Slash – Apocalyptic Love
Nicht einmal die Einführung in die Rock’n’Roll Hall of Fame hat es geschafft, Guns N‘ Roses im Original-Lineup wieder zu vereinen – Axl Rose blieb der Veranstaltung fern. Gitarren-Ikone Slash ist aber momentan sowieso mit anderen Dingen beschäftigt. Während sich bei Velvet Revolver nichts tut – zuletzt gab es Gerüchte, dass Scott Weiland doch wieder zurückkehren wolle – veröffentlicht der Mann mit dem Zylinder sein zweites Soloalbum. Wo das selbstbetitelte Debüt mit einer Unmenge an Gaststars und stilistischer Pluralität aufzutrumpfen versuchte, hat Slash nun eine echte Band gefunden. Entsprechend klingt „Apocalyptic Love“ wie aus einem Guss und bietet guten, alten Hard Rock mit bestens bekannten Riffs und Soli.
Neben Bassist Todd Kerns und Drummer Brent Fitz wurde Myles Kennedy (Alter Bridge) als Sänger und Rhythmus-Gitarrist für dieses Album verpflichtet – keine große Überraschung, unterstützte dieses Lineup doch Slash bereits auf dessen Solotour. Als Myles Kennedy And The Conspirators spielte man die Platte live im Studio ein, was mitunter den erdigen, klassischen Sound erklärt. Der Titeltrack „Apocalyptic Love“ eröffnet als mächtiger Midtempo-Rock mit Gitarrenarbeit, die natürlich an Guns N‘ Roses erinnert, aber mindestens genau so stark von Kennedys mächtigem Gesang zehrt. Der Alter Bridge-Frontmann gehört zu den absoluten Könnern in diesem Feld, wie er immer wieder beweist. Bestens Beispiel: der markige Refrain der Single „You’re A Lie“. Zu vergleichsweise modernen, stampfenden Klängen packt der gute Mann seine mächtige Röhre aus, bevor Slash mit seinem Sechssaiter eine dazu passende Geschichte erzählt.
Für Abwechslung ist gesorgt: „Anastasia“ entpuppt sich als klassischer Rocker mit 70s-Schlagseite, der stellenweise Led Zeppelin grüßt, ein wenig von Cream hat und auf seine Blues-Wurzeln vertraut. Für „No More Heroes“ packt Slash ein Riff aus, das an „Sweet Child O‘ Mine“ erinnert, während „Hard & Fast“ mit seinen rasanten drei Minuten Spielzeit beinahe punkige Dimensionen annimmt. Gerade die Backings werten diesen durch und durch gefährlichen Track gewaltig auf. „One Last Thrill“ hingegen hätte auch gut zu Velvet Revolver bzw. Weilands Stimme gepasst, was vor allem die hektische Strophe illustriert – eine spezielle Form der beinahe gerappten Gesangsmelodie, die dem Stone Temple Pilots-Frontmann entgegen käme. Mit „Far And Away“ werden wohl auch Freunde balladesker Klänge warm werden, auch wenn es sich hierbei eher um Füllmaterial handelt, um zu viel Understatement mit melodischer Mediokrität.
Die Entscheidung, auf eine Armada an Gaststars zu verzichten und stattdessen mit einer fixen Band zu arbeiten, hat sich für Slash hörbar gelohnt. Wo es auf seinem Solo-Einstand stellenweise nach Auftragsarbeiten klang (der Song mit Ozzy klang nach einem klassischen Ozzy-Song, der Lemmy-Track wurde wie ein Motörhead-Song arrangiert – Probot lassen grüßen), wirkt „Apocalyptic Love“ in sich stimmig, steckt auf Albumlänge auch ein klein wenig Füllmaterial locker weg und zeigt vier unheimlich engagierte, leidenschaftliche Musiker. Die Kombination aus Myles Kennedys Rockröhre und Slashs nach wie vor übermächtigen Riffs und Soli geht auf. „Apocalyptic Love“ hat was von einer kleinen Retrospektive über die illustre Karriere des Mannes mit dem Zylinder, bluesiger Blick nach vorne inklusive.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 18.05.2012
Erhätlich über: Roadrunner Records (Warner Music)
Website: www.slashonline.com
Facebook: www.facebook.com/Slash
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