Spineshank – Anger Denial Acceptance
Das Warten hat ein Ende: Fast zehn Jahre nach ihrem letzten Kracher „Self-Destructive Pattern“ melden sich die US-Industrial- / -Nu-Metaller Spineshank endlich zurück. Dementsprechend groß ist auch die Erwartungshaltung der zahlreichen Fans, für die das Viertwerk „Anger Denial Acceptance“ schon längst überfällig war. Die Frage ist jedoch, ob die mittlerweile etwas reiferen Herren immer noch so unverbraucht und aggressiv wie zu ihrer Blütezeit klingen.
Natürlich sind die Jungs in den letzten Jahren nicht untätig dagesessen. Sänger Johnny Santos konnte mit der Metalcore-Truppe Silent Civilian in den USA mäßige Erfolge feiern und auch der Rest der Truppe hielt sich mit diversen Produzentenjobs über Wasser. Weiterhin gab es bereits vor einigen Jahren Versuche, Spineshank wieder zum Leben zu erwecken. Aber erst 2011 hatte man alle Stolpersteine aus dem Weg geräumt. Diese harten Zeiten lernte man für das Gute einzusetzen und auf Band zu bringen. Somit überrascht es auch nicht, dass die Kalifornier um einiges roher und angepisster klingen als noch vor einer Dekade.
Aber keine Angst, an elektronischen Spielereien und dezent-poppigen Refrains mangelt es auch auf dem neuen Langeisen nicht. Anstatt diese jedoch frontal auf den Hörer loszulassen, halten sich Samples und Synthi-Passagen eher im Hintergrund auf. Der eröffnende Wutausbruch „After The End“ verzichtet gleich mal auf ein überlanges Intro und geht sofort in die Vollen. Santos wechselt zwischen Brüllgesang, Sprechgesang und melodischen Vocals hin und her. Man bekommt sofort Lust auf mehr.
Bei „Nothing Left For Me“ wird dann aber etwas der Wind aus den Segeln genommen und das kleine Manko der Platte kommt zum Vorschein. Auch wenn es sich beim Song um eine eingängige Alternative Metal-Rakete handelt, will diese nicht wirklich zünden. Das liegt Großteils an dem dezenten Demo-Charakter der Produktion, welche den Punch der früheren Werke etwas vermissen lässt. Der Titeltrack überzeugt mit ordentlichem Geknüppel während den Strophen und schönen Gesangsharmonien im Refrain. Die Länge von fünfeinhalb Minuten macht Sinn, wenn die unglaublich coole zweite Hälfte einsetzt. Hier kommt der neu gewonnene Facettenreichtum der Band zur Geltung.
Die Midtempo-Nummer „I Want You To Know“ hat Hit-Charakter, während das folgende „Murder Suicide“ so ziemlich alles in Schutt und Asche legt. In eine ähnliche Kerbe schlägt das hardcore-punkig anmutende „I Am Damage“, welche für einige Circle-Pits an der Live-Front sorgen sollte. Nach einem unheilschwangeren Intermezzo gibt es mit „Everything Everyone Everywhere Ends“ die Spineshank zu hören, welche man über die Jahre so sehr vermisst hatte. Tommy Deckers cooles Drumming, gut platzierte Samples und überzeugendes Geshoute von Santos verwandeln den Song in ein wahres Biest. Den emotionalen Höhepunkt bildet jedoch die abschließende Halbballade „Exit Wounds (Acceptance)“, welche die Stimmung der Platte am besten einfängt.
Spineshank sind wieder zurück. Zwar nicht mit Pauken und Trompeten, aber auffällig genug, um mit „Anger Denial Acceptance“ einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Die Hits sind nicht ganz so zahlreich wie vor zehn Jahren, aber das war wohl auch nicht das Ziel des Quintetts. Spineshank scheinen auf der modernen Metal-Landkarte wieder als ernstzunehmende Musiker ohne Alterserscheinungen auf und das ist gut so. Trotzdem wird man den Gedanken nicht los, wie die Platte wohl klingen würde, wenn sie in einem ähnlichen Soundgewand wie der Vorgänger erschienen wäre.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 15.06.2012
Erhältlich über: Century Media (EMI Music)
Facebook: www.facebook.com/spineshank
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