Interview mit Adam Cody von Wretched

| 16. Juni 2012 | 0 Comments

Wretched

Innerhalb von drei Jahren konnten die US-Tech-Metaller von Wretched ihre Fanschar von Album zu Album stetig ausbauen. Da es heutzutage jedoch unzählige technisch talentierte Bands zu geben scheint, wird es immer schwerer sich vom Rest der Meute abzuheben. Deshalb macht es Sinn, dass sich die Jungs ihr Inspirationsfutter für „Son Of Perdition“ von anderen Bands als den üblichen Verdächtigen geholt haben. Was das Quintett aus North Carolina so besonders macht und warum man sich auf Tour besser von Job For A Cowboy fern halten sollte, erzählt uns der neue Mann am Mikro, Adam Cody.

Bitte erzähl mir etwas über eure Bandgeschichte. Wie ging's bei euch los?

Die ursprünglichen Mitglieder haben während der High School zusammengefunden. Sie haben schließlich angefangen live zu spielen und regional zu touren. Über unseren Produzenten Jamie King kamen wir mit Victory Records ins Gespräch. Ich und unser neuer Bassist Andrew Grevey haben in anderen Bands (Glass Casket und Loculus) gespielt. So haben wir auch die ganze Wretched-Familie kennengelernt. Über die Zeit führte dann eines zum anderen.

"Son Of Perdition" (dt. "Sohn der Verdammnis") ist eure dritte Platte, welche ja auch als berüchtigtes "Make it or break it"-Album gilt. Habt ihr während den Arbeiten zur neuen Scheibe irgendeine Art Druck verspürt?

Ich war schon aufgeregt, weil es für mich das erste Mal als Sänger der Band war. Ich weiß, wie sehr sich ein Sängerwechsel auf die Meinungen über eine Band auswirken kann. Das Album musste ziemlich schnell fertig werden, deswegen hatten wir kaum Zeit uns tiefer damit auseinanderzusetzen. Im Großen und Ganzen betrachte ich dieses Album als unser erstes. Was die Anzahl an Veröffentlichungen angeht, wollen wir es mit Napalm Death aufnehmen. Da dürfen wir keine Zeit verlieren!

Das Album ist nun schon seit einer Weile auf dem Markt. Wie sind die Reaktionen bis jetzt aufgefallen?

Die Leute scheinen begeistert davon zu sein. Ein paar Kids kannten bereits die Texte zu einigen Songs noch bevor wir sie veröffentlicht haben. Mit John Vail (Gitarre) befindet sich ein neues songwriterisches Talent im Bilde. Für das letzte Album „Beyond The Gate“ steuerte er gerade mal ein paar Solos und Arrangements bei. Das war’s. Mit der Zeit wurde deutlich, wie sehr sich unser Musikgeschmack weiterentwickelt hat. Auch die Vorstellung, wie sich unsere Musik anhören sollte hat sich verändert. Heutzutage wollen wir einfach nur sicher gehen, dass unsere Live-Shows mit den Studioaufnahmen mithalten können. Das ist die ultimative Aufgabe.

"Son Of Perdition" ist euer zweites Album, welches ihr mit Jamie King aufgenommen habt. Wie kann man sich die Zusammenarbeit mit ihm vorstellen und was habt ihr im Vergleich zum ersten Mal anderes gemacht?

„Son Of Perdition“ ist sogar schon das dritte Album, bei dem Jamie King seine Finger im Spiel hatte. Alle von uns, auch die beiden neuen Mitglieder, haben schon unzählige Male mit Jamie gearbeitet. Wir sind über die Jahre gute Freunde geworden, deswegen gab es auch keine unangenehme Kennenlern-Phase. Der einzige auffällige Unterschied kam beim Mastering zum Tragen. Letztes Mal wurde jemand anderes damit betraut. Dieses Mal nahm Jamie Tracking, Mixing und Mastering selbst in die Hand.

