Obscenity – Atrophied In Anguish
Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt – auch wenn Obscenity, zumindest rein musikalisch, wohl nichts von himmlischen Sphären halten dürften, hätten die letzten Jahre für Bandchef Hendrik Bruns nicht unterschiedlicher sein können. 2006 erschien mit „When Sinners Bleed“ wohl das bislang stärkste Album der seit 1989 bestehenden deutschen Death Metal-Institution, vier Jahre später musste er im Alleingang die Band neu aufbauen. Mit dabei sind unter anderem Sascha Knust, der bereits bis 2000 Obscenity-Drummer war, sowie Brüllwürfel Jeff Rudes aus Tampa, Florida, der für seine Frau nach Deutschland gezogen ist. Wieder erstarkt und rund erneuert, erscheint mit „Atrophied In Anguish“ ein ordentliches Comeback.
Tatsächlich tut diese erzwungene Frischzellenkur Obscenity gut. Die deutschen Nachbarn hatten immer schon eine gewisse Affinität zu Florida Death Metal, die sie nun mit einem Sänger aus besagtem US-Bundesstaat vollends ausleben können. Rudes erweist sich als Glücksgriff, der den Tracks eine kernige, unheimlich bissige Note verleiht. „Erase The Divine“ eröffnet das Album im Schweinsgalopp, lässt kleinere Grooveparts zu, konzentriert sich aber vor allem auf Vollgas. Knusts Drums rumpeln ein wenig, was wohl an der charmanten, leicht undergroundigen und doch ausdifferenzierten Produktion liegt. In „All You Can Kill“ wartet an zweiter Stelle auch schon ein potentieller Live-Brecher mit einem wunderbar faulig riechenden Chorus. Tut weh, sorgt für Übelkeit, geht amtlich nach vorne.
Überraschungen gibt es kaum. Das melodische, beinahe jazzige Gitarrensolo im ansonsten bitterbösen „Diary Of A Scapegoat“ gehört ebenso dazu wie das daran anknüpfende Thrash-Riff. Auch in „Perfect Pain“ wird es für einige wenige Sekunden melodisch, was jedoch nicht mehr als ein kurzes Intermezzo darstellt. Das Tempo ist hoch, die Songs wirken auf den Punkt, mit „Hysterical Illusion“ und dem leicht schwedischen „Swine To The Slaughter“ hat man obendrein weitere Kandidaten für die kommende Tour im Angebot. „Atrophied In Anguish“ bietet brachialen Obscenity-Sound in Reinkultur, nunmehr noch ein wenig kompromissloser und Florida-affiner. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Lineup über einen längeren Zeitraum Bestand hat, denn die Nachbarn wirken in Topform.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 14.09.2012
Erhätlich über: Apostasy Records (Edel Music Distribution)
Facebook: www.facebook.com/Obscenity.Official
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