Collapse Under The Empire – Fragments Of A Prayer
In überaus seltenen, dafür umso lohnenswerteren Fällen ist Quantität gleichbedeutend mit Qualität. Dies trifft auf jeden Fall auf das Hamburger Duo Chris Burda und Martin Grimm zu, die als Collapse Under The Empire seit 2008 faszinierende instrumentale Post-Rock-Platten mit steigender Intensität und Experimentierfreude veröffentlichen. Eigentlich sollte nun „Sacrifice & Isolation“ als zweiter Teil eines Konzeptwerkes, das im Oktober 2011 mit „Shoulders & Giants“ begann, erscheinen, doch es kommt wohl immer anders, als man denkt. In der Zwischenzeit drängten sich zehn neue Songs auf, die in ihrer Bandbreite außerhalb dieses Zweiteilers operieren und nun unter dem Titel „Fragments Of A Prayer“ veröffentlicht werden.
Der Grundton wirkt freilich vertraut. Collapse Under The Empire errichten Gebäudekolosse und weite Klanglandschaften, die sie minutiös genau hochziehen, nur um sie schließlich zu planieren und Hoffnung auf eine Fortsetzung zu machen. „Fragments Of A Prayer“, „When The Day Fades Away“ und „Distance“ fallen beispielsweise in diese beinahe Mogwai’sche Kategorie, jedoch ohne sich oder das Prinzip der Schotten zu wiederholen. Ganz im Gegenteil: Mit großen Emotionen und behutsamem Aufbau wirken die magischen, mächtigen Ausbrüche nach wie vor spektakulär, gerade wenn sie mehrfach und gebündelt auftreten. „Breaking The Light“ mit seinen beinahe frühlingshaften Untertönen, die mit Sicherheit kaum auf ein Album mit dem Titel „Sacrifice & Isolation“ gepasst hätten, wird auf diese Art und Weise zum vielleicht besten Track dieser Platte.
Jene unterkühlten, post-urbanen Facetten, die immer schon ein Teil des Sounds der beiden Hamburger waren, bekommen hier noch mehr Raum zugewiesen, jedoch vielleicht nicht gerade so, wie man sich das erwartet hat. Bestes Beispiel für besagte Bandbreite von „Fragments Of A Prayer“ ist „180 Seconds“, das nach einem Hollywood-Soundtrack von Trent Reznor und Atticus Ross klingt, nur noch eine Spur dringlicher und rockiger. Auch die Single „Closer“ als eine Art Hybrid zwischen beiden Welten funktioniert durch seine dezent frostigen Elemente hervorragend. Und dann ist da noch „The Beyond“, das irgendwo zwischen Trance-Keyboard und Coldplay-Synthis beginnt, sich über einen Ausflug in Richtung Aaron Sorkins TV-Meisterwerk „The Newsroom“ soundtrackhaft versteift, und schließlich in wunderbaren Gitarrenwänden voll und ganz in sich selbst aufgeht – ein monumentaler Leckerbissen, wie man ihn auch von God Is An Astronaut kennt.
Einfach ist „Fragments Of A Prayer“ freilich nicht, im Gegenteil: Es dauert dieses Mal ungewöhnlich lange, um sich dem vierten Studioalbum von Collapse Under The Empire vollends hingeben zu können. Das liegt weniger an den typischeren Songstrukturen als an besagten Experimenten, jenen kleinen Soundtrack-Ausflügen und elektronisch-unterkühlten Seitenhieben, die man in kleiner Dosis bereits von vorangegangenen Releases kennt, jedoch mit Sicherheit nicht in diesen Dimensionen. Wie eigentlich jeder Release von Burda und Grimm ist jedoch auch „Fragments Of A Prayer“ Zeit, Aufmerksamkeit und ‚Aufwand‘ wert. Ein kleines Interludium zwischen dem eigangs erwähnten Konzept-Doppel ist es nicht, sondern eine weitere verdammt starke Post-Rock-Platte. 2013 soll schließlich „Sacrifice & Isolation“ erscheinen. Wirklich.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 28.09.2012
Erhätlich über: Finaltune Records (Broken Silence)
Website: www.collapseundertheempire.com
Facebook: www.facebook.com/collapseundertheempire
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