Earthlimb – Origin

| 9. Mai 2012 | 0 Comments

Earthlimb

Nachdem Fear My Thoughts 2010 am Höhepunkt ihrer musikalischen Schaffenskraft ihr Abschiedskonzert gaben, tanzt Ex-Gitarrist Patrick Hagmann nun auf gleich zwei Hochzeiten. Während er vor zwei Wochen, gemeinsam mit zwei weiteren ex-FMT-Kollegen, das Pigeon Toe-Debüt „The First Perception“ an den Mann brachte, präsentiert er nun seine Solo-Spielwiese Earthlimb, die sich in Post- und Prog-Metal-Gefilden aufhält. Unterstützt durch Drummer Norman Lonhard (Triptykon, Pigeon Toe) und Sänger Alex Bleiziffer (The Hellcall) – alle anderen Instrumente spielte Hagmann selbst ein – erscheint nun das Debütalbum „Origin“, das sich geschickt zwischen den Stühlen platziert und so manche anspruchsvolle Überraschung bereit hält.

Nach einem kurzen Intro stürzen sich Earthlimb kopfüber in „Hiding“, getragen von Bleiziffers ätherischen Vocals, die auch gut zum Sound von Long Distance Calling passen würden. Drei Minuten lang geht es relativ ruhig und gesittet zu, bevor Hagmanns Lead-Gitarre einen deutlich härteren, metallischen Abschnitt mit ordentlich Power und Cochones einleitet, nur um fürs Finale erneut ein wenig melodischer zu werden. Gleich danach überrascht „Pulsar“ mit kräftiger Synthi-Präsenz, rein instrumentalem Auftreten und sogar einer Prise Math Rock, eingebettet in stellare Klangwelten zwischen King Crimson und Kraftwerk. So krass diese Schleifen auch sind, das Mogwai-Outfit rundherum wirkt überaus wohltuend.

In den etwas ruhigeren Abschnitten erinnert der Sound an Porcupine Tree, gerade was die Kombination aus weichen Vocals und warmen Gitarrenklängen betrifft. Darauf baut unter anderem „The Red Tide“ auf, versteht es aber ebenso, im richtigen Moment das Gaspedal durchzudrücken und mittels schwer verzerrter Riffwände in deutlich post-metallischere Bereiche zu drängen. Gerade diese Zweigleisigkeit, die sich stets abzeichnende Schizophrenie zwischen Schönklang und dynamischer Härte zeichnet „Origin“ aus, lässt beispielsweise den Rausschmeißer „Waves“ mehr und mehr anschwellen. Die Drums halten sich vornehm zurück, dafür bekommt Patrick Hagmann mehr als genug Platz, um seine Floyd’schen Gitarrenwände aufzutürmen.

Wünschenswert wäre allerdings ein anderer Sänger bzw. ein Alex Bleiziffer, der die rauen Untertöne (beispielsweise im Finale von „Waves“ und dem mächtigen, elektronisch versetzten „Oceans Of Astate“ angedeutet) konsequenter in die Songs einflechtet. Die Querverweise auf Steven Wilson sind zwar nett, dennoch verlangen die Songs auf „Origin“ oftmals nach mehr Druck, nach Kanten und einem generell deutlich aggressiveren Auftreten. Dass das Earthlimb-Debüt dennoch – dies ist relativ zu sehen, denn in einem gewissen Sektor ist Bleiziffer stark, jedoch eben eine Spur zu brav – Laune macht, liegt vor allem an Hagmanns grandiosem Songwriting, an seinen behutsam angetürmte Klangbauten, komplettiert mit Jon Lord-Orgel und post-moderner Elektronik, die dem Album einen dezenten Kraut-Touch verleiht. Hiervon gerne mehr mit gesanglicher Dynamik.

Wertung: 7/10

Erhältlich ab: 11.05.2012
Erhätlich über: Golden Antenna (Broken Silence)

Website: earthlimb.tumblr.com
Facebook: www.facebook.com/EARTHLIMB

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Category: Magazin, Reviews

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