Altar Of Oblivion – Grand Gesture Of Defiance
Große Namen werden in den Mund genommen, um den Sound der Dänen Altar Of Oblivion zu beschreiben. Von Candlemass und Solitude Aeternus ist die Rede, ja sogar von den legendären Landsleuten Mercyful Fate. Tatsächlich befindet sich das Quintett irgendwo zwischen Heavy Metal und Doom Metal, gewürzt mit gelegentlich eingesetztem Falsett-Gesang und einem Händchen für große Hymnen. Was vor drei Jahren auf „Sinews Of Anguish“ bereits Spaß machte, wird nun auf dem zweiten Album „Grand Gesture Of Defiance“ verfeinert.
Die Drums rumpeln immer noch ein wenig, die Gitarren schrubben gar kratzig – die Produktion wirkt nach wie vor ein klein wenig suboptimal, wobei dieser leicht undergroundige Charme auf gewisse Art und Weise zum traditionellen Auftreten der Dänen passt. „Where Darkness Is Light“ eröffnet das Album mit einer mächtigen Midtempo-Hymne, die vor allem durch ihren mächtigen Chorus und die Stimmakrobatik Mik Mentors zu glänzen weiß. Was man hier hört, ist durchaus magisch, auch wenn die doomigen Elemente ein wenig in den Hintergrund rücken, erst gegen Ende in bester Griftegård-Manier auftreten. Stattdessen setzt es giftige Gitarren und mächtig Atmosphäre.
A cappella eröffnet Mentor „The Graveyard Of Broken Dreams“, das tatsächlich so etwas wie Mercyful Fate-Magie besitzt und mit seinem zähen Groove durch Mark und Bein fährt. Es riecht nach Friedhof, feuchter Nebel legt sich über den Boden, in endloser Finsternis tappt man durch beängstigende Stille. Wenn man sich nicht gerade mit dem sinnlosen instrumentalen Zwischenspiel „The Smoke-Filled Room“ und seiner Santana-Gitarre konfrontiert sieht, werden metallische Leckerbissen im Akkord geboten. So auch „Sentenced In Absentia“, ein überaus basslastiger Track mit mehrstimmigem Gesang und einem unterkühlten Solo, das scheinbar aus dem Nirgendwo kommt. „Final Perfection“ hat seinen Titel als Rausschmeißer durchaus verdient, marschiert in bester Maiden-Manier voran, bevor es sich in einem langen, leicht pathetischen Keyboard-Outro zur Selbstaufgabe zwingt.
„In The Shadow Of The Gallows“ hat sich als großes Highlight dieser Platte relativ unscheinbar in dessen Mitte versteckt und läuft erst nach einigen Durchgängen so richtig zu Hochform auf. Der getragene, doomige Beginn wirkt unspektakulär, die melodische Magie erkennt man erst bei genauerem Hinhören. Erneut halten sich hier Maiden-Melodien versteckt, dazu mimt Mentor stellenweise sogar eine Art dänische Antwort auf Bruce Dickinson. Tatsächlich ist es die Stimme des Frontmannes, an der sich die Geister scheiden dürften. In punkto Songwriting und Spielfreude ist „Grand Gesture Of Defiance“ ein Metal-Leckerbissen. Der Stimmumfang Mik Mentors ist beeindruckend, das Falsett schneidet tief ins Fleisch, erinnert stellenweise tatsächlich ein wenig an King Diamond. Als eine Art Mischung aus „Melissa“ und „Solemn.Sacred.Severe.“ erweist sich der Zweitling von Altar Of Oblivion als eines der besten, interessantesten und abwechslungsreichsten Metal-Alben des Jahres, das sich mit Sicherheit mehr Aufmerksamkeit und einen anständigen Österreich-Release verdient hätte.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 11.09.2012
Erhätlich über: Shadow Kingdom Records (US-Import)
Website: www.altarofoblivion.dk
Facebook: www.facebook.com/pages/Altar-of-Oblivion/139296410507
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