Interview mit Gregory Dunn von Moving Mountains
Wenn eine Band zum ersten Mal durch Europa tourt, dann für gewöhnlich im Vorprogramm einer bereits etablierten Band. Aber seit wann handelt es sich bei den Durchstartern von Moving Mountains schon um eine gewöhnliche Band? Anstatt in ihrer Heimat in den USA, wurde die erste Headliner-Tour ohne lange zu überlegen nach Europa verlegt. Keine große Sache. Nachdem die Jungs ihr Set im kleinen, aber gut gefüllten Rhiz in Wien absolviert haben, erklärte uns Sänger und Gitarrist Gregory Dunn, warum kein Album gut genug für ihn ist, und warum die nächste Platte keine Konkurrenz für Dave Matthews darstellt.
Kannst du die Band kurz vorstellen und mir erzählen wie ihr angefangen habt?
Klar. Die Band hat eigentlich als eine Art Experiment von Nick (Pizzolato), dem Schlagzeuger, und mir begonnen. Damals konnte man das nicht wirklich als Band bezeichnen, sondern eher als Studioprojekt. Wir haben Songs geschrieben und aufgenommen, ohne daran zu denken, jemals eine Band daraus zu machen oder die Songs live zu spielen. So haben wir auch unser erstes Album „Pneuma“ aufgenommen. Danach haben wir uns einfach dazu entschlossen ein paar Leute mit an Bord zu holen und eine echte Band zu formen. Seitdem haben wir drei EPs und noch ein weiteres Album namens „Waves“ veröffentlicht.
Du hast während dem Konzert gesagt, dass das euer erstes Mal in Europa ist. Wie ist die Tour bis jetzt verlaufen?
Wir haben eine großartige Zeit, weil es eine komplett neue Erfahrung für uns ist. Bis jetzt gab es Shows, die wirklich klasse waren, aber auch Abende, an denen wir vor gerade mal fünf Leuten gespielt haben. Aber damit musst du rechnen, wenn du zum ersten Mal irgendwo spielst. In den USA ist es nicht anders. Es gibt gute und schlechte Shows. Das ist eben genau das, was es heißt in einer Band zu sein.
Ist das eure erste Headliner-Tour, oder hattet ihr zuvor schon eigene Tourneen?
Das ist irgendwie komisch, denn das ist wirklich unsere erste längere Tour als Headliner. Wenn ich darüber nachdenke, wundert es mich auch, dass diese in Europa stattfindet und nicht bei uns zu Hause.
Für gewöhnlich ist es doch so, dass junge Bands, die zum ersten Mal nach Europa kommen, auf Nummer Sicher gehen und einen Support-Slot ergattern. Warum ist das bei euch anders?
Wir haben uns nicht viele Gedanken darüber gemacht und haben es einfach getan. Anfangs hatten wir sogar geplant, die Tour noch länger zu machen. Großbritannien wollten wir genauso abdecken, aber wir waren gezwungen die Tour zu verkürzen. Es wäre für uns einfach zu anstrengend geworden. Dennoch fällt mir kein Grund ein, warum wir uns für eine Headliner-Tour entschieden haben (lacht). Das Gute daran ist jedoch, dass wir jedes Mal eine neue Support-Band zu sehen bekommen und deswegen sehr viel neue Musik sehen und hören können.
In den USA wart ihr bereits mit Szene-Größen wie Thrice und Coheed And Cambria unterwegs. Was war das für ein Gefühl?
Das Beste daran, auf Tour zu sein – abgesehen davon, live zu spielen – ist mit Bands unterwegs zu sein, die du vergötterst. Wir sind ja alle geheime Fanboy-Nerds und dann mit Bands wie Thrice und Coheed And Cambria eine Bühne zu teilen, ist eine verdammt surreale und schmeichelnde Erfahrung. Wir nehmen das auf keinen Fall als selbstverständlich hin. Wir lernen wirklich eine Menge von solchen Bands. Wenn du dich als Band weiterentwickeln und verbessern willst, dann musst du einfach auf Tour gehen und Shows spielen. Es ist immer witzig, wie aufgeregt und nervös wir bei solchen Dingen werden können.
Das heißt, bis jetzt gab es nur positive Erfahrungen was das Tour-Leben angeht?
Wir können uns wirklich glücklich schätzen. Wir hatten sehr viele Gelegenheiten mit Bands zu spielen, welche uns inspiriert haben selbst eine Band zu gründen.
Anfangs hast du gesagt, dass Moving Mountains als Studioprojekt angefangen haben. Würdet ihr euch immer noch als Studioband bezeichnen, oder sehr ihr euch mittlerweile mehr als tourende Band?