Was sind eure stärksten Einflüsse, was das Songwriting betrifft?

Das ist schwer zu sagen. Bei einigen Einflüssen war es uns klar, dass wir uns davon eher fern halten sollten, wie zum Beispiel Through The Eyes Of The Dead, Between The Buried And Me und The Black Dahlia Murder. Bei allen handelt es sich um großartige Bands, aber ihre Einflüsse findest du heutzutage überall in harter Musik. Wir haben also versucht von den typischen Einflüssen auszubrechen. Ich denke, dass uns auf diesem Album vor allem Cave In, Dimmu Borgir und Opeth sehr stark beeinflusst haben. Nur um einige zu nennen.

Wie kam es eigentlich zum Besetzungswechsel?

Ich glaube, dass die Band ihre erste lange Tour absolviert hat, bei der einigen klar wurde, dass dieser Lifestyle nichts für sie sei. Das kann sowohl finanzielle als auch persönliche Gründe haben. Niemand trägt dem anderen etwas nach. Alle beiden ehemaligen Mitglieder supporten die Band weiterhin.

Kannst du mir genauer erzählen, was zu eurem Einstieg bei Wretched führte?

Ich habe in der Gegend um North Carolina mit Columns und Glass Casket live gespielt. Als Wretched ihre Hometown CD-Release-Show für „Beyond The Gate“ spielten, haben sie meine Band Columns gefragt, ob wir nicht als Opener auftreten wollten. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie beeindruckt ich von ihrer Show war. Ich bin dann einfach mit ihnen in Kontakt geblieben. Ein paar Monate später haben sie mich gefragt, ob ich als Sänger für eine Tour einspringen wolle. Sie haben mich auch gefragt, ob ich nicht einige Bassisten kennen würde. Andrew Grevey war ein Freund, den ich im Laufe von verschieden Shows in North Carolina und Virginia kennengelernt habe. Er sprang auf der gleichen Tour ein. Kaum war die erste Hälfte der Tour vorbei, waren wir schon fix in der Band.

Erzähl mir bitte etwas mehr über die neue Platte. Wovon handeln die Lyrics?

Im Großen und Ganzen gibt es nur ein Thema, was davon handelt, dass deine Zeit auf Erden nicht versichert ist. Du oder die Welt könnte zu jedem Zeitpunkt aufhören zu existieren. Das Album befasst sich generell mit Gründen, warum die Welt zu Ende gehen könnte. „Imminent Growth“ ist einer dieser Gründe. Der Titel spricht eigentlich schon für sich selbst.

Wer zeigt sich für das Cover-Artwork verantwortlich und welche Idee steckt dahinter?

Das Cover entstand aus einer Idee von der gesamten Band und Par Olofsson. Das Jahr 2012 und der textliche Inhalt machten es klar für uns, dass wir ein apokalyptisches Feeling erzeugen wollten. Ich habe Par über den Hintergrund eingeweiht und er hat uns ein paar Entwürfe dazu geschickt. Auch wenn seine Werke anfangs bereits super waren, schien irgendetwas zu fehlen. Erst nachdem Marshall (Wieczorek, Drums) ihm seine Vorstellung des „SON of Perdition“ erläuterte, wirkte auch das Kunstwerk komplett. Die einzelne Figur repräsentiert die Menschheit als Ganzes.

Das dreiteilige Instrumental "The Stellar Sunset Of Evolution" hebt sich stark vom restlichen Material ab. Wie kam es zu diesem eher untypischen Stück?

Die Instrumental-Nummern dienen als Ausrede für uns, alles auf „Freestyle“-Weise zu schreiben. Wir machen das auf all unseren Platten. Dabei gibt es buchstäblich keine Regeln. Wir spielen auch eine Menge davon live.

Es hat den Anschein, als würden Metal-Bands heutzutage technisch immer versierter. Wretched machen dabei keine Ausnahme. Was hebt euch von all den anderen talentierten Bands ab?

