Periphery – Periphery II
Meshuggah gelten als Impulsgeber, doch die ersten wirklichen Djent-Trendsetter, wenn man so will, waren die US-Amerikaner Periphery. Das Quintett aus Bethesda, Maryland trat vor zwei Jahren mit seinem eponymen Debütalbum eine echte Welle los, seiner Zeit mit Behelfs-Adjektiven wie ‚Prog‘, ‚Math‘ und ‚Extreme‘ geschmückt. Neben der Headliner-Tour „The League of Extraordinary Djentleman“ mit TesseracT, Monuments und The Safety Fire sowie dem prestigeträchtigen Slot als Dream Theater-Opener war man auch im Studio, um „Periphery II“ (bandintern mit dem sympathischen Untertitel „This Time It’s Personal“ versehen) einzuspielen, das gerade jetzt, wo Djent populärer wird, erneut einen Schritt voraus zu sein scheint.
Spencer Sotelos Klargesang nimmt eine deutlich prominentere Rolle ein, auch wird vermehrt mit Samples gearbeitet – was sich auf der letztjährigen EP „Icarus“ bereits andeutete, wird nun konsequent umgesetzt. So erinnert „Muramasa“ mit seinem Electro-Rock-Unterbau an die Anfänge von Linkin Park, schraubt den Härtegrad aber um ein Vielfaches nach oben (selbst wenn Sotelo in seinem Schreien gelegentlich, wenn auch nicht störend, an Chester Bennington erinnert) und durchzieht dieses Fragment mit druckvollen Gitarren. Direkt dahinter wartet „Have A Blast“ mit einer kleinen Samplewand, bevor Matt Halpern sein Drumkit zu Klump prügelt und Misha Mansoor seine dreiköpfige Gitarren-Armada zu wahren Höchstleistungen anspornt. Gerade die Mischung aus hochgradig eingängigen, verkappt poppigen Momenten und abgedreht-proggiger Härte fährt durch Mark und Bein. Die zahlreichen Melodie- und Tempowechsel mitzuzählen, wäre wohl vergebliche Liebesmühe.
Stattdessen sollte man großartige Tracks wie „Facepalm Mute“, „MAKE TOTAL DESTROY“ und „Ji“ in vollen Zügen genießen, die das klassische Djent-Konzept ein wenig aufbrechen, vermehrt klassische Metal-Einflüsse einbringen und ein technisch anmutendes Klangbild immer und immer wieder mit Füßen treten. Aus all dem schält sich, beispielsweise in erwähntem „Ji“, gelegentlich ein melodischer Höhepunkt heraus, bei dem sich die Arme automatisch gen Himmel ausbreiten. Verstehen muss man Periphery sowieso nicht. Die US-Amerikaner stellen problemlos das höllische „The Gods Must Be Crazy!“ (The Dillinger Escape Plan lassen grüßen) neben „Erised“, ein an klassischen Prog Metal erinnernder Track mit Jazz-Einflüssen und einem Gastsolo von John Petrucci (Dream Theater).
Man kann es sich aber auch einfacher machen: Periphery sind schlicht und ergreifend durchgeknallt. Was sich auf den 69 Minuten (!) ihres zweiten Albums (die europäische Digipak-Auflage beinhaltet neben dem instrumentalen „Far Out“ mit dem Slipknot-Cover „The Heretic Anthem“ sogar zwei weitere Bonus-Tracks, die auf der bereits erhältlichen digitalen Edition nicht enthalten sind) aufspielt, spottet jeder Beschreibung. Die 14 Songs greifen nahtlos ineinander über, was vor allem an den teils (zu) ausladend gestalteten Interludes liegt, an kleinen Synthi- und Sample-Bänken, die die auf den Punkt produzierten Djent- / Prog-Granaten zusammenhalten. „Periphery II“ zeigt eine Band auf dem vermeintlichen Höhepunkt ihres kreativen Schaffens. Ob Periphery diese Blendgranate noch toppen können, ist fraglich, denn mehr kalkulierter Wahnsinn geht kaum.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 13.07.2012
Erhätlich über: Century Media (EMI Music)
Facebook: www.facebook.com/PeripheryBand
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