Grave – Endless Procession Of Souls
Über Grave muss man eigentlich keine großen Worte mehr verlieren. Seit über zwei Dekaden prägen die Schweden das Erscheinungsbild des Death Metal entscheidend mit, veröffentlichen mächtige Alben im Akkord und sind überdies live immer noch präsent. Mit der Rückkehr zu Century Media, wo 1991 mit „Into The Grave“ alles begann, salutiert man den eigenen Wurzeln, wobei man sich von diesen über die Jahre gesehen so gut wie überhaupt nicht weg bewegt hat. Entsprechend überrascht es wohl kaum, wenn man „Endless Procession Of Souls“, das mittlerweile zehnte Grave-Studioalbum, einlegt, und sämtliche Trademarks der Schweden auf Anhieb wieder erkennt. Von Stillstand oder gar Ideenlosigkeit kann jedoch keine Rede sein.
Nach einem kurzen Intro führt „Amongst Marble And The Dead“ den Hörer sofort in geregelte, bestens vertraute Bahnen. Die Gitarren sägen, wie sich das für Grave gehört, mit feinstem Old-School-Charme, die Drums rumpeln ordentlich, dazu brummt der Bass geradezu zustimmend. Unterproduziert ist hier nichts, High-End machen andere – präzise und auf den Punkt wird der klassische Charme eingefangen, ohne antiquiert zu klingen. Ola Lindgren macht sowieso das, was er am besten kann: er brummt, er brüllt, er knurrt. Ein besonderer Reiz geht vom doomigen Mittelteil aus, der ein wenig Asphyx-Charme mitbringt, ohne so richtig mit dem typischen Grave-Habitus zu brechen. Kleinere Soli sorgen obendrein für die nötige Würze.
In dieser Gangart geht es weiter: „Disembodied Steps“ drückt das Gaspedal zeitweilig bis zum Anschlag durch, hetzt durch zahlreiche kleine Breaks und gibt sich im Mittelteil erneut doomigeren Klängen hin – vertrauter Aufbau, mächtige Riffs, Brachialgewalt in kleinen Dosen. Als potentielle Blendgranaten stehen „Flesh Epistle“ und „Encountering The Divine“ bereit, die unter vier Minuten Spielzeit eine leckere Schlachtplatte kredenzen, während „Epos“ nun mal genau das ist, was der Titel vermuten lässt. Knapp acht Minuten lang dröhnt der Rausschmeißer aus den Boxen, beginnt kriegerisch (Manowar auf Death Metal, sozusagen, nur deutlich mächtiger produziert), und fasst das Album quasi zusammen. Ob rasend schnell und rumpelnd, zäh und schwerfällig, oder stellenweise gar melodisch – hier ist alles drin, was Grave aktuell zu bewegen scheint.
Wer mit den schwedischen Death Metal-Veteranen zuvor nichts anfangen konnte, der wird sich auch auf „Endless Procession Of Souls“ kaum zurecht finden. Grave vereinen auf ihrem zehnten Studioalbum sämtliche Band-Trademarks, spielen vielleicht noch ein wenig mehr mit ihrer dezent doomigen Seite, und geben sich zu jeder Zeit über jeden Zweifel erhaben; Old School as fuck, sozusagen. Alleine schon die authentisch sägenden Gitarren machen Laune, selbst wenn sich die Schweden gelegentlich ein wenig zu wiederholen scheinen. Gerade das gehört jedoch gewissermaßen zum Auftreten von Grave und wird nicht anders erwartet. Hauptsache, es knallt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 24.08.2012
Erhätlich über: Century Media (EMI Music)
Website: www.grave.se
Facebook: www.facebook.com/GraveOfficial
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