Witchsorrow – God Curse Us
In den tiefsten Tiefen aller Doom-Untiefen (offensichtlich ziemlich tief) fühlen sich Witchsorrow besonders wohl. Das Trio aus dem britischen Hampshire tauchte erstmals vor zwei Jahren mit dem selbstbetitelten Debütalbum auf und zelebrierte einen Sound, der nicht stärker durch Mark und Bein gehen könnte. Nach zahlreichen Gigs, unter anderem als Headliner der Jägermeister-Stage am britischen Sonisphere-Festival 2011, zog man sich nach Wales zurück, um einen Nachfolger einzuspielen. „God Curse Us“ soll sich laut Band noch stärker am Doom-Sound der 70er Jahre orientieren, ist in Wahrheit aber ein deutliches Bekenntnis zum Drone’schen Grenzgebiet.
Mit bedrohlichen, finsteren Tönen und einer herrlich spartanischen, dennoch angenehm ausbalancierten Produktion wird „Aurora Atra“ zum Aufgalopp für 56 Minuten Doom-Magie. Necroskulls Vocals gehen unter die Haut – ein ganz eigener Gesangsstil mit gelegentlich heiserer Note, der den ranzigen Charme der Briten perfekt einfängt. Mit dem Titeltrack „God Curse Us“ und dem kleinen Solo nahe der Drei-Minuten-Marke nehmen Witchsorrow ein wenig Fahrt auf. Der Sound schrubbt, die Riffs drücken, die Begräbnisstimmung wird offenkundig. Als wohlige Abwechslung geht „Breaking The Lore“ deutlich nach vorne, wirkt verhältnismäßig punkig und bissig, erinnert an die etwas schnelleren Sabbath-Tracks und beruft sich, in einem der seltenen Fälle, wahrhaftig auf den Doom-Geist der 70s.
Eckpfeiler sind jedoch die überlangen Tracks „Megiddo“ – gerade die angedeutete Stille zur Halbzeit und das beseelte Mini-Solo bewegen tatsächlich – und „Den Of Serpents“, in dem Witchsorrow dem Drone-Mikrokosmos bedrohlich nahe kommen. Das liegt nicht einmal so sehr an der ‚Geschwindigkeit‘, sondern an den verzerrten, gleichförmigen Gitarren- und Bassklängen, die einerseits gen Zeitlupe grüßen, andererseits so unheimlich tief und schmerzverzerrt wirken, überaus verstörend, der Noise-Schleife nahe. „God Curse Us“ steigt in Genre-Untiefen hinab und beschwört den Schmerz einer ganzen Generation. Am Scheideweg der Düsternis fühlen sich Witchsorrow besonders wohl, belohnen sich und den geneigten Hörer mit einem Slowfood-Leckerbissen, dem der eine oder andere Ausbruch mehr (siehe und vor allem höre „Breaking The Lore“) gut täte.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 15.06.2012
Erhätlich über: Rise Above Records (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/witchsorrowdoom
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