The Mars Volta – Noctourniquet
„This station is … now … operational“ – nach jahrelangen Dementis melden sich At The Drive-In für einige ausgewählte Festival-Auftritte zurück. Ein neues Album soll jedoch nicht folgen. Neues Material gibt es hingegen von The Mars Volta um Cedric Bixler-Zavala, Omar Rodríguez-López und Paul Hinojos (Jim Ward und Tony Hajjar sind erst seit vergangenem Sommer wieder als Sparta aktiv), die seit über einer Dekade psychedelischen Progressive Rock durchs Kraut ziehen. Mit dem mittlerweile sechsten Studioalbum „Noctourniquet“ befindet man sich nun auf dem Scheideweg und schafft es einmal mehr, Fans und Kritiker mit neuen musikalischen Facetten vollends zu verwirren.
Für leichte Kost waren The Mars Volta freilich noch nie bekannt, doch ihr neuester Streich, der unter anderem von Supermans Soloman Grundy, dem griechischen Hyakinthos-Mythos und den britischen Alternative-Rock-Veteranen The Godfathers beeinflusst wurde, dürfte mit seiner elektronischen Ausrichtung die Lager spalten. Omar Rodríguez-López hatte die Musik bereits kurz nach dem Erscheinen des letzten Albums „Octahedron“ vor drei Jahren aufgenommen, es brauchte aber viel Zeit und mehrere Auseinandersetzungen, bis Cedric Bixler-Zavala, dem sein Mitstreiter viel zu schnell arbeitete, mit Lyrics und Vocals um die Ecke kam. Kein Wunder, den wie bereits die erste Single „The Malkin Jewel“ andeutet, driften die US-Amerikaner noch stärker in experimentelle Rock-Gefilde mit deutlich dominanterem Synthesizer-Einsatz ab, womit sie die Grenzen der Gitarrenmusik zu sprengen drohen.
Entsprechend wird der Opener „The Whip Hand“ von Synthesizern, Keyboards und gelegentlichen Drum-Computer-ähnlichen Klängen dominiert, die sich über die Gitarren und verschachtelten Drums legen, während Bixler-Zavalas Stimme die explosive Luft zerschneidet. „In Absentia“ nimmt gelegentlich sogar Ambient-Züge ein, spielt mit poppiger Elektronik und einem Hauch Freejazz – siebeneinhalb monumentale, wahnwitzige Minuten sind das Resultat. Zwischendurch erinnern The Mars Volta aber vehement daran, dass sie eigentlich aus deutlich rockigeren Gefilden kommen, beispielsweise in „Molochwalker“ – eine Art Hybrid der alten und neuen Schule. „Empty Vessels Make The Loudest Sound“ spielt mit psychedelischen 70s-Klängen, während das unbestrittene Highlight „Aegis“ bereits an zweiter Stelle verheizt wird. Hier erinnern die Gesangsmelodien stellenweise an die Anfangszeiten rund um „De-Loused In The Comatorium“.
Ob sich The Mars Volta mit diesen knapp 65 Minuten jenseits jeglicher Konventionen einen Gefallen getan haben, wird sich einerseits zeigen, dürfte ihnen andererseits aber auch herzlich egal sein. Unberechenbar waren die Mannen um Cedric Bixler-Zavala und Omar Rodríguez-López immer schon, Stillstand wurde und wird mit Füßen getreten. Insofern ist „Noctourniquet“ als psychedelisches Synthesizer-Album in seiner Radikalität konsequent, benötigt aber viel Zeit und Geduld. Die Songs greifen gewohnt sauber ineinander, der Aufbau wirkt – trotz aller Sperrigkeit – nachvollziehbar und in sich stimmig (ein Wort, das man mit The Mars Volta kaum assoziiert). Vor allem ist das sechste Studioalbum aber ein Grower, den man sich erarbeiten muss. Die Trademarks sind alle noch da – man muss nur lange genug nach ihnen suchen.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 23.03.2012
Erhätlich über: Warner Bros. Records (Warner Music)
Website: www.themarsvolta.com
Facebook: www.facebook.com/themarsvolta
In Zusammenarbeit mit beatblogger.de
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