Ex Deo – Caligvla
Man könnte meinen, das Potential von Death Metal sei ausgeschöpft, betrachtet man beispielsweise die letzten Werke der Kanadier Kataklysm etwas kritischer. Da besinnt man sich doch gern wieder auf die gute alte Zeit. Nein, nicht die 60er, nicht die 70er Jahre, sondern gleich etwas weiter zurück. Unter dem Projektnamen Ex Deo flüchten sich Sänger Maurizio Iacono und seine Truppe in die Welt der Antike. Wie auch schon das Debüt „Romulus“ widmet sich das Zweitwerk „Caligvla“ den alten Römern und ihren Eskapaden.
Und schon erklingen zur Einstimmung die Fanfaren. Ein mit brachialem Gitarrensound stampfender Rhythmus setzt ein als instrumentale Umsetzung synchron marschierender Legionen, atmosphärisch untermalt durch tragende Synthesizer-Klänge. Diese epische Darbietung lässt die Hand sogleich in Richtung des imaginären Kurzschwertes zucken. Die moderne Sicht auf antike Brutalität à la Schlachtengetümmel wird hier musikalisch verarbeitet. In „I, Caligvla“ soll die Wesensart des berüchtigten Tyrannen gemäß seinem Motto „oderint, dum metuant“ (dt. „Sollen sie mich doch hassen, solange sie mich fürchten“) episch versinnbildlicht werden.
Sänger Iacono präsentiert sich im Video zu „I, Caligvla“ als den in herrischem Stakkato Reden brüllenden Herrscher. Stichpunkt Stakkato-Rede: dieses gesangliche Element zieht sich durchs gesamte Album. Was zu Beginn zwar noch sehr zur Stimmung beiträgt, nutzt sich mit der Zeit und nach mehrmaligem Hören aber deutlich ab. Für besondere Abwechslung sorgt das durch einen Frauenchor getragene „Divide Et Impera“. Das geschulte Ohr erkennt schließlich auch bald die Stimme von Stefano Fiori (Graveworm) im Track „Per Oculus Aquila“.
Ex Deo bedienen sich in ihrer Interpretation historischen Mythen sowie literarischen Darstellungen, die sich im Laufe der Jahrtausende rund um das Alte Rom entwickelten. Spätestens nach den ersten drei Nummern stellt man sich dann also die Frage, warum Caligula das gesamte Album gewidmet wird, setzt man sich in den darauf folgenden Titeln etwa mit blutigen Szenen aus der Arena („Pollice Verso (Damnatio Ad Bestia)“), Spartacus („Along The Appian Way“) oder mit der Varusschlacht („Teutoburg (Ambush Of Varus)“) auseinander.
Insgesamt wäre das Album dank seines atmosphärischen Gesamteindrucks als Soundtrack für Sandalenschinken wie „Ben Hur“ mehr als geeignet. Würde man diese Stimmungs- und Inszenierungselemente herausnehmen, bliebe besonders hinsichtlich der Gitarrenarbeit – was nicht wundert – Kataklysm übrig. Der Spannungsbogen hängt aufgrund dessen zwischenzeitlich etwas durch (beispielsweise im etwas weniger griffigen „Pollice Verso (Damnatio Ad Bestia)“). Nichts desto trotz wissen aber gerade diese Inszenierungen, auf der Bühne auf alle Fälle zu überzeugen. Der geneigte Hörer bekommt den Drang, im Circus Maximus stehend mit dem Daumen über das Schicksal der in der Arena kämpfenden Gladiatoren entscheiden zu wollen. Ex Deo zeigen, dass die auf den ersten Blick etwas schräg anmutende Verbindung antiker Historie und Death Metal funktioniert – wenn auch, wie bereits angesprochen, mit kleinen Schwachstellen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 31.08.2012
Erhältlich über: Napalm Records (Universal Music)
Facebook: www.facebook.com/exdeo
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