Turbonegro – Sexual Harassment
Mit dem Ausstieg von Frontmann Hank von Helvete im Juli 2010 schien das Schicksal der norwegischen Deathpunks Turbonegro eigentlich besiegelt zu sein, doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, holten sich Euroboy und Happy Tom, nebst anderen Personalien und Mini-Comebacks, einfach einen patenten Nachfolger an Bord. Tony Sylvester, seines Zeichens Ex-Präsident der Turbojugend London und ehemaliger Sänger der Sludge-Band The Dukes Of Nothing, läutet nun eine neue Ära bei den Skandinaviern ein. Turbonegro kehren 2012 zurück zu ihren Punk- und Rock’n’Roll-Wurzeln, getragen von einer tiefen, kernigen Stimme, die mit Helvete herzlich wenig zu tun hat. Dennoch, oder gerade deswegen, funktioniert „Sexual Harassment“ hervorragend.
Mit einer Arschrakete gen „Ass Cobra“ (höhö) und „Apocalypse Dudes“ brettert der Opener „I Got A Knife“ aus den Boxen. Die Gitarren wirken rasiermesserscharf, die Rhythmusabteilung peitscht den Song voran, dazu knurrt Sylvester (angesichts seiner musikalischen Vergangenheit auch ‚The Duke Of Nothing‘ genannt) gar böse. Der Brite beißt sich fest, schäumt dabei aus dem Mund und begräbt sogar den eingängigen Refrain unter einer feinen Dreckkruste. Man kennt dieses Rezept bereits von der ersten Single „You Give Me Worms“, interessanterweise an das Ende des Albums gereiht. Hier widmen sich Turbonegro klassischen Rock’n’Roll-Klängen, schielen gelegentlich sogar in Richtung T.Rex und lassen klassische Happy-Tom-Backings („uh-uh uhhhh-hu“) nebst leicht überdrehtem Euroboy-Riff stehen. Alles also wie gehabt, nur direkter?
Ein „Shake Your Shit Machine“ deutet alleine angesichts des schrägen Songtitels auf die alte Schule hin, auch das Piano von Teilzeit-Tastenmann Pål Pot darf nicht fehlen. Ob „TNA (The Nihilistic Army)“ ein Seitenhieb gen Dixie Carter ist, wird leider nicht klar, dafür geht der Track ebenso mächtig nach vorne wie das verbissene „Tight Jeans, Loose Leash“. Selbst wenn Turbonegro im zu langen, farblosen „Rise Below“ kurzzeitig das Ziel außer Augen zu verlieren scheinen, machen die Norweger auf Albumlänge Spaß. An „Sexual Harassment“ ist kein Gramm Fett zu viel dran. 33 Minuten Rock mit Dreck, Biss und Denim – nicht mehr und nicht weniger. Als Version 2.0 mit Tony Sylvester machen sich die Norweger verdammt gut, die neue Platte geht amtlich nach vorne und selbst die Live-Umsetzung von Helvete-Klassikern soll funktionieren. Unverhofft kommt oft: Turbonegro, apparently, can’t be destroyed. Rightly so.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 03.08.2012
Erhätlich über: Volcom Entertainment (AL!VE)
Website: www.turbonegro.com
Facebook: www.facebook.com/TurbonegroHQ
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