Evocation – Illusions Of Grandeur
Auch fünf Jahre nach dem verspäteten Debütalbum „Tales From The Tomb“ fasziniert die Geschichte von Evocation immer noch. 1991 gegründet, sorgten die Schweden mit ihren Demos für Furore, lösten sich jedoch nur zwei Jahre später wieder auf, bevor es zu einem anständigen Studioalbum kommen konnte. 2005 raufte man sich – nach zahlreichen Fehlversuchen – erfolgreich wieder zusammen und hält seither die klassische Death Metal-Flagge wieder hoch. Irgendwo zwischen Göteborg und Stockholm peitscht man sich durch die Lande, war zuletzt mit Amon Amarth mit Tour und veröffentlichte nach dem Wechsel zu Century Media erst einmal eine Compilation mit sämtlichen alten Demos. Dass dies nur der Aufgalopp zum bisherigen Höhepunkt der Bandgeschichte war, demonstriert das neue Studioalbum „Illusions Of Grandeur“ eindrucksvoll.
Man wird die Vermutung nicht los, dass besagte Amon Amarth-Tour auf die neue Platte abgefärbt hat. Die Melodien in „Divide And Conquer“ würden beispielsweise auch den Vikinger-Brüdern im Geiste perfekt zu Gesichte stehen. Überhaupt räumen Evocation mit diesem Pfund alles ab. Sobald der mächtige ‚Refrain‘ mit seinen unverschämt eingängigen Refrain abhebt, gehen die Fäuste automatisch in die Luft. So muss eine Melodic Death-Hymne klingen, nicht nur live wird das Ding mit Garantie abgehen. Bei „Into Submission“ ist sogar Johan Hegg höchstpersönlich zu hören, der Evocation-Brüllwürfel Thomas Josefsson zum Duell herausfordert und die zweite Strophe im Alleingang bestreitet, ja geradezu dominiert. Es versteht sich wohl von selbst, dass auch dieser Track zu den Highlights des Albums zählt.
Wer mit dieser Schiene wenig anfangen kann, wird ebenso bestens versorgt. Der Opener „Illusions Of Grandeur“ lässt einen Hauch Thrash durchschimmern, während die Gitarren überaus fies sägen. „Metus Odium“ geht mit einfachsten Mitteln nach vorne, erneut von einer packenden Melodie getragen, dazu fies im Abgang. Ganz anders, gerade deswegen aber stark: „Crimson Skies“. Evocation nehmen das Tempo heraus, wirken depressiv, stellenweise sogar ein klein bisschen doomig. Nach zweieinhalb Minuten starten die Schweden kurz durch und widmen sich einmal mehr der Göteborger Schule in beängstigender Perfektion.
Zu perfekt vielleicht sogar? Mitnichten, denn „Illusions Of Grandeur“ klingt weder steril noch überproduziert, weder berechnend noch auf Hitalbum getrimmt. Evocation beschreiten auf ihrer vierten Studioplatte ein weiteres Kapitel in ihrer eigentümlichen Karriere, das sie noch ein wenig mehr zu melodischeren Death Metal-Klängen führt, dabei aber nach wie vor jenes Old School-Gefühl transportiert, dass die Schweden bereits zu Zeiten von „Tales From The Tomb“ als verdiente Spätstarter etablierte. Anders gesagt: „Illusions Of Grandeur“ könnte das beste schwedische Death Metal-Album des Jahres sein, hängt sogar die Veteranen Grave ab und wird bei sämtlichen Jahrespolls weit vorne liegen. Verdient ist verdient.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 21.09.2012
Erhätlich über: Century Media (EMI Music)
Website: www.evocation.se
Facebook: www.facebook.com/EvocationSwe
Letzte Kommentare