Candlemass – Psalms For The Dead
„Time, quite frankly, doesn’t give a shit“ – Candlemass bäumen sich ein letztes Mal auf. „Psalms For The Dead“, der Nachfolger des 2009 veröffentlichten „Death Magic Doom“, ist das letzte Studioalbum der schwedischen Doom-Legende. Fortan wollen sich Leif Edling und Konsorten ausschließlich auf ausgewählte Live-Shows konzentrieren, für die sie mehr als genug Material angesammelt, dafür aber kurz vor Album-Veröffentlichung Sänger Robert Lowe vor die Tür gesetzt haben. Ist das hier tatsächlich der Schwanengesang für eine der wichtigsten Genre-Bands der vergangenen zweieinhalb Dekaden? Wenn ja, hätte man sich kaum besser aus dem Aufnahmezyklus verabschieden können.
Von der ersten Sekunde an regiert Doom Metal in Reinkultur, beschwören Candlemass die wohl besten Riffs, die sie mit all ihrer Erfahrung abrufen konnten. „Prophet“ beginnt wuchtig mit einem zähen Intro, nimmt aber relativ schnell Fahrt auf (!), macht ein wenig Tempo. Natürlich schimmert die klassische Orgel durch, während Robert Lowe einmal mehr unter Beweis stellt, warum er zu den besten Sängern des Genres zählt. Mit relativ einfachen Mittel wird maximale Wirkung erzielt – ein echter Hit wird hier geboten, der gerade im Soloteil gen höchste Höhen abhebt. Bestens bekannt ist „Dancing In The Temple (Of The Mad Queen Bee)“, aufgrund seiner vergleichsweise knappen Spielzeit so etwas wie der Radiosong des Albums. Dio lässt grüßen, die Saiten glühen erneut.
Falls es doch nicht mit einem neuen Black Sabbath-Album klappen sollte – auf dass Tony Iommi den Krebs besiegen möge – könnten die Schweden problemlos einspringen. Zahlreiche Riffs erinnern an die Briten, vor allem aber jenes in „The Killing Of The Sun“. Die Strophen klingen in etwa so, als ob man „Iron Man“ doppelt so schnell spielen würde, wobei genug verändert wurde, um trotz klarer Parallelen Laune zu machen. Auch das majestätische „The Lights Of Thebe“, ein Storytelling-Leckerbissen, und das Zeitlupen-Monster „Waterwitch“ brennen sich schnell ein. Letzterer Übersong erinnert erneut an das Sabbath’sche Frühwerk, zitiert gleichermaßen die eigene Vergangenheit und lässt zum richtigen Momente dicke Gitarrenwände aufmarschieren, brutal wie erdrückend, intensiv wie becircend. Der finale Monolog über Zeit in „Black As Time“ scheint sich mit dem eigenen Altern zu befassen, bindet das Feindbild in einen monolithischen, unnachgiebigen Stomper ein.
Mit diesem 50 Minuten soll die Studio-Geschichte von Candlemass also ein Ende gefunden haben. Einerseits wäre dies ein tragischer Verlust, gerade wenn man hört, zu welchen Höchstleistungen die Schweden immer noch fähig sind. Andererseits könnte man wohl kaum einen passenderen Schlusspunkt für eine lange Recording-Karriere finden. „Psalms For The Dead“ ist von vorne bis hinten stimmig, ackert sich souverän durch den eigenen Backkatalog, zitiert bereitwillig bestens bekannte Vorbilder, könnte stärker kaum sein. Das elfte Candlemass-Album lässt sich genüsslich durchhören, geht unter die Haut, brilliert mit fantastischem Songwriting, intensiven Soli und gewohnt starken, Lowe’schen Vocals. Eine tiefe Verneigung vor altgedienten Veteranen ist fällig.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 08.06.2012
Erhätlich über: Napalm Records (Edel Music Distribution)
Website: www.candlemass.se
Facebook: www.facebook.com/candlemass
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