Das Besondere an uns ist, dass sich eine grundlegende Melodie durch unsere Musik zieht. Wir wagen uns ans Ende der extremen Seite, flechten aber eine beständige Menge an Melodie in unseren Sound ein, um auch die Aufmerksamkeit alltäglicher Hörer zu wecken. Wir respektieren musikalisches Können, solange es für den Song sinnvoll ist.

Welche Art von Musik hört ihr persönlich? Würden wir auch etwas anderes auf euren MP3-Playern finden als Metal?

Wir hören sehr viel unterschiedliche Musik. Hier ist eine Liste an Bands, die du in unserem Bus hören würdest: Sigur Rós, Silverchair, Hank Williams und Hank The 3rd, Aesop Rock, Cage, Tame One, Al Green, Sam Cooke, Postal Service, Say Anything, Tech N9ne, Mac Lethal, The Fugees, Hopsin, Björk, The Beatles, The Beach Boys, Lovedrug, Willie Nelson, Pink Floyd, etc.

Dieses Jahr wart ihr bei der Metal Alliance Tour mit u.a. Devil Driver, Dying Fetus, The Faceless und Job For A Cowboy dabei. Der Opener hat es bei diesen Tour-Packages für gewöhnlich nicht einfach. Wie war es für euch?

Die Tour war eine Menge Arbeit, ein Nonstop-Job. Wir wurden aber gut behandelt. Alle auf der Tour waren sehr bodenständig und keineswegs abgehoben. Wir hatten keinen eigenen Fahrer, deshalb wurde Schlaf auf einigen der zehn-stündigen Fahrten zum wahren Luxus. Abgesehen vom Schlaf, hatten wir eine geniale Zeit für tausende von neuen Fans zu spielen. Außerdem waren wir mit einigen unserer Helden unterwegs.

Gibt es vielleicht die eine oder andere unterhaltsame Geschichte von dieser Tour zu erzählen?

Die Jungs von Job For A Cowboy haben unseren Gitarristen Steven (Funderburk) dazu gebracht, viel zu viel zu trinken (lacht). Er hatte ein Blackout und trieb sich auf irgendeinem Campus eines Colleges herum. Er hämmerte wie wild an die Tür eines Dorms, weil er dachte, es sei der Club. Wir haben ihn schließlich um vier Uhr früh gefunden, während er immer noch an die Tür vom Schulgebäude geklopft hat. Ein weiteres Highlight war mit Dying Fetus zum ersten Mal in einem Truck Stop abzuhängen. Johns (Gallagher) tiefe Vocals waren einige der ersten Death Metal-Vocals, die ich je gehört habe.

Mit welchen Bands würdest du unheimlich gerne auf Tour gehen?

Ich würde liebend gerne mit Gojira auf Achse gehen! Converge, Meshuggah und Cannibal Corpse wären klasse. Eine Tour mit einigen Victory-Bands ware auch cool, wie zum Beispiel mit Blackguard, Jungle Rot, Within The Ruins und natürlich God Forbid.

Gibt es Pläne für eine Europa-Tour?

Es gibt nichts Konkretes. Natürlich wären wir sehr daran interessiert, aber realistisch betrachtet können wir es uns leider nicht leisten. Es sei denn, das Angebot wäre die Schulden wert. Wir werden nächstes Jahr daran arbeiten. Bitte lass es uns wissen, falls ihr interessiert seid!

Was steht als nächstes für Wretched auf dem Plan?

Wir stehen kurz vor einer US-Tour mit King Conquer und einer Kanada-Tour mit 3 Inches Of Blood im Juli. Danach geht es bis August wieder in den USA zusammen mit Huntress und Silence The Messenger weiter. Wer weiß, was danach passiert.

Im Namen von Demonic-Nights bedanke ich mich für das Interview und wünsche euch und "Son Of Perdition" alles Gute!

Vielen Dank, dass du mit uns gequatscht hast, und rock on!

Facebook: www.facebook.com/wretchednc

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