all der kompromisslosen Härte gibt es zum Glück gerade rechtzeitig zur Halbzeit mit dem schleppenden „Dreams Of Chaos“ in die gemäßigtere Phase des Albums über. Hier stehen vor allem Melodien und tonnenschwere Riffs im Vordergrund.
Sehr interessant und spannend gestaltet sich der Instrumental-Dreiteiler „The Stellar Sunset Of Evolution“. Mit „The Silence“ eingeleitet geht es in das anfangs jazzig-anmutende „The Rise“ über und endet mit einem echten Prog-Metal-Monster namens „The Son Of Perdition“. Das verschachtelte „Karma Accomplished“ zeigt, dass die Herren ihr Fable für polyrhythmische Songstrukturen auch ohne übermäßigen Speed und Blastbeats ausleben können, ohne es an Brachialität und Intensität mangeln zu lassen.
Wretched erfinden das Rad nicht neu. Die Umsetzung ihrer Fähigkeiten gelingt den Amis auf „Son Of Perdition“ jedoch umso souveräner. Speed-Junkies werden den fast 40 Minuten genauso viel abgewinnen können wie Technik-Freaks und Melodie-Fetischisten. Die Zeiten des Geheimtipp-Status sollten somit der Vergangenheit angehören. Zu wünschen wäre es dem Quintett.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 30.03.2012
Erhältlich über: Victory Records (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/wretchednc
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