Lento – Anxiety Despair Languish
Von wegen Pizza und Pasta – mit typisch italienischen Klischees haben Lento herzlich wenig zu tun. Die Römer um Lorenzo Stecconi und Matteo Spinazzè verstehen sich auf düstere, misanthrophe Instrumental-Musik zwischen Baroness, Sleep und Cult Of Luna. Post Metal trifft auf Black-Ausflüge, doomige Elemente und einen Hauch Experimentalphysik. Auf ihrem dritten Album „Anxiety Despair Languish“ versuchen die Italiener die Direktheit des Debüts „Earthen“ und die Aggression des Nachfolgers „Icon“ miteinander zu vermengen; ein schwieriges Unterfangen, das tatsächlich glückt.
Der Opener „Glorification Of The Chosen One“ packt diese verfeinerte Ausrichtung der Italiener in beinahe perfekte 203 Sekunden. Erhabene, geläuterte Post Metal-Klänge, durchzogen von tiefster Schwärze, treffen auf beißende Drums und fahrige Gitarren, die sich gegenseitig hervorragend ergänzen und ordentlich zubeißen. Es ist die Dynamik dieser beiden Parts sowie der beinahe Meshuggah-artige Gummitwist, mit dem sie ineinander verwoben werden, der diesen Track so stark macht, bevor wenige Türen weiter „Questions And Answers“ mit Crust- / Industrial-Breitseite zum Angriff übergeht und schließlich sogar dezente Darkthrone-Referenzen zulässt. Man fühlt sich an das Debütalbum Lentos erinnert, so forsch und aggressiv gehen die Herren hier zu Werk.
In dieser Gangart geht es weiter, wobei vor allem die epischen Zwischenspiele, Intros und Outros einen gewissen Reiz ausüben. „Unyielding / Unwavering“ an sich wäre als Song gar nicht so spannend, doch das lange, beinahe sakral-doomige Intro sorgt es dafür, dass der schwarzmetallische Sprint gelingt. Auch ein „A Necessary Leap“ mit seinem verstörenden Riff – ein Hauch von Math schleicht sich hier ein – zehrt an den Nerven und wird doch wieder in Cult Of Luna’schen Wellengang eingebettet, berauschend, verstimmt, einem mächtigen Klangwall gleichkommend.
Ganze 40 Minuten lang halten Lento ihre kompromisslose Lärmbelästigung durch, die nicht immer einfach zu verdauen ist, doch wie so oft geht der Reiz vom sperrigen Auftreten aus, vom Biss und vom Mut zur Hässlichkeit, der diesen kurzen Klangkolossen innewohnt. „Anxiety Despair Languish“ bringt als Titel den klaustrophobischen Eindruck dieser Platte auf den Punkt. Man ist nicht selten kurz davor, aufzugeben, gibt sich aber dennoch dem latenten Wahnsinn der Italiener hin. Irgendetwas hat dieses Album, das fasziniert, das einen nicht loslässt. Man erarbeitet sich dieses ungezähmte Biest schrittweise und kann es doch nur in seiner Gesamtheit genießen. Der Weg ist das Ziel, die Ankunft lohnenswert.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 26.10.2012
Erhätlich über: Denovali Records (Cargo Records)
Website: www.lento-icon.blogspot.co.at
Facebook: www.facebook.com/lento.icon
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