pg.lost – Key
Rein instrumentale Post Rock-Bands gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Um in diesem mehr und mehr übersättigt wirkenden Genre herauszuragen, muss man sich etwas einfallen lassen. Wenn man nicht gerade Lust auf Experimente hat, muss das Songwriting besonders ausgefeilt sein, müssen die Tracks Geschichten erzählen, Bilder im Kopf kreieren, Gitarrensaiten zu Handlungssträngen verknüpfen. pg.lost verstehen ihr Handwerk. Das schwedische Quartett, in China und Südkorea bereits überaus beliebt, reicht dem geneigten Hörer auf „Key“, dem dritten Studioalbum seit 2007, den Schlüssel in eine neue, unbebaute Welt, in der Instrumente und Klangbögen Dörfer, Städte, ganze Landstriche behutsam aufbauen und bei Bedarf einreißen.
Mittels „Spirits Stampede“ gelangt man schnell in media res, ausgestattet mit beinahe metallischen Untertönen; ein chaotisches Fade-In, das an „Hit The Lights“ erinnert. pg.lost als Post Rock-Alternative zu Metallica? Mitnichten, denn auch wenn immer wieder Sturm propagiert wird, ist die Ruhe davor doch weitaus wichtiger. Es ist, in bester Mogwai-Manier, ein konstantes Hinarbeiten auf den großen Ausbruch, auf eine instrumentale, kakophonisch angehauchte Eruption der besonders intensiven und kathartischen Art, beispielsweise im sperrigen „Terrain“ nachzuhören, das in seinem Erzählstil an Collapse Under The Empire erinnert. Überhaupt, die Härte – beinahe metallisch geht es zuweilen vor sich, „I Am A Destroyer“ gibt sich doomigen Ausflügen und Feedback-Schleifen hin, zerstört und verwüstet.
Zum großen Finale packen die Schweden schließlich das Piano aus. „Weaver“ explodiert immer und immer wieder, doch die Schönheit des 13 Minuten langen Rausschmeißers liegt im beinahe balladesken Aufbau, in der Magie der schwarzen und weißen Tasten, in der Mischung aus Hoffnung und Melancholie, dem freudigen Untergang, dem beseelten Abschied von der eigens konstruierten Dimension. 55 Minuten Magie und feinste Handarbeit – „Key“ ist mit Sicherheit das bislang stärkste Album von pg.lost, die drauf und dran sind, sich selbst ein Post-Rock-Denkmal zu setzen, die durch sieben majestätische Klangkonstrukte führen, die Gemälde malen, Pinselstrich für Pinselstrich. Eben ein Hochgenuss für die Ohren, ein Schlüssel in eine neue Welt.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 18.05.2012
Erhätlich über: Black Star Foundation (Cargo Records)
Website: www.pglost.com
Facebook: www.facebook.com/pglost
Letzte Kommentare