Frames – In Via
Man möchte beinahe zynisch werden: Schon wieder instrumentale Rockmusik, schon wieder Post-Prog-Art-Avantgarde-Alternative-Irgendwas in bekannten Gewässern. Und dann der Blick auf den Bandnamen: Schon wieder Frames. Das Quartett aus Hannover debütierte vor zwei Jahren mit der charmanten Perle „Mosaik“, die die nördlichen Nachbarn irgendwo zwischen Porcupine Tree, God Is An Astronaut und Maybeshewill platzierte. Ihr zweites Album „In Via“ ist sogar noch eine Spur magischer und dynamischer.
Simple, klare Gesten dominieren das Geschehen, getragen von stellenweise verspielten, verträumt anmutenden Arrangements. „Departure“ bereitet auf eine lange Reise vor, beginnt sehr zaghaft und explodiert erst nach vierminütigem Aufbau, dann aber dafür um so heftiger. Die schneidenden Effekte erinnern ein wenig an Collapse Under The Empire, die sägenden Gitarren an die Spanier Toundra. Speziell wird dieser Song jedoch durch das kurze Piano-Break, bevor ein letztes Mal schwere Gitarren einsetzen – damit war kaum zu rechnen angesichts der verbleibenden Spielzeit, was jedoch das Klangerlebnis um einiges intensiver gestaltet, nur um von den dramatischen Streichern im daran anknüpfenden „Encounter“ in die Knie gezwungen zu werden. Frames leben hörbar im Moment und lassen die Blues-Magie von Moby (minus Elektronik und Vocal-Samples, versteht sich) auf schwere Gitarrenteppiche treffen.
Die anfängliche Magie vermögen Frames auf Albumlänge – eine knappe Stunde Spielzeit – problemlos zu halten, ohne das auch nur ein Hauch von Langeweile oder Belanglosigkeit zu spüren wäre. Selbst wenn es zum Ende hin ein wenig kitschig wird („Don’t Stay Here“ taucht stellenweise zu sehr ins Romantische ab, „Coda“ gibt sich hingegen überraschend melodramatisch), ist und bleibt „In Via“ ein Instrumental-Rock-Leckerbissen. Monolithen wie das knochig-harte, beinahe metallische „Reflections“ – der Vergleich mit Long Distance Calling drängt sich förmlich auf – und das mindestens genau so wuchtige, dank eingestreuten Streichern Soundtrack-haft anmutende „Eris“ zählen zu den Highlights im Schaffen der Mannen aus Hannover. Frames muss man künftig noch mehr auf der Rechnung haben, wenn es um ausladende, packend erzählende Musik geht. Das Albumformat ist längst noch nicht tot.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 20.04.2012
Erhätlich über: Steamhammer (SPV)
Website: www.framesmusic.com
Facebook: www.facebook.com/framesband
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