Ich denke, dass wir uns noch in einer Art Übergangsphase befinden. Unser letztes Album „Waves“ kann als Einführung von uns als Live-Band gesehen werden. Die Platte davor zeigte uns als Studio-Band. Sobald wir von dieser Tour zurück nach Hause kommen, beginnen wir mit der Vorproduktion zum neuen Album, was wahrscheinlich wie eine Mischung aus unseren bisherigen Alben klingen wird. Unsere Band hat sich über die Jahre immer weiterentwickelt. Mit jedem Line-Up-Wechsel sind wir gewachsen. Jede Veränderung bedeutet, dass wir unserem Ziel, eine stabile Band zu werden, immer näher kommen. Es ist eine echt seltsame Evolution, die wir durchmachen.
Es ist nun ziemlich genau ein Jahr vergangen, seitdem "Waves" veröffentlicht wurde. Wie stehst du heute zur Platte? Würdest rückblickend etwas verändern?
Auf jeden Fall. Für mich ist es extrem hart, älteres Material anzuhören. Ich denke, dass es für jeden Künstler, ob Musiker oder nicht, dasselbe ist. Irgendwie wird das Kunstwerk nie vollendet. Du blickst zurück und suchst dir jedes kleine Detail heraus, um es wieder zu ändern. Eine Platte ist nie wirklich fertig. Sie repräsentiert einfach nur den Punkt, an dem du aufgehört hast, daran zu arbeiten. Also, ja, wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich wohl bis in alle Ewigkeit an der Platte herumwerkeln (lacht).
Vor kurzem habt ihr euch dazu entschlossen ein paar eurer Songs als Akustik-Songs neu zu interpretieren und als EP zu veröffentlichen. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
Wir sind eine Band, der es schnell langweilig wird. Wir wollen nicht ein und dieselbe Platte immer und immer wieder aufnehmen. Für diese Philosophie lieben uns die Leute oder sie hassen uns. Unser Ziel war es, die Zeit zur nächsten Platte zu überbrücken. Eine Akustik-EP aufzunehmen, erschien uns dabei als beste Lösung. Wie vorhin erwähnt, blicken wir auf die alten Songs zurück und haben all diese Ideen, wie die Stücke wirklich klingen sollten. Die Akustik-EP ist einfach eine Art Widerspiegelung davon, wie wir die Songs von Anfang an gerne machen wollten.
Bedeutet das etwa, dass die nächste Platte in eine ähnliche Richtung geht und wir es auf einmal mit einer Lounge-Rock-Platte zu tun haben könnten?
(lacht) Nein, absolut nicht! Wir werden bestimmt nicht die nächste Dave Matthews Band (lacht). Wir wollen einfach verschiedene Dinge ausprobieren. Wir haben einen Sound, der besonders von Hall-Effekten, Gitarren-Delay und von einem allgemein sehr Gitarren-lastigen Sound lebt. Wir wollten sehen, wie es klingt, wenn wir alles bis aufs wesentliche reduzieren. Etwas, dass nicht gerade unsere stärkste Seite ist. Aber ich denke, dass uns das recht gut gelungen ist.
Somit probiert ihr immer mit jedem weiteren Album neue Dinge aus?
Irgendwie schon. Wir wagen uns an Sachen heran, die wir nicht so gut beherrschen. Auch wenn es dir Angst macht, musst du es einfach versuchen. Auf der neuen Platte werden wohl sehr viele solcher Experimente zu finden sein, welche auf den ersten beiden Alben nicht vorgekommen sind.
Beim Schreiben der Texte für "Pneuma" und "Waves" spielte der Tod eines engen Freundes von dir eine wichtige Rolle. Auf "Waves" hast du dich laut eigener Aussage zum letzten Mal mit diesem Thema auseinandergesetzt.
Hoffentlich, ja.
Kannst du uns schon erzählen mit welchen Themen du dich auf der neuen Platte beschäftigen wirst?
Ich habe eine generelle Idee davon, wovon die Songs handeln sollen. Aber diese Ideen sind nie beständig. Solange das Album nicht gepresst ist, kann sich da noch einiges tun. Es wird sich wohl im Laufe des Aufnahmeprozesses noch sehr viel ändern. Die Lyrics werden nicht von den exakt gleichen Dingen handeln, wie auf den Vorgängern. Ich kann aber nicht abstreiten, dass diese Inspirationsquelle vielleicht auf die eine oder andere Art einen Einfluss auf die neuen Texte haben wird.
Was steht als nächstes auf dem Plan?
Die Tour geht am 03. oder 04.07. zu Ende. Es ist schon komisch, dass wir genau am vierten Juli zurück nach Amerika zurückgehen – irgendwie symbolisch (lacht). Wir beginnen kurz darauf mit der Vorproduktion zum neuen Album und im August geht es dann ab ins Studio.
Danke für das Interview und alles Gute für den Rest der Tour.
Danke dir. Das Konzert heute hat wirklich Spaß gemacht.
Website: www.movmou.com
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Category: Interviews, Magazin
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