The Pirate Ship Quintet – Rope For No-Hopers
Wie viele Mitglieder The Pirate Ship Quintet aus Bristol tatsächlich haben, Bandname hin oder her, lässt sich schwer sagen. Auf ihrer Facebook-Seite werden fünf Herren aufgelistet, sechs sind es auf einem aktuellen Foto und sogar sieben in der dazugehörigen Presseinfo. Sei es, wie es sie: Die fünf bis sieben Briten melden sich, gerade einmal sechs Jahre, nachdem ihre selbstbetitelte Debüt-EP auf einem kleinen Label erschien (nur um ein Jahr später von ihrer jetzigen Heimat Denovali neu aufgelegt zu werden), mit ihrem Debütalbum „Rope For No-Hopers“ zurück, das Post Rock- und -Metal-Klänge zwischen Cult Of Luna und Godspeed You! Black Emperor mit wütenden Screamo-Elementen mischt.
Eines von vielen Prunkstücken des einzigartigen Bandsounds ist Cellist Sandy – halb Schotte, halb Ungar – der bereits mit dem London Symphony Orchestra spielte und kürzlich eine Stelle beim National Orchestra of Wales annahm. Der Sound der Briten profitiert von jener leicht dramatischen Note, die der ausgebildete Musiker einbringt. „You’re Next“ wächst auf diese Art und Weise zu gar bedrohlichen Dimensionen an, paart Apocalyptica-Melancholie mit flirrenden Gitarren und Nachdenklichkeit. Bei dieser rein instrumentalen Nummer ist von Screamo auch rein gar nichts zu hören, es geht vornehmlich um knapp zwölf Minuten Nachdenklichkeit und Post Rock.
Die Vocals von Sänger Terrance werden nur gelegentlich eingesetzt, klingen brutal und roh, verleihen dem Bandsound eine dezente Sludge-Schlagseite. In „Horse Manifesto“ verpasst er dem mechanisch wirkenden Sound eine manische, unwirtliche Dimension. Highlight ist jedoch „The Girl I Used To Live In“, das minutenlang auf einen selbst-zerstörerischen Ausbruch hinarbeitet, wie ihn selbst Mogwai nicht besser hingebracht hätten, nur um sich zum goldenen Abschluss einer Mischung aus Lauern und Selbstmitleid hinzugeben. „Dennis Many Times“ hingegen lebt von den Cello-Klängen, wirkt trotz beinahe schmarzmetallisch befeuertem Post-Screamo-Mittelteil ein wenig deplatziert. „Doldrums“ löst zum Abschluss sämtliche Spannungen, steuert zehn Minuten lang auf ein melancholisches, zuweilen gar symphonisches Ende zu.
Mit ihrem sperrigen Auftreten werden The Pirate Ship Quintet im besten Hornbach-Stil zum Projekt gemacht. Gerade nach dem majestätischen Auftakt verdichten sich die Wolken binnen kürzester Zeit, man muss sich durch die Finsternis, durch die schauderbaren Täler kämpfen. Gerade die Kombination aus Vocals und Cello – so mächtig und abwechslungsreich die Arrangements auch sind, die Mischung aus melancholischer Symphonie und Screamo-Unwirtlichkeit macht „Rope For No-Hopers“ interessant – geht vollends auf, auch das etwas zähe „Dennis Many Times“ fällt kaum ins Gewicht. Die Briten debütieren spannend, werden sich irgendwann für eine fixe Mitgliederanzahl entscheiden können und bereichern die Post Rock- / -Metal-Landschaft um eine weitere sperrige Facette.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 25.05.2012
Erhätlich über: Denovali Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/thepirateshipquintet
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