Callejon – Blitzkreuz
Mit Zombie-Action und deutschen Texten füttern Callejon die moderne Metal-Szenerie seit Jahren mit frischer Energie. Dem Underground war das Düsseldorfer Quintett bereits auf „Zombieactionhauptquartier“ entwachsen, nach dem passablen „Videodrom“, das insgesamt jedoch ein wenig zu brav wirkte, trennte man sich von Nuclear Blast. Mit neuem Label und neuem Gitarristen – Christoph „Kotsche“ Koterzina ersetzte vergangenes Jahr Thomas Buschhausen – im Rücken, bringt man nun „Blitzkreuz“ an den Start, das die Fortsetzung eines absoluten Fan-Lieblings bietet und obendrein mit der einen oder anderen Szenegröße aufgenommen wurde.
Der Opener „Blitzkreuz“ bringt erste Rammstein-Vergleiche mit sich, was vor allem an der rhythmischen Wiederholung des Songtitels („Blitz! Kreuz!“) liegt, aber auch an der Mischung aus mechanischem Auftreten und deutschen Texten. Bastian Sobtzick growlt und keift im Hochform, bevor es erstmals in den großen, hymnischen Refrain geht, durch Klargesang pointiert verfeinert. Das Tempo wird schrittweise erhöht, die Wucht bleibt gleich: „Kojote U.G.L.Y.“ ist stellenweise beinahe tanzbar, eingängig und scharfkantig, während „Meine Liebe“ erstmals dezente Pop-Elemente einfließen lässt. Mainstream-poppige Eingängigkeit und Brachialgewalt, das funktioniert bei Callejon seit geraumer Zeit hervorragend und schreit in diesem Fall nach einer künftigen Single.
Bereits ausgekoppelt wurde „Porn From Spain 2“, die unvermeidliche Fortsetzung des Bukkake-Klassikers von „Zombieactionhauptquartier“. Gemeinsam mit Sebastian Madsen (der Madsen-Sänger sang und schrie zuvor in diversen Crossover-Bands), den gewohnt bissigen K.I.Z. (die, mal eben im Vorbeigehen, die Chartbreaker Cro und Casper attackieren), und Mille von Kreator geht es durch unwirtliche Crossover-Landschaften, textliche Geschmacklosigkeiten und tief fliegende Abrissbirnen – eben ein echter Hit. Verhältnismäßig klassische Callejon-Tracks, beispielsweise das überaus politische „Atlantis“ und die Kraftprobe „Bring mich fort“, führen jedoch schnell wieder zurück in bekannte Gefilde. Auch die typischen Halb-Balladen („Vergissmeinnicht“ und das zu brave „Kind im Nebel“) dürfen nicht fehlen.
Als absolutes Highlight gestaltet sich „Polar“, ein vielschichtiger Bastard zwischen modern-metallischer Brechstange, unterkühlten Samples und einem hohen Maß an Emotionalität, der kontinuierlich und unnachgiebig zu wachsen scheint. Hier macht sich auch die internationale Erfahrung hinter dem „Blitzkreuz“-Sound bezahlt, denn kein Geringerer als Colin Richardson (Machine Head, Slipknot, Trivium) ist für den Mix verantwortlich, während sich Grammy-Gewinner Ted Jensen (Avenged Sevenfold, Mastodon, Pantera) um das Mastering kümmerte. Dieses Allstar-Team ist das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem I, das aus dem dritten Callejon-Album einen Wellenbrecher macht. Kleinere Längen werden locker weggesteckt, der Sound wirkt noch dichter und intensiver, die Texte durchdacht, der Gesang in jedweden Ausprägungen mächtig. Die Düsseldorfer haben das Mini-Tief von „Videodrom“ problemlos weg gesteckt und das bislang beste Album ihrer Karriere aufgenommen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 15.06.2012
Erhätlich über: Sony Music
Website: www.callejon.de
Facebook: www.facebook.com/callejonofficial
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