Converge – All We Love We Leave Behind

| 11. Oktober 2012 | 0 Comments

Converge

Eigentlich müssen Converge nicht mehr großartig vorgestellt werden. Seit zwei Dekaden revolutionieren sie die Hardcore-Landschaft, sind gemeinsam mit The Dillinger Escape Plan und weiteren prominenten Kollegen für das musikalische Erscheinungsbild von Mathcore mitverantwortlich und spielen regelmäßig mit dem Verständnis ihres Publikums von extremer Musik. Drei Jahre nach „Axe To Fall“ steht nun „All We Love We Leave Behind“ in den Läden – ohne Gäste, ohne technische Hilfsmittel, ohne falsche Zurückhaltung.

Für eine erste Überraschung sorgt der Opener „Aimless Arrow“, zu dem es auch ein Video geht. So chaotisch das Arrangement auch ist, das Tempo wurde ein wenig herausgenommen, dazu singt Jacob Bannon. Dieser unkonventionelle Einstieg passt perfekt zum Rest der Platte, denn wie sich das für Converge nun mal gehört, werden die (vermeintlichen) eigenen Grenzen gefließentlich ignoriert. Höhepunkt dieser Experimentierfreudigkeit ist „Coral Blue“, eine andere Form der Extreme. An die geflüsterten, betont düsteren Strophen muss man sich erst gewöhnen, dafür hat der melodische, mehrstimmige Refrain geradezu unheimliches Ohrwurm-Potential, spielt mit Alternative-Rock-Hymnik, einem Hauch von Choral und penetrant sympathischen Harmonien. Die zwar immer noch stark reduzierte, dennoch fies geknurrte Bridge klingt einigermaßen vertraut, beschönigt jedoch nichts: das hier ist definitiv irgendwie anders.

Neben dem einen oder anderen ‚melodischeren‘ Ausflug – dieser Begriff ist im Fall von Converge mit Vorsicht zu genießen – haben die US-Amerikaner natürlich eine Fülle an Band-typischen Wellenbrechern im Gepäck, die Reißzwecken gurgeln und sich nur unter großen Mühen bändigen lassen. „Shame In The Way“, „Tender Abuse“ und „Vicious Muse“ gehen ordentlich nach vorne, während das finstere „Glacial Pace“ das Beste beider Welten in sich vereint. Im Prinzip ist alles wie immer, nur anders: Converge geben auf „All We Love We Leave Behind“ Vollgas, experimentieren mit sympathisch eingängigen Harmonien und unorthodox eingesetztem Klargesang, haben sogar so etwas wie einen kleinen Hit am Start („Sadness Comes Home“ bringt das Chaos des Quartetts perfekt auf den Punkt) und dürfen nach wie vor mit Fug und Recht als Genre-Referenzband gehandelt werden. Geht unter die Haut und an die Nieren.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 05.10.2012
Erhätlich über: Epitaph Europe (Indigo)

Website: www.convergecult.com
Facebook: www.facebook.com/converge

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Category: Magazin, Reviews